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Blackout in Serie: „Alles finster“-Star Hilde Dalik im tele-Talk

Blackout in Serie: „Alles finster“-Star Hilde Dalik im tele-Talk
© ORF/Allegro Film/Anjeza Cikopano
Veröffentlicht:
25.04.2022
So ein Blackout kann auch lustig sein: Hilde Dalik hat daran in der neuen ORF-Comedyserie „Alles finster“ entscheidenden Anteil. Im tele-Interview spricht die Schauspielerin („Vorstadtweiber“) und tele-Klimaaktivistin über ihre Rolle, das (mediale) Krisendauerfeuer, Notfallpläne für den Ernstfall und die Bedeutung des Humors im Worst Case Modus.

So ein Blackout kann auch lustig sein: Hilde Dalik hat daran in der neuen ORF-Comedyserie „Alles finster“ entscheidenden Anteil. Im tele-Interview spricht die Schauspielerin („Vorstadtweiber“) und tele-Klimaaktivistin über ihre Rolle, das (mediale) Krisendauerfeuer, Notfallpläne für den Ernstfall und die Bedeutung des Humors im Worst Case Modus.

tele: Du spielst in „Alles finster“ die Dorfwirtin Elisabeth. Hast du privat Erfahrung in der Gastronomie?
Hilde Dalik: Das Gastgewerbe ist mir nicht ganz fremd, ich hab früher auch mal als Kellnerin gearbeitet. Aber das ist nicht etwas, was ich jahrelang gemacht hätte.

tele: Deine Rolle ist mehr als die der Wirtin …
Hilde Dalik: Elisabeth ist eigentlich die wahre Bürgermeisterin. Der Bürgermeister wurde nicht bei einer richtigen Wahl gewählt, das war eine b’soffene G’schicht. Er kriegt nichts auf die Reihe, er kümmert sich nicht um die Dinge, um die er sich kümmern sollte. Elisabeth ist in Kekenberg aufgewachsen, sie hat das Gasthaus von ihren Eltern übernommen. Und dort laufen nach dem Blackout alle Fäden zusammen. Früher hat man sich dort getroffen, um eine Besprechung nach einem Fußballmatch abzuhalten. Nun trifft man sich, um Krisengespräche zu führen.

tele: Welcher Typ Frau ist Elisabeth?
Hilde Dalik: Sie kennt sich aus im Leben, steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Sie ist nicht zimperlich, packt die Sachen an, kümmert sich um die Dinge, die erledigt gehören. Sie schaut den Tatsachen ins Auge. Bis auf eines: Ihr gefällt der Pfarrer, das verdrängt sie aber. Sie ist auch keine, die in die Kirche geht, weil sie weiß, dass Gott eine Erfindung des Menschen ist. Dass andere in die Kirche gehen und sich von Märchengeschichten einlullen lassen, akzeptiert sie. Aber sie weiß, dass beten allein nichts hilft.

tele: Eskaliert die Situation bei den Treffen im Gasthaus?
Hilde Dalik: Na ja, es gibt solche und solche Charaktere. Manche provozieren mehr, manche weniger. Manche tun gar nichts. Es ist jedenfalls so, dass Elisabeth versucht, das alles unter Kontrolle zu halten. Aber sie ist schwanger, und dann kriegt sie auch irgendwann ein Kind. Und in diesem Zustand kann man sich nicht mehr so sehr um alle anderen kümmern. Also das Ganze eskaliert schon, aber nicht unbedingt im Gasthaus.

tele: Du hast „Alles finster“ als Mutter gedreht … war alles easy am Set?
Hilde Dalik: Für mich war es easy, weil ich Eltern hab, die sich sehr gerne um meine Tochter kümmern. Das Rundherum passt und kann sehr gut organisiert werden. Ich finde auch, dass Schauspielerinnen im Filmgeschäft etwas privilegierter sind als andere Teammitglieder. An sich ist das Drehen nicht wahnsinnig familienfreundlich. Ich weiß, dass es für andere Mütter im Team – nicht nur bei dieser Produktion, sondern generell – teilweise sehr schwierig ist, wenn man nicht an dem Ort dreht, wo man wohnt. Wenn man von Montag bis Freitag weg ist, und Freitag gibt’s vielleicht noch einen Nachdreh. Das heißt, du schläfst nur ein paar Stunden und fährst dann nach Hause, bist wahnsinnig müde und sollst dich dann um die Kinder kümmern. Das finde ich nicht sehr familienfreundlich, aber es gibt halt nur eine gewisse Anzahl von Drehtagen. Ich hab durch meine Familie großes Glück. Und bei „Alles finster“ hatte ich zwar viele Drehtage, aber ich war nicht jeden Tag am Set.

