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Gangs of Neukölln

Gangs of Neukölln
© TNT Serie
Veröffentlicht:
08.05.2017
Das Berliner Mafia-Epos „4 Blocks läuft ab 8. Mai immer montags auf TNT Serie. Regisseur Marvin Kren im Tele-Interview über Scorsese, das Gangster-Rapper-Casting und die perfekte Schlägerei.

Marvin Kren kann Horror („Blutgletscher“) und Krimi („Berlin Eins“, „Tatort“), nun widmete er sich dem Mafia-Epos:

"4 Blocks"  - Mafia-Thrill aus Berlin

Machtkampf im Neuköllner Drogenclan in sechs Folgen, Gangsterrapper inklusive: Familienoberhaupt Ali „Toni“ Hamady (Kida Khodr Ramadan) will seine illegalen Geschäfte endlich hinter sich lassen, träumt von einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung und legalen Einkünften. Doch als sein Schwager Latif (Massiv) verhaftet wird, will Toni die Leitung des Clans nicht in die Hände seines durchgeknallten Bruders Abbas (Veysel Gelin) legen. Als plötzlich auch noch sein alter Freund Vince (Frederick Lau) auf der Matte steht und ein Polizeieinsatz eskaliert, nimmt das Schicksal seinen Lauf … Viel Begeisterung für Schulterklopfen, Bärte und liebevoll (wie heftig) inszenierte Schlägerei und ein Soundtrack direkt aus dem Viertel.

tele: Wie lief die Recherche im Milieu?
Marvin Kren: Ich bin losgezogen und ich hab mich gleich in den Schauspieler Kida Khodr Ramadan verliebt, der die Hauptrolle spielt. Das war ein cleverer Schachzug, weil er selbst ist libanesischer Kurde, er stammt aus diesem Milieu. Er hat dieses Insiderwissen. Mit seinem Freund Sami Nasser hat er mir Türen geöffnet, ich wurde freundlich aufgenommen. Es gab ein irrsinnig großes Mitteilungsbedürfnis: Die Migranten, die Araber aus Neukölln, waren total glücklich, als sie gemerkt haben, dass aus ihrer Perspektive eine Geschichte erzählt wird. Nicht wie in einem Tatort, wo sie die Bösen sind, sondern sie sind mehrschichtig, die Bösen und die Guten. Ihre eigenen Legenden bekommen plötzlich einen Film.

Das Mafia-Genre wird zelebriert …
„4 Blocks“ ist in erster Linie eine Mafiaserie. Es muss also Spaß machen, dem Verbrecher zuzuschauen. Gleichzeitig ist es eine Milieu-Studie über diesen speziellen Bezirk Neukölln. Und erzählt davon, warum so viele arabische Clans mit dem Verbrechen zu tun haben. Eine Balance zwischen dem Vergnügen des Genres und einer, wenn man so will, politischen Ergründung des Themas ist wichtig. Wir hatten schon eine gewisse Verantwortung.

Versucht man, Klischees zu vermeiden?
Manchmal geht man auch gern in ein Klischee hinein und suhlt sich darin (lacht).

Wie oft in deinem Leben hast du „Casino“ von Martin Scorsese gesehen?
Gar nicht so oft, zwei drei Mal. Ich hab öfter „Goodfellas“ gesehen (lacht). Aber ich mag alles, was in diesem Genre spielt. Von klein auf haben mich Mafiafilme immer inspiriert, sie sind für mich „larger than life“, überhöhte Familiengeschichten mit extremen Charakteren, extremen Verbindungen.

Wie schaut's bei „4 Blocks“ aus in Sachen Frauenrollen?
Wir haben da schon drauf geachtet. Wir haben mit der Amara, der Schwester der drei Gangster, eine Frau entwickelt, die zwar eine gläubige Frau ist, aber gleichzeitig auch eine gläubige Frau ihres Herzens. Das heißt, sie möchte mit dem Verbrechen nichts mehr zu tun haben. Dann gibt es noch eine richtig taffe Gangsterbraut, die die Männer gegeneinander ausspielt. Und es gibt die Frau von Toni, auch eine sehr starke Frau, die ihn herausfordert.

Wie kam’s zum Gangster-Rapper-Casting?
Kidas Bruder sollte ein wirklich gefährlicher Typ sein. Ich habe gemerkt, dass die Schauspieler nicht diese Präsenz an den Tag legen können und hab angefangen, Gangster-Rapper zu casten. Und dann sind Veysel und Massiv ans Set gekommen und beide waren beeindruckend, vor allem der Veysel hat so eine Präsenz an den Tag gelegt, da habe ich gemerkt, ich hab Angst vor dem Typen. Ich wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, aber mir war klar, dass diese gewisse Unsicherheit, die der in mir auslöst, etwas Spannendes machen wird. Ich wollte einen neuen Ton kreieren, der sich anders anfühlt, anhört. Deswegen wollte ich mit Leuten arbeiten, die genau diese Sprache von Neukölln sprechen.

Wie filmt man eine gute Schlägerei?
In dem man extrem viel vorbereitet. Und man muss den einzelnen Kämpfern eine Figur geben. Die Qualität von Vince ist, er ist ein Berserker. Wenn der mal loslegt, kennt der keinen Halt mehr, dann sieht er einfach nur mehr rot. In Folge zwei schlägt er acht Rocker zusammen, die alle einen Kopf größer sind. Da haben wir uns ein bisschen eine Bruce-Lee-Überhöhung erlaubt (lacht).

Das ist dann so genau choreographiert wie ein Ballett ...
Genau. Nur dass Freddy die Leute dann wirklich blutig haut (lacht). Aber dafür haben wir tolle Stuntleute, die gut versichert sind.

Wie ist der Soundtrack entstanden?
Wir waren so authentisch wie möglich bei Besetzung und Drehorten, man sollte Neukölln förmlich riechen. Also wollten wir natürlich auch, dass die Musik aus Neukölln kommt. Die Straßenrapper Gringo und Hasan K. haben uns ihren Soundtrack zur Verfügung gestellt.

Der Film ist mehrsprachig – wie habt ihr da die perfekte Lösung gefunden?
Ich habe beobachtet, wie die Jungs tatsächlich auf der Straße sind. Das ist eigentlich zu 80 bis 90 % Deutsch mit arabischen Wörtern verkleidet. Wichtig war da auch immer die Improvisation.

 

Info:

TNT Serie strahlt „4 Blocks“ ab 8. Mai immer montags um 21 Uhr aus. Die Serie feierte bei der Berlinale Weltpremiere. Die zweite Staffel ist bereits fix: Gedreht wird vermutlich Ende 2017, ausgestrahlt 2018, geplant sind ebenfalls sechs Folgen.

Interviews

Gangs of Neukölln
Interviews, 08. Mai 2017
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