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„Es war ein ziemlich toughes Programm …“

„Es war ein ziemlich toughes Programm …“
© BIRGITPICHLER.COM
Veröffentlicht:
24.11.2022
Nachwuchstalent Antonia Morett im tele-Talk zu „Der Gejagte – Im Netz der Camorra“ (Do., 8.12., 20.15, ServusTV). Im dritten Teil der Thrillerreihe avanciert die Tochter von Tobias Moretti an der Seite ihres Vaters zur Co-Hauptdarstellerin.
 

Schon kurz nach Ende der Dreharbeiten Anfang Oktober ist „Der Gejagte“ – so der Titel der Fortsetzung – auf ServusTV zu sehen. Nach dem Tod der Mutter landen Vater Matteo DeCanin und Tochter Laura im Kronzeugen-Schutzprogramm. Mehr als Teil 1 und 2 ist der nächste Akt des Thrillerdramas also ein „Vater-Tochter-Ding“, auch für die Morettis, die wieder gemeinsam vor der Kamera standen.

tele: Im dritten Teil von „Das Netz der Camorra“ ist deine Rolle deutlich größer, du bist quasi Co-Hauptdarstellerin. War dadurch auch die Intensität der Arbeit und deiner Rolle eine andere? 

Antonia Moretti: Ja, definitiv. Das Blatt meiner Figur – Laura – hat sich durch die Ereignisse der ersten beiden Teile, nicht zuletzt durch den Tod der Mutter, um 180 Grad gewendet. Auch die Arbeit mit Rick Ostermann, der bei „Der Gejagte“ Regie geführt hat, war anders. Mit ihm zusammen zu arbeiten, war ein großes Geschenk, weil wir diese Figur ganz ähnlich gesehen haben. Er hat sie in eine Richtung gelenkt, wo ich sie auch gerne haben wollte. Wir haben an einem Strang gezogen, und er hat mir viel Platz gelassen, meine eigenen Ideen zu Laura mit einzubringen. Das hat sich sehr spannend weiterentwickelt. Als wir das Ende des zweiten Teils gedreht haben, wussten wir ja noch nicht, wie es weitergeht, wo Laura landet, wie sie jetzt handelt und wie auch ihr Anteil an der Geschichte wächst. In ihrem Leben ist kein Stein mehr auf dem anderen geblieben.

tele: Laura fühlt sich durch das Kronzeugenschutzprogramm zunehmend eingesperrt, bricht aus und bringt sich damit in Gefahr. Wie hast du diesen Schritt empfunden? Eine nachvollziehbare Reaktion?

Antonia Moretti: Um die Rolle so zu verkörpern, wie sie angelegt ist, musste ich dafür eine gewisse Art von Verständnis bekommen. Nach acht Monaten auf einer Insel, nur zusammen mit dem gebrochenen Vater und ein bis zwei Personenschützern, ist der Leidensdruck so groß, dass es für sie keinen anderen Ausweg mehr gibt. Es ist wie eine Befreiung. Sie will diese Flucht, auch wenn sie damit möglicherweise ein tödliches Risiko eingeht. Sie riskiert alles für einen Funken Hoffnung, diesem Leben zu entkommen – und der Mafia. Keine Ahnung, wie ich persönlich in dieser Situation reagieren würde. Ich kann das schon nachvollziehen, dass man dann Sachen macht, die sinnlos sind oder bescheuert, fahrlässig. Wenn man das von außen betrachtet, denkt man natürlich: Oh nein! Was macht sie denn bloß. Aber bei so einem Leben klinkt sich irgendwann der Verstand aus.

tele: Hast du dich für diese Rolle auch mit dem Thema „Mafia“ stärker auseinandergesetzt? Mit der Welt der Camorra?

Antonia Moretti: Ich habe mich tatsächlich eingebunkert und versucht viel darüber zu lesen. Es gibt auch tolle Dokus zu diesem Thema. Es hat mich einfach gereizt, dieses Narrativ der Mafia, dieses System im Untergrund ansatzweise kennenzulernen und zu versuchen, es zu verstehen.

tele: Wie ist es, mit dem Vater zu drehen? Und wie hat sich die Arbeitsbeziehung Vater-Tochter im dritten Teil weiterentwickelt?