tele: Bist du persönlich was Krisen betrifft ein eher ängstlicher Mensch – oder jemand, der sagt: „Das schaffen wir schon!“?
Hilde Dalik: Ich bin eher eine, die anpackt. Aber ich kenne auch das Wie-gelähmt-sein, von den Eindrücken überfordert sein. Auch jetzt durch den Ukraine-Krieg. Allein diese Bilder, die man sieht. Das ist so unfassbar traurig und unmenschlich, es macht einen auf vielerlei Ebenen fertig und lähmt einen. Ich finde es großartig, wie viele Menschen jetzt helfen, wie stark die Zivilgesellschaft ist. Ich hab auch viel mitorganisiert, hab aber auch bemerkt, wie mich das runterdrückt. Wie wahrscheinlich die meisten von uns.

tele: Erst Corona, nun der Ukraine-Krieg – und in den Medien wird quasi schon der Blackout als reale Gefahr herbeigeschrieben. Müssen wir uns an den permanenten Krisenmodus gewöhnen?
Hilde Dalik: Ich hab mir vorgenommen, dass ich sehr genau filtern muss, welchen Bildern und Informationen ich mich aussetze. Die schlechten Nachrichten dürfen nicht zu viele werden. Das muss man gut einteilen, ich glaub nicht, dass das die menschliche Psyche auf Dauer aushält. Als Covid angefangen hat, ist es mir auch so gegangen. Man wusste nicht, was es genau ist, man war auch überfordert von der Situation. Wenn immer noch was nachkommt, kommt es auch zu einer Art von Resignation, denke ich. Oder Müdigkeit. Man will einfach nur ausruhen und hofft, dass danach alles wieder gut ist. Man macht sich dann aber auch den Vorwurf, dass man Dinge verdrängt und sich nicht genug einsetzt. Man braucht einfach ein bisschen Zeit, um das alles einzuordnen, dann kann man Taten setzen, die gut sind.

tele: Hast du eine Art Notfallplan für einen Blackout?
Hilde Dalik: Nein. Also das hab ich, obwohl ich ja diese Serie gedreht hab, größtenteils verdrängt. Ich hab ein paar Wasservorräte zuhause, für den Fall dass das Wasser knapp werden sollte. Aber es gibt ja ein Liste, die man abarbeiten könnte, ich glaub vom Bundesheer. Das werde ich mir noch anschauen und vielleicht auch tatsächlich machen. Auch weil es ja nicht nur um mich selber geht, sondern um die Familie oder auch um Nachbarn, damit man in dieser Situation auch andere unterstützen kann. Längerfristig wäre es wahrscheinlich auch gut, auf andere Energien zu setzen. In meiner Familie ist es schon so, dass jetzt vermehrt – soweit das möglich ist bzw. wer ein Haus besitzt – auf Photovoltaik gesetzt wird, so dass man sich selber mit Strom versorgen kann.

tele: In der Serie kommen auch Prepper vor. Glaubst du, werden die jetzt in Anbetracht der jüngsten Krisen ernster genommen?
Hilde Dalik: Natürlich, aber es kommt auf das Maß an. Die Prepper in der Serie sind welche, die nicht gerne teilen wollen. Nicht so sehr durch das, was sie sind, sondern durch ihren Charakter schießen sie sich in der Dorfgemeinschaft selber ins Out. Wenn die Leute, die sich gut auf den Ernstfall vorbereiten und Lebensmittel oder andere notwendige Dinge des Alltags zu Hause horten, so damit umgehen, dass für andere auch was da ist, werden sie wahrscheinlich nicht belächelt. Eigentlich werden sie dann belächelt, wenn sie nur für sich selbst vorsorgen. Diese Charaktereigenschaft verbindet man auch ein bisschen mit Preppern. Diese Einstellung: Ihr dürft’s nicht rein in meinen Keller!

