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„Das ist etwas, was ich gerne sehr lange machen würde“

„Das ist etwas, was ich gerne sehr lange machen würde“
© Sky
Veröffentlicht:
21.01.2020
Zum Start der dritten Staffel von "Babylon Berlin": Volker Bruch im tele-Talk

In der dritten Staffel von „Babylon Berlin“ (ab 24.1. auf Sky) ermittelt Volker Bruch erneut als (kriegs-)traumatisierter Kommissar Gereon Rath im Sündenbabel der „Roaring Twenties“. Was ihn am neuen Fall faszinierte, wie es Gereon Rath in Staffel 3 ergeht und was die preisgekrönte (u. a. Bambi, Grimme Preis) Serie für ihn selbst bedeutet, erzählt der Hauptdarsteller im tele-Interview.

tele: War es nach zwei Jahren Pause ein vertrautes Gefühl, wieder in die Welt von „Babylon Berlin“ einzutauchen?

Volker Bruch: Ja, gerade die Zusammenarbeit mit dem Team – das ja ziemlich genau das gleiche war wie bei der ersten Staffel – war sehr vertraut. Das hat mir auch sehr geholfen, sofort wieder diese konzentrierte Arbeitsweise aufnehmen zu können. Es war toll, dass wir uns alle schon so gut kannten. Das gibt ein sehr sicheres Gefühl für die Arbeit.

tele: Wie lange hat der Dreh für die zwölf neuen Folgen gedauert?

Volker Bruch: Sechs Monate haben wir gedreht. Dazu kamen noch ungefähr zwei Monate Vorbereitungszeit, insgesamt war es ungefähr ein Dreivierteljahr.

tele: In der neuen Staffel gibt es im Ensemble einige hochkarätige Neuzugänge. Gab’s auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten?

Volker Bruch: Ja, total. Einige sind in der gleichen Agentur wie ich, etwa Ronald Zehrfeld oder Meret Becker. Trystan Pütter ist ein alter Freund von mir, mit dem war ich am Max Reinhardt Seminar in Wien im gleichen Jahrgang. Hanno Koffler, der auch eine große neue Rolle hat, war ebenfalls am Seminar, zwei Jahre unter mir, genau wie Gerrit Jansen. Es gab von den neuen Darstellern eigentlich kaum jemand, den ich gar nicht kannte. Was auch deshalb toll ist, weil ich ja selber Fan dieser Schauspieler bin. Dass die dann in der Serie mitspielen und Teil dieses Universums werden, ist schon unglaublich.

tele: In der dritten Staffel musst du eine Mordserie im Filmmilieu der späten 1920er Jahre aufklären. Obwohl das Ganze wieder vor dem politischen und gesellschaftlichen Background der damaligen Zeit spielt – ist die dritte Staffel mehr Kriminalfall als die ersten beiden?

Volker Bruch: Es kommt einem zumindest anfangs so vor. Ich finde aber, das Tolle an „Babylon Berlin“ ist, dass die historisch-politische Komponente parallel zur Ermittlergeschichte passiert und sich nie in den Vordergrund drängt. Aber die Politik spielt in der neuen Staffel wieder eine große Rolle. Es gibt den Börsencrash, den „Schwarzen Freitag“ im Jahr 1929, man könnte sagen, das ist der geschichtliche Ankerpunkt dieser Staffel.

tele: War diese Ermittlungsarbeit in den Babelsberger Filmstudios, in der Welt des 20iger-Jahre-Stummfilmkinos und des Übergangs zum Tonfilm für dich besonders reizvoll?

Volker Bruch: Klar war das spannend, weil man auch sieht, was sich zu dieser Zeit technisch und produktionstechnisch verändert hat. Wir haben ja in der Marlene-Dietrich-Halle gedreht, wo 1926 schon Fritz Lang „Metropolis“ gedreht hat. Das ist schon irre, wenn man an diesen geschichtsträchtigen Orten steht und filmt – und dieses Studio dann in „Babylon Berlin“ sich selbst spielt!

tele: Wie entwickelt sich deine Figur, Gereon Rath, in der dritten Staffel weiter?

Volker Bruch: Gereon ist nicht mehr der Neuling, er hat Berlin ein bisschen zu seiner Stadt gemacht, ist nicht mehr so grün hinter den Ohren. Wir erfahren mehr über sein Privatleben. Er versucht ein guter Polizist zu sein, das gelingt ihm mal mehr, mal weniger. Zum einen hält ihn der neue Fall auf Trab, aber auch sein Leben mit Helga und die Zusammenarbeit mit Charlotte. Es wird jedenfalls wieder einigermaßen turbulent.

tele: Gereon und Charlotte, wie entwickelt sich diese Beziehung weiter?