Antonia Moretti: Wir haben jetzt zum zweiten Mal miteinander gedreht, von dem her war es schon normaler, eingespielter, aber die Figuren waren ja dieselben. Wir wussten, wie der andere arbeitet, was er braucht, was er nicht braucht. Wie man mit Fragen, die man sich gegenseitig stellt, umgeht. Das hat es leichter gemacht, weil wir wussten, worauf wir uns einlassen. Außerdem bin ich ja auch mit seinem Beruf aufgewachsen. Ich glaube, wir bringen es gut auf die Reihe, das Private vom Beruflichen zu trennen, am Set professionell miteinander umzugehen und trotzdem eine Leichtigkeit und Freude bei der Arbeit zu haben.

tele: Inwiefern war die Arbeit mit Rick Ostermann anders als mit Andreas Prochaska?

Antonia Moretti: Die Arbeit ist mit beiden sehr spannend, man lernt auch als junge Schauspielerin unglaublich viel, aber sie haben eine ganz unterschiedliche Herangehensweise. Zum Beispiel bei Situationsbeschreibungen von Szenen. Andreas Prochaska war in dieser „Work-Spur“ drin, er ist präzise, extrem fokussiert und lässt sich von dieser Spur durch nichts abbringen. Rick Ostermann hat auch geswitcht, ging in andere Situationen, so dass man den Kopf frei gekriegt hat, und hat dann wieder mit der Szene weitergemacht.

tele: Ist das für dich als junge Schauspielerin eine der interessantesten Challenges: Sich immer wieder auf einen anderen Regisseur oder ein neues Team zu fokussieren?

Antonia Moretti: Total. Es bringt mir sehr viel, die verschiedenen Zugänge kennenzulernen. Und das arbeitet auch noch Wochen nach einem Dreh in mir nach.

tele: Du wurdest heuer für die Rolle der Laura als „Entdeckung des Jahres“ mit einer Romy ausgezeichnet. Was bedeutet dir dieser Award?

Antonia Moretti: Das kam für mich überraschend. Und dadurch, dass es ein Publikumspreis ist, hat es mich auch sehr gerührt. Ich war gerade in einer Situation, in der ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, mitten in meinem Studium, in dieser Physiotherapie-Blase. Und da kommt so ein Geschenk dahergerauscht, das bedeutet: Hey, uns gefällt, was du machst! Dann bekommt man wieder extrem Lust zu spielen. Es hat mich wahnsinnig gefreut.

tele: Wie hast du die Gala erlebt? Warst du schon einmal bei so einer Veranstaltung dabei?

Antonia Moretti: Es war das erste Mal. Ich war komplett überfordert, totale Reizüberflutung. Und wahnsinnig nervös. Und dann geht man da rauf, auf diese Bühne, und man muss etwas sagen – ich hab natürlich alles vergessen. Aber es war gut, sowas mal zu erleben, und es war ein wunderschöner Abend.

tele: Du studierst Physiotherapie: Wie lässt sich das Studium mit der Schauspielkarriere vereinbaren? Wo liegt für dich das Schwergewicht – Schauspiel oder Physiotherapie, oder weißt du das noch nicht?

Antonia Moretti: Ich mag mich noch nicht festlegen. Es ist sehr schwer, beides miteinander zu vereinbaren, vor allem während des Studienjahres, wenn viel zusammenkommt. Aber das Studium ist mir sehr wichtig, es dauert noch bis Juli 2023. Bisher war es mir nur möglich in den Sommerferien zu drehen, also von Juli bis September oder Oktober. Bei diesem Projekt (Anm.: „Der Gejagte“) musste ich die ersten drei Wochen in der Uni fehlen, aber das war alles mit der Studiengangsleitung abgesprochen. Ansonsten bin ich unterm Jahr für Dreharbeiten gesperrt, das ist einfach nicht anders möglich. Deswegen musste ich zuletzt auch viele schöne Projekte absagen, was mir ziemlich schwergefallen ist.

tele: Rollenangebote kannst du also erst ab Juli 2023 annehmen?

