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Nach der Saison ist vor Jamaika: Skistar Manuel Feller im tele-Talk

Nach der Saison ist vor Jamaika: Skistar Manuel Feller im tele-Talk
Veröffentlicht:
14.03.2019
Vor den letzten Rennen des Skiwinters machte ÖSV-Star Manuel Feller kurz in Wien Station, um für Airwaves den neuen „Koffein Kaugummi“ zu promoten. tele sprach mit dem Stangenakrobaten aus Fieberbrunn im 25 Hours Hotel über die durchwachsene WM-Saison, den Stress im Weltcup-Zirkus, Selfies am Fließband und die Musik, die ihn durch den Rennwinter begleitet.

Beim Weltcup-Finale in Soldeu, Andorra, bestreitet Manuel Feller mit dem Riesenslalom und Slalom die letzten Weltcup-Rennen dieses Winters. Vor der Abreise zum Saisonabschluss traf Franz Jellen den Tiroler in Wien zum Interview.

tele: Manuel, was hast du nach der WM gemacht, wie geht’s dir vor dem Saisonfinale?
Manuel Feller: Wir haben fünf Tage sehr intensiv trainiert, um im Riesentorlauf wieder den Anschluss zu finden. Aber nach der Woche hab ich mich psychisch wie körperlich wieder etwas erholt.
tele: Ein Promo-Termin in Wien geht sich vor dem Saisonfinish für dich gut aus?
Manuel Feller: Im Großen und Ganzen ist es so, dass ich den Termin mit einem Stadt-Wochenende kombiniere. So oft habe ich auch nicht die Möglichkeit, dass ich nach Wien komme. Airwaves hat mir hier auch ein Super-Hotel gebucht, das ist mal was anderes und ein bisschen Abwechslung für mich. Ich sehe so viele Hotels übers Jahr, und dieses hier ist schon besonders.
tele: Die WM ist ja fast untypisch für dich verlaufen. Normalerweise bist du sauschnell unterwegs, es gibt aber immer die Gefahr, dass du ausfällst. Was war in Aare anders?
Manuel Feller: Das stimmt. Im Riesentorlauf wäre es schön, wenn ich die ganze Zeit schnell wäre. Im Slalom war es aber so: Wenn ich heuer am Start war, war ich auch vorn dabei, egal ob ausgefallen oder nicht. Wenn die Zwischenzeit passt, beruhigt dich das irgendwie auch. Im Riesentorlauf war es so ein Auf und Ab, teilweise sehr gut, teilweise gar nicht. In Aare hab ich im Riesentorlauf leider überhaupt keinen Speed zusammengebracht.
tele: Da spielt sich ja sicher auch im Hintergrund einiges ab, was der Skifan am TV-Gerät nicht mitbekommt …
Manuel Feller: Es war für mich eine spezielle Situation: Ich habe von Atomic einen eigenen Servicemann bekommen, was im Allgemeinen ein Riesenschritt nach vorne ist. Was man aber dabei nicht vergessen darf ist, dass man am Anfang auch sehr wenig Erfahrung miteinander hat. Das heißt jetzt nicht, dass du dich für ein Rennen nicht hundertprozentig vorbereiten kannst. Aber wir hatten zum Beispiel heuer oft von Freitag oder Samstag bis zum Renntag 10 bis 15 Grad Temperaturunterschied. Und wenn ich da ein neues Team hab, wird es kompliziert. Das ganze Radl muss erst richtig ins Laufen kommen. Wir hatten noch zu wenig Rennerfahrung, und allgemein als Team zu wenig Erfahrung, um von einem Tag auf den anderen das ganze Konzept über den Haufen zu schmeißen. Wir hatten in dieser Zusammensetzung nicht die Erfahrungen aus den Vorjahren. Wir haben mehr oder weniger akzeptiert, dass das ein Lehrjahr war. Aber natürlich haben wir unsere Ziele trotzdem weiterverfolgt und haben sie auch fürs Saisonfinale noch. Auch wenn wir nicht um eine Kristallkugel mitfahren werden, so wie ich das vielleicht im Sommer noch im Kopf hatte.