Volker Bruch: Wenn die beiden in einem Raum sind, wird’s immer spannend. Ich möchte aber nicht zu viel verraten – was den beiden in Staffel 3 genau wiederfährt, muss man sich schon selber angucken …

tele: Welchen Stellenwert hat „Babylon Berlin“ in deiner Karriere und deinem Leben? Was hat sich da gefühlsmäßig in den letzten zwei Jahren getan?

Volker Bruch: Es ist für mich natürlich die bisher größte und vielleicht auch wichtigste Rolle. Das hat auch mit der Produktion zu tun, man ist ja immer nur ein kleines Rädchen in einem Riesenapparat. Wir können bei „Babylon Berlin“ auf einem so hohen Niveau arbeiten, dass es wahnsinnig reizvoll ist, immer weiter in diese Welt einzutauchen. Und das ist auch etwas, was ich gerne sehr lange machen würde. Ich hoffe, dass alle die Kraft und den langen Atem haben, den man braucht, um so eine Produktion fortzuführen. Es ist für mich ein ganz wichtiges Projekt und bedeutet mir sehr viel – gerade auch die Zusammenarbeit mit den drei Regisseuren (Anm.: Henk Handloetgen, Achim von Borries und Tom Tykwer) ist so einzigartig, so abwechslungsreich, belebend und inspirierend, dass ich hoffe, dass wir noch lange weitermachen.

tele: In deiner Rolle bist du ein starker Raucher, privat aber Nichtraucher. Wie kommst du damit klar, dass du als Gereon Rath ständig zur Zigarette greifst?

Volker Bruch: Es kommt ja immer auf die konkrete Szene an. In der „Roten Burg“ haben wir Wochen gehabt, wo ich jeden Tag zwei Schachteln geraucht hab, das ist nicht ganz ohne. Noch dazu rauche ich Kräuterzigaretten, weil ich eben keine Lust auf das Nikotin habe – die sind aber noch wesentlich ekliger. Der Gestank geht auch lange nicht aus den Fingern raus. Es kommt einem wirklich vor, als würde man sich vergiften. Aber Rath muss einfach rauchen, das ist klar. Da muss ich einfach durch, es passt einfach zu dieser Zeit und zur Figur und sieht im Bild auch einfach gut aus.

tele: Im Finale der zweiten Staffel gab es einen regelrechten Action-Overkill. Kommt Vergleichbares auch in der dritten Staffel auf uns zu?

Volker Bruch: Es gibt schon ein paar Action-Szenen, aber insgesamt ist es Action-reduzierter. Auf eine gewisse Art kommt man so den Figuren etwas näher, es wird viel Wert auf die Charakter-Entwicklung und die Beziehungen der Charaktere untereinander gelegt. Und ich glaube, das tut der Serie auch sehr gut. Also irgendwie hat sich das Projekt weiterentwickelt, aber es ist nach wie vor unverkennbar „Babylon Berlin“, man taucht in den ersten Folgen der dritten Staffel sofort wieder in diese Welt ein.

tele: Welchen Bezug hast du privat zu Berlin? Und hättest du gerne im Berlin der späten 1920er Jahre gelebt?

Volker Bruch: Berlin ist eine Stadt, die nach wie vor eine große Faszination ausübt. Eine Stadt der Kontraste, mit einem unglaublichen Nachtleben und einem großen kulturellen Angebot. Ich bin aber ganz froh, dass ich nicht im Berlin der Weimarer Republik gelebt habe, das ist nicht unbedingt ein Traum von mir.

tele: Danke für das Gespräch!

 

Babylon Berlin, Staffel 3

Auf Crashkurs: Berlin Ende 1929

Die dritte Staffel von „Babylon Berlin“ basiert auf dem Volker-Kutscher-Roman „Der stumme Tod“, Kommissar Gereon Raths (Volker Bruch) zweitem Fall. Während sich in Berlin die politische Stimmung weiter aufheizt, die Rechtsnationalen an Einfluss gewinnen und an der Börse der Spekulationswahn regiert, müssen Rath und Kommissarsanwärterin Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) in den Babelsberg Studios den Mord am Leinwandstar Betty Winter aufklären. Neu im Cast sind u. a. Ronald Zehrfeld als Unterweltboss und Partner des „Armeniers“ (Mišel Matičević) sowie Meret Becker als deren Verbündete.

Das „Showrunner“- Trio Henk Handloetgen, Achim von Borries und Tom Tykwer zeichnet auch bei den zwölf neuen Folgen für Buch und Regie verantwortlich, produziert wurde die dritte Staffel von X Filme Creative Pool in Koproduktion mit ARD Degeto, Sky, WDR und Beta Film.

Interviews

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Interviews, 21. Januar 2020
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