Antonia Moretti: Ja, dann hab ich wieder besser Zeit zu drehen und auch große Lust dazu. Ich lass mich überraschen. Aber jetzt mach ich erstmal mein Studium fertig, das gibt mir dann auch eine gewisse Unabhängigkeit.

tele: Hört sich aber nach einer Riesen-Challenge an, mitten im Studium zweispurig zu fahren …

Antonia Moretti: Am Anfang war es einfach, das waren nur einzelne Drehtage im Sommer. Das geht schon, aber wenn man einmal Blut geleckt hat, wie auch bei diesem Film, bei dem ich so viele positive Erfahrungen sammeln konnte, ist es schon ein Schnitt, wenn man dann wieder am Schreibtisch sitzt oder mit PatientInnen arbeitet.

tele: Umso mehr, als deine Rolle in „Der Gejagte“ deine bisher größte ist …

Antonia Moretti: Ja, das stimmt. Ich war auch zum ersten Mal in meinem Leben am ersten und am letzten Drehtag dabei. Das war echt cool, diese Stimmung aufzusaugen, welche Lust die Leute haben, diesen Film zu drehen, und wie traurig alle waren, als der Dreh vorbei war.

tele: Wann und an welchen Orten habt ihr gedreht?

Antonia Moretti: Von 5. September bis 5. Oktober. Es hat in den Weinbergen in Bozen angefangen, dann sind wir hinunter nach Ligurien – und haben in Lerici, La Spezia und Umgebung gedreht.

tele: Wie war es, in Italien zu drehen? Was verbindest du mit dem Land?

Antonia Moretti: Italien ist ein besonderer Ort für mich, weil wir dort in meiner Kindheit auch gewohnt und gelebt haben. Ich bin dort auch in die Volksschule gegangen. Und es war jetzt wunderschön, noch den Rest des Sommers dort zu verbringen und gleichzeitig auch in dieser Sprache zu arbeiten.

tele: Ungewöhnlich, dass ein Film zwei Monate nach Ende der Dreharbeiten schon ins Fernsehen kommt…

Antonia Moretti: Ja, das war irgendwie die Vorgabe, das Team hat unglaublich Gas gegeben. Ich wusste gar nicht, dass man einen Film so schnell fertigstellen kann.

tele: Hat das auch am Set ungewöhnlich viel Stress bedeutet?

Antonia Moretti: Es war ein ziemlich toughes Programm, sehr herausfordernd, das stimmt. Aber trotzdem hat Rick Ostermann in für uns wichtigen Situationen ein gutes Gespür gehabt, er hat Freiraum für Varianten gelassen. Man hat was ausprobiert, gemeinsam was herausgefunden, wenn es noch möglich war. Auch das war besonders: dass man unter so einem Termindruck dafür noch Zeit bekommt.

tele: Vielen Dank für das Gespräch!

 

Der lange Arm der Camorra – Kapitel 3

Spannend und brutal: Die Fortsetzung des Mafia-Zweiteilers „Das Netz der Camorra“, am 8. Dezember um 20.15 Uhr auf ServusTV.

In „Der Gejagte“ werden Matteo DeCanin (Tobias Moretti) und seine Tochter Laura (Antonia Moretti) unter Polizeischutz auf einer kleinen Insel vor der Küste Italiens versteckt. Matteo soll als Kronzeuge gegen die Camorra aussagen. Als Laura aus der Isolation ausbricht, will die Mafia sie mit brutalen Methoden über frühere Vertraute der Familie aufspüren. Es wird wieder blutig, Carabiniere Erlacher  (Harald Windisch) greift ein. Rick Ostermann („Das Netz – Spiel am Abgrund“) führte Regie, das Buch stammt von Stefan Brunner. Gedreht wurde vom 5.9. bis 5.10. in und um Bozen, in Ligurien und in der Region um La Spezia. Brillant als schwangere Mafia-Chefin: Gerti Drassl.

Interviews

„Es war ein ziemlich toughes Programm …“
Interviews, 24. November 2022
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