tele: Was heißt das konkret fürs Weltcup-Finale?
Manuel Feller: Wir werden versuchen, aus dieser Saison so viel wie möglich zu lernen, möglichst viele Erfahrungen mitzunehmen. Das gilt auch für den Saisonabschluss, die letzten Rennen in Kranjska Gora und Andorra, wo es nach einem Großereignis gar nicht mehr so einfach ist den Fokus zu halten und auch körperlich noch einmal die letzten Körndln zu sammeln. Von dem her ist es jetzt auch passend, dass Airwaves mit „Airwaves Koffein“ den Kickstart mit einem neuen Produkt macht. Das gibt mir mehr oder weniger auch den letzten Kick für die letzten Rennen. Auch in diesem Sinne ist das eine passende Partnerschaft, würde ich sagen.
tele: Der letzte Kick fürs Rennen – das ist sicher etwas, das Top-Fahrer suchen, um ans Limit gehen zu können. Da geht’s auch um die mentale Ebene.
Manuel Feller: Ich bin ein Morgenmuffel und hab gleichzeitig auch immer wieder Zeitprobleme, weil ich in der Früh sehr oft knapp dran bin. Und in dem Sinne ist es einfach praktisch, dass ich jetzt einen Airwaves Koffein-Kaugummi zur Hand hab, dann muss ich nicht noch zehn Minuten an der Bar die Zeit verplempern und einen Kaffee trinken. Der Kaugummi ersetzt dann quasi den Kaffee. Bzw. den halben Kaffee, also nehm ich halt zwei.
tele: Aber grundsätzlich: Wird in der absoluten Spitze nicht nach jeder Möglichkeit gesucht, um mental stärker zu werden und die letzten Hundertstel herauszukitzeln? Was machst du in diesem Bereich?
Manuel Feller: Wir machen schon was. Im Sommer ist es bei mir so, dass ich alle vierzehn Tage mit einem Mentalcoach eine Stunde Training mache. Wobei es da eher darum geht, dass er mir hilft auf gewisse Sachen draufzukommen, um selbständig Konzepte oder Herangehensweisen zu entwickeln, die ich zuerst im Training und dann auch im Wettkampf anwende. Dabei müssen wir natürlich auch erst herausfinden, was ich wirklich brauche und was mir gut tut. Im Winter mache ich eher weniger, nur so zwei, drei Mal über die Saison verteilt. Der Grund liegt darin, dass unser Zeitplan so eng ist und ich mit dem Kopf immer schon beim nächsten Rennen sein sollte. Ich analysiere natürlich alles, was das rein Skifahrerische betrifft und, was die Fehler waren. Aber vom mentalen her kann ich während der Saison nicht alles groß zerlegen. Das sind Sachen, die mache ich dann im Frühjahr wieder. Da rollst du die ganze Saison auf und findest Zusammenhänge, warum ist das oder das passiert. Und dann versuchst du eben mit dem Mentalcoach zusammen – vielleicht sogar in Kombination mit dem Ski-Trainer und dem Servicemann, denen ja auch gewisse Sachen auffallen – ein neues, verbessertes Konzept für die nächste Saison zu entwickeln.
tele: Du hattest in den Vorjahren ein bisschen das Image eines bunten Hundes im Weltcup-Zirkus. Das hat sich jetzt doch geändert. Wolltest du selbst eine Imagekorrektur erreichen?
Manuel Feller: Da war ja kein Konzept dahinter, ich war so, wie ich bin. Aber ich weiß natürlich, was du meinst. Das Problem ist, das gewisse Sachen immer mehr Fragen aufgeworfen haben – und mir ist das einfach zu viel geworden in den letzten Jahren. Das ganze Rundherum im Winter ist ja ohnehin ein intensives Paket, mein Zeitplan ist so eng, da bin ich dankbar, wenn ich mir unnötige Fragen ersparen kann. Ich sag immer: Skifahren ist nicht alles im Leben, ich würde mich auch gern in der Öffentlichkeit mehr für andere Sachen einsetzen, aber im Winter ist dafür einfach zu wenig Platz. Aber das hat damit, dass sich jetzt meine Persönlichkeit verändert hätte, null zu tun. Und es war auch früher nicht so, dass ich jetzt Aufmerksamkeit gebraucht hätte. Mittlerweile schraube ich das ein wenig zurück, damit mir nicht alles auf den Kopf fällt.
