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Ulrich Mühe

Ulrich Mühe
Geburtsort:
Grimma (damalige DDR)
Sterbedatum:
2007-07-22
Auszeichnungen:
BAFTA (GB) 2008
Bayerischer Filmpreis 2006, 1990
Bayerischer Fernsehpreis 2005
Deutscher Fernsehpreis 2005
Deutscher Filmpreis 2006
Deutscher Filmkritikerpreis 2007
Europäischer Filmpreis 2006
Iinternationales Filmfestival von Kopenhagen (Dänemark): Goldener Schwan 2006
Veröffentlicht:
27.07.2007
Man bescheinigte ihm einen "sensiblen Kopf, Augen, die fragen, irrlichtern", und vor allem "eine Wachheit, eine Klugheit, Wissen um das eigene Talent". Er spielte Theater, meist klassische Rollen. Seit Beginn der 80er Jahre sah man ihn auch in Kino und Fernsehen, 1986 erhielt er für den Theodor Lohse in "Das Spinnennetz" von Bernhard Wicki den Bayerischen Filmpreis. Ulrich Mühe wurde außerdem auf der Bühne u.a. als "Egmont" (1986) und in Oscar Wildes "Bunbury" bejubelt.

Mit dem Fall der Berliner Mauer startete Mühe so richtig durch. Neben wechselnden Theaterengagements konnte er nun auch internationale Filmangebote annehmen. Davon, ein Weltstar zu werden, war er allerdings noch weit entfernt: "1992 wurde ich von meiner Agentin nach London geschickt und habe acht Wochen lang Englisch gelernt. Anschließend bin ich nach Miami geflogen und habe in einer italienischen Serie mitgemacht, in der Bud Spencer die Hauptrolle spielte. Das war so eine Art Praktikum für mich."

Der Weg zum Ruhm führte Mühe über kindliche Spielereien wie "Rennschwein Rudi Rüssel" und umstrittene Schocker wie "Funny Games" (mit der dritten Ehefrau Susanne Lothar) bis zur Zusammenarbeit mit Star-Regisseur Costa-Gavras für "Der Stellvertreter". Auch im Fernsehen hat Mühe eine feste Heimat ­ ohne Kunstanspruch: "Das Fernsehen bietet mir die Möglichkeit, mein Gesicht zu zeigen und meine Miete zu verdienen."

Um seine Miete brauchte sich Herr Mühe keine Sorgen mehr zu machen, seit er als Dr. Robert Kolmaar in der Krimiserie "Der letzte Zeuge" auf Spuren- und Mördersuche ging. Erst 2005 erhielt er für seine Darstellung des sensiblen Pathologen den Bayerischen sowie den Deutschen Fernsehpreis. Dabei hatte er alle eigentlich Serienangebote stets abgelehnt.

Ulrich Mühe, bekannt aus Kinofilmen wie Helmut Dietls Komödie "Schtonk" (1991), wollte sich auf Theaterauftritte und Filme beschränken. Mit einem Preis für diesen Auftritt habe er nie gerechnet, so der 45-Jährige, der sich zu der Rolle überreden ließ, weil er den Regisseur Bernhard Stephan gut kannte und ihm bei der Auswahl der übrigen Schauspieler ein Mitspracherecht eingeräumt wurde.

Um als Dr. Robert Kolmaar überzeugend zu wirken, ließ sich der Schauspieler von einem echten Gerichtsmediziner aus Berlin den Umgang mit den Instrumenten zeigen und wohnte einer Sektion bei. "Das Ganze hat schon etwas Merkwürdiges", berichtete er. "Aber wenn man sich darauf einlässt, verliert es den Schrecken, und man erkennt, was die Rechtsmedizin für eine außerordentliche Wissenschaft ist."

Die Schauspielerei hingegen begriff der Ausnahmedarsteller als "politischen" Beruf: "Wenn sich ein Mensch traut, jeden Abend vor 500 Leute zu treten und Theater zu spielen, muß er auch eine gewisse Verantwortung übernehmen und sich mit der Gesellschaft auseinandersetzen", erklärte er.

Den Höhepunkt seiner Karriere konnte Mühe 2007 feiern, als er gemeinsam mit Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck zur Oscar-Verleihung reiste, um dort die Auszeichnung für den "Besten ausländischen Film" in Empfang zu nehmen. Für die Rolle als Stasi-Spitzel in "Das Leben der anderen" (2006) bekam Mühe neben dem Deutschen Filmpreis und dem Bayerischen Filmpreis noch zahlreiche weitere Ehrungen.

Nur wenige Monate nach der Oscar-Verleihung erlag er - für die Öffentlichkeit sehr unerwartet - im Juli 2007 einem Krebsleiden. Er hinterließ zwei Kinder aus erster Ehe, eine Tochter aus der Ehe mit Jenny Gröllmann, Anna Maria Mühe, und seine dritte Frau Susanne Lothar mit ihren beiden gemeinsamen Kindern Sophie Marie und Jacob.

Interviews

Ulrich Mühe
Interviews, 27. Juli 2007
Man bescheinigte ihm einen "sensiblen Kopf, Augen, die fragen, irrlichtern", und vor allem "eine Wachheit, eine Klugheit, Wissen um das eigene Talent". Er spielte Theater, meist klassische Rollen. Seit Beginn der 80er Jahre sah man ihn auch in Kino und Fernsehen, 1986 erhielt er für den Theodor Lohs… mehr >
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