tele: Hast du jemals einen Hamsterkauf gemacht?
Hilde Dalik: Ganz zu Beginn der Covid-Krise, ich glaub im März 2020, hab ich tatsächlich etwas mehr eingekauft. Aber nicht zehn Packungen Klopapier oder so. Ich dachte nur: Falls jetzt auch noch ein Blackout kommt, wäre das blöd. Wir haben bei jedem Einkauf etwas dazu genommen, was länger hält. Ein richtiger Hamsterkauf war es nicht, ich hab keine Regale leergekauft … (lacht)

tele: Hält man einen Blackout am Land, wo es normalerweise mehr Nachbarschaftshilfe gibt, leichter aus?
Hilde Dalik: Das könnte man meinen, in unserer Serie sind wir ja auch am Land. Dort müsste das mit der Versorgung eigentlich ganz gut funktionieren. Blöderweise ist der einzige Landwirt gerade mit seiner Liebsten in Italien auf Urlaub, und niemand von uns möchte seine Schweine schlachten. Es gibt aber auch sonst nix. Sogar die, die da in ihrer kleinen Dorfgemeinschaft leben, sind abhängig von den großen Supermarktketten, die aber weiter weg sind, wo man mit dem Auto hinfahren muss und Benzin braucht – bei einem großen Blackout funktionieren aber auch die Tankstellen nicht mehr. Und die Leute in der Serie haben auch nicht vorgesorgt. Weil sie glauben, der Spar oder der Billa hat’s eh. Das läuft am Land auch so.

tele: Wann hast du den letzten Stromausfall erlebt?
Hilde Dalik: Kleine Stromausfälle gibt’s ja immer wieder, ich kann mich gar nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich deshalb einmal den Kühlschrank abtauen musste und wieder neu einräumen … Man kann sich ja nicht wirklich vorstellen, wie schnell das geht, wenn der Strom länger ausfällt, was da alles sonst noch passiert.

tele: Könntest du in so einer Situation deinen Humor behalten? Oder wäre die Lage zu ernst?
Hilde Dalik: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Ich glaub schon, dass es ernst wird, aber meine ganze Familie behält auch in den schlimmsten Situationen ihren Humor. Es gibt halt Situationen, wo einem zum Weinen ist, man aber trotzdem lacht. Das kenn ich. Es kommt einfach drauf an, wie lange so ein Blackout dauert, und wie viele Katastrophen schon vorher passiert sind. Es kann auch sein, dass man wieder zu lachen anfängt, weil’s eh schon wurscht ist …

Interview von Franz Jellen, tele

 

Stell dir vor, es geht das Licht aus …

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Prepper, Verschwörungstheoretiker, frustrierte Fußballer und überforderte Politiker. Und mittendrin die schwangere Gastwirtin Elisabeth, gespielt von „Vorstadtweib“ und tele-Klimaaktivistin Hilde Dalik. Im fiktiven Örtchen Kekenberg an der Della bringt ein europaweiter Stromausfall die Dorfgemeinschaft ins Wanken. Ausgerechnet vor dem Fußballmatch des Jahres gegen die ungeliebte Konkurrenz aus Mucking fällt in ganz Kekenberg der Strom aus. Bald wird klar, dass es sich um einen Blackout großen Stils handelt, der die Dörfler direkt in eine Ausnahmesituation manövriert, Nichts geht mehr – vom Handy über die Lampe bis zur Klospülung, von der Kasse im Supermarkt bis zur Zapfsäule an der Tankstelle. Ein perfekter Nährboden für Verschwörungstheorien und Weltuntergangsängste, aber auch für Zusammenhalt und Erfindungsreichtum, der von Regisseur Michi Riebl mit viel Situationskomik und einem hochkarätigen Cast (u.a. Harald Windisch, Martina Ebm, Miriam Fussenegger, Maria Hofstätter, Bettina Mittendorfer, Wolf Bachofner und Julia Edtmeier) in Szene gesetzt wurde.

Interviews

Blackout in Serie: „Alles finster“-Star Hilde Dalik im tele-Talk
Interviews, 25. April 2022
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