tele: Ist das Rundherum zu viel geworden? Der Weltcup-Zirkus ist ja doch auch ein Medienzirkus, andererseits bist du selbst in den sozialen Medien sehr aktiv.
Manuel Feller: Social Media hat im Allgemeinen sehr viel verändert. Du stehst noch mehr in der Öffentlichkeit. Einerseits ist es auch Werbung, das kann man ja auch so sehen; andererseits kennen dich dadurch noch mehr Leute. Nicht nur Skifans. Bei mir ist es so: da sind viele Leute, die Skifahren gar nicht so interessiert, sondern die mein Leben davon unabhängig verfolgen. Natürlich ist es mehr geworden, schon allein durch die Handys. Früher hattest du vielleicht zweihundert vorgeschriebene Autogrammkarten, die du verteilt hast. Heute stehst du eine halbe Stunde da und machst Fotos und musst Autogramme auch noch schreiben.
tele: Du sprichst die vielen Selfies an, die du im Lauf der Saison machen musst. Ist dabei der Zeitdruck das Hauptproblem?
Manuel Feller: Das Problem ist: Viele Leute haben heute keinen Respekt mehr, das Foto steht im Vordergrund, und die Person, mit der man es macht, ist quasi nur mehr ein Ausstellungsstück. Das hat sich massiv verändert – und das ist auch für uns sehr anstrengend. Das merken wir vor allem in der Jänner-Phase bei den Rennen in der Schweiz und Österreich. Ich sag‘ immer: ich liebe meine Fans, wir leben auch von den Fans. Nur wissen leider viele Leute nicht, wo die Grenze ist. Das hat einfach damit zu tun, wie viel Respekt ich vor meinem Gegenüber hab, egal was für ein Mensch das ist. Das muss jetzt kein Manuel Feller oder Marcel Hirscher sein. Der Respekt ist bei vielen Leuten heute nicht mehr vorhanden, weil das Selfie an sich mehr wert ist als alles andere, nur damit man es herzeigen kann. Da wird oft ein Kind von der einen Seite vors Handy gezerrt, auf der anderen der Skifahrer – und dann wird auf Instagram gepostet: Schaut her, mein Kind hat ein Foto mit dem und dem gemacht. Da geht’s nur um das Materielle. Früher hatten die Fans, wenn sie einen Skirennfahrer getroffen haben, noch eine Geschichte fürs Leben. Heute muss jeder sein Foto haben und muss das aber auch noch jedem zeigen. Der Moment selbst ist leider nicht mehr viel wert …
tele: Überbelastung ist im Ski-Weltcup immer wieder ein großes Thema. Wie siehst du das?
Manuel Feller: Einen Zeitplan, wie wir ihn jetzt im Februar rund um die WM hatten, gibt’s in anderen Sportarten nicht. Ich hab hundertprozentig Verständnis dafür, dass wir von Oktober bis Ende März unser Geschäft erledigt haben müssen. Weil in dieser Zeit werden die Skier verkauft, da wird Skifahren geschaut, da ist Schnee und da ist Winter. Fertig. Aber man muss das auch mit anderen Sportarten vergleichen: Ein Profiboxer hat vielleicht zwei Wettkämpfe im Jahr. Ein Fußballer hat – wenn er ein Turnier spielt – drei Spiele in der Woche, die aber alle am gleichen Ort. Und wir sollen in sieben Tagen fünf Wettkämpfe an drei Orten machen. Mit Flügen, Training und allem Drum und Dran. Wir haben aber nicht nur Handgepäck dabei, sondern ich hab fünf große Gepäckstücke, die ich immer herumschleppen muss. Und wir stehen dann am Start und sollen einen Sport ausüben, der volle Fokussierung und hundertprozentige körperliche Fitness verlangt, um den Sport auch optimal und sicher ausüben zu können. Es gibt ja auch wenige Sportarten, die so ein hohes Verletzungsrisiko haben wie Skifahren. Und das ganze Paket ist heute für uns fast nicht mehr tragbar.
tele: Hörst du im reiseintensiven Winter viel Musik? Auch vor den Rennen?
Manuel Feller: Musik ist eines meiner größten Hobbys. Musik hören zumindest. Das begleitet mich schon seit der Kindheit, und das ist auch vor den Rennen so: Kopfhörer rein vor dem Start, das ist mein Tunnel.
tele: Welcher Sound hat dich durch die letzte Saison begleitet.
Manuel Feller: Ich bin Reggae- und Dancehall-Fan. Wobei Dancehall sehr kurzlebig ist, es kommen jede Woche neue Hits raus. Von dem her lebt man da immer mit, es entwickelt sich immer weiter. Von dem her kann ich jetzt nicht sagen, ich hätte einen Lieblingssong, weil nächste Woche ist es wieder was anderes.
tele: Mit Mainstream-Pop kannst du also weniger anfangen?
Manuel Feller: Ich glaub, mindestens neunzig Prozent von den Liedern, die ich höre – inklusive der Interpreten – werden in Österreich wenige Leute kennen.
tele: Kann man sich mit Reggae gut auf Rennen einstimmen? Dominik Paris und Metal-Sound, das ist irgendwie leichter nachzuvollziehen – und er hat ja heuer auch einige Siege eingefahren …
Manuel Feller: Ich kann mich mit Musik sehr gut steuern, würde ich sagen. Dadurch, dass ich Reggae und Dancehall mag, geht das schon. Dancehall pusht mich – und Reggae bringt mich wieder runter. Reggae hat mehr diesen positiven Touch, während Dancehall beinhart reflektiert, was im Leben passiert.
tele: Du bist ein großer Bob-Marley-Fan …
Manuel Feller: Ja, und das hat nicht nur mit seiner Musik zu tun, sondern generell mit seiner Persönlichkeit. Er hat meiner Meinung nach sehr früh sehr viele Dinge erkannt. Seine Ansichten über die Welt waren damals schon ganz besondere. Das hat mich immer fasziniert – auch in der Kombination damit, wo er hergekommen ist, was er sonst gemacht hat. Wie er das bis zum Ende durchgezogen hat. Das war bemerkenswert.
tele: Du bist ja auch öfter in Jamaika. Kam das über die Musik?
Manuel Feller: Ich war schon drei Mal dort, wollte die Kultur kennenlernen, mehr über das Land und die Leute erfahren. Ich glaube, es gibt kein Land mit so wenig Einwohnern und im Verhältnis dazu so vielen Musikern auf einem Fleck. Es gibt dort halt auch wenig anderes. Leichtathletik vielleicht noch …
tele: Hast du Usain Bolt schon kennengelernt?
Manuel Feller: Ich selbst leider nicht. Ein Freund von mir hat ihn in Kingston auf einer Downtown-Party getroffen. Auf einmal stand Usain Bolt neben ihm. Ich weiß jedenfalls, dass er auf den gleichen Partys wie wir unterwegs ist, vielleicht ergibt es sich ja noch. Und mit Usain Bolt würde ich sogar ein Selfie machen … (lacht)
tele: Was machst du nach dem Saisonfinale in Soldeu?
Manuel Feller: Zuerst gibt’s noch Skitests und die österreichische Meisterschaft. Am 30. März ist die Saison vorbei, dann gibt’s Urlaub.
tele: Was steht da auf dem Programm?
Manuel Feller: Auf jeden Fall wieder zwei Wochen Jamaika!
tele: Dann viel Erfolg bei den letzten Rennen und danke für das Gespräch!

 

 

 

Manuel Feller Airwaves Koffei 5

Interviews

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Interviews, 14. März 2019
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