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Cornelius Obonya im Tele-Interview!

Cornelius Obonya im Tele-Interview!
© ORF
Veröffentlicht:
08.12.2017
Im weihnachtlichen Biopic „Die Trapp Familie“ (8.12., ORF 2, 20.15 Uhr) spielt Burgschauspieler Cornelius Obonya einen Nazi. Ein Gespräch über Zwischentöne und fotografierende Touristen, wenn man grad vom Balkon „Heil Hitler!“ schreit.

Derzeit inszeniert Cornelius Obonya mit seiner Frau Carolin Pienkos in Mailand „Die Fledermaus“. Für ein tele-Telefonat mit Julia Pühringer hatte er trotzdem Zeit.

Kannten Sie „The Sound of Music“ zuvor schon?
Cornelius Obonya: Nein. Ich wusste, dass die Trapp-Familie existiert, aber ich wusste auch, dass das eher eine amerikanische Tradition ist als eine österreichische oder deutsche. Meine Mutter war in den 1950ern Austauschschülerin in New York, sie erzählte, die Trapp-Familie war dort so bekannt war, dass sich drüben alle gewundert haben, warum hierzulande nicht alle jodelnd mit Lederhosen durch die Alpen springen, sondern es auch ganz normale Anzugträger gibt, die in einer Bank arbeiten. Dann habe ich einmal Film-Ausschnitte gesehen und mir gedacht, mein Gott, was ist denn das? Ich habe mich erst vollkommen anders damit beschäftigt, als die Dreharbeiten losgingen.

Zu Beginn solidarisiert sich Agathe von Trapp mit ihrer Nichte. Haben Sie sich gut mit ihren Großeltern verstanden, als Sie 18 Jahre alt waren? Hätten Sie einen schlauen Rat angenommen von ihnen?
Ich hätte immer einen schlauen Rat angenommen. Ich hab mich eigentlich ganz gut mit ihnen verstanden. Als ich 18 Jahre alt war und begonnen habe, auch politisch nachzudenken, war das Verhältnis zu meiner Großmutter (Paula Wessely, Anm.) manchmal nicht so lustig. Zu meinem Großvater (Attila Hörbiger) aber sehr wohl, obwohl der eigentlich genau das gleiche gemacht hat. Aber er ging anders damit um.
Da habe ich langsam begonnen, zu verstehen, was da los war und nicht. Aber ich hatte nie das Gefühl ich müsste weglaufen. Ich hatte meine ganz normalen pubertären Streitanfälle, es wäre ja auch furchtbar, wenn nicht, aber es gab immer eine Art von Grundvertrauen.

Der Film passt ja aktuell ganz gut ins TV-Programm, mit dem Thema müssen wir uns ja neuerdings wieder öfter beschäftigen. Wie sehen Sie das?
Ja, er ist aktueller denn je. Die Figur, die ich da gespielt hab, war für mich der Versuch, jemanden darzustellen, der kein total böser Mensch ist. Der hat einfach genug von allem. Und er möchte nicht beleidigt und herabgesetzt werden für das, wofür er im ersten Weltkrieg gekämpft hat. Das war ganz typisch für die Generation, diese „verführte“ Generation, die tatsächlich an das Wort „Sozialismus“ im Nationalsozialismus geglaubt hat. Die wollte, adass es der Arbeiterschaft wirklich besser gehen möge. Nur verbrämt eben mit diesem nationalistischen Weg, der immer nur der falsche sein kann. Wir haben heute als Nachgeborene heute das Glück, so viel Reflexion zu haben und so viel gelernt zu haben, dass wir wissen, dass es diesen Weg leider immer, aber es gibt auch den anderen. Jetzt stehen wir eh im Grunde wieder genau da. Fast zum dritten Mal in dieser zweiten Republik. Wenn so ein Film unter Umständen zu einem Mini-Mini-Teil was beitragen kann, dann bin ich sehr glücklich.

Der Film wurde auf Englisch gedreht, wie war das?
Das war ein Riesenvergnügen. Ich spreche die Sprache gerne und gut, das habe ich meiner Mutter zu verdanken und den ziemlich guten Lehrern, die ich hatte, man kann ja ruhig auch einmal etwas Positives über die sagen als ehemaliger Schüler (lacht). Ich kannte das schon aus der Zeit, wo ich Musical gemacht hab. Da war auch Englisch generelle Kampfsprache, da wird einfach hunderttausendmal weniger diskutiert und trotzdem inhaltlich gearbeitet. Aber es geht einfach schneller und direkter und klarer, das war ein reines Vergnügen. Ich konnte mich auch selbst nachsynchronisieren.

Macht so ein Hakenkreuz was mit einem?
Absolut. Auch das Parteiabzeichen am Revers. Für mich war aber eine andere Geschichte unangenehmer: Ich habe gleichzeitig in Salzburg den Jedermann gespielt. Und zwei Meter nebenan schreie ich von einem Balkon lauthals „Heil Hitler!“ und recke den Arm zum Gruß. Da stehen dann die Statisten und aufmerksame Salzburger, die sich denken, „Was ist jetzt?“ und gleichzeitig wurde ich von Gruppen von Japanern fotografiert, denen das alles eins war, ob das jetzt der Dom, ein Fiaker, oder ich, schreiend „Heil Hitler!“, war. Da fragt man sich schon: Was mach ich hier eigentlich? (lacht).

Sie spielen einen Chauffeur - mussten Sie lernen, mit dem alten Auto zu fahren?
Das war der einfache Teil. Das geht relativ schnell. Aber ich hab selbstverständlich Trockenübungen machen müssen, das Ding hat mittlerweile auch einen richtigen Wert. Aber das war ein extrem pflegeleichter Wagen, der auch sehr oft und viel bewegt wird und das merkt man. Und die Schaltung war relativ einfach. Was aus dem Film rausgeschnitten wurde: Ich musste auch Motorrad fahren. Aber dafür musste ich lernen, mit diesem Motorrad zu fahren. Und da war alles umgekehrt: Es gibt dort nur eine Bremse und die ist beim linken Fuß. Die Schaltung ist eine Knüppelschaltung mit drei Gängen und zwar zwischen den Beinen direkt neben dem Benzintank. Und der Gashebel ist ein kleines Hebelchen, das man mit dem rechten Daumen bedient. Das erforderte komplette Körperkoordination. Das Ding war von 1927, original. Gestoppt hat man es, in dem man mit der flachen Hand dem Motor die Luft abdrehte. Da bin ich einmal fast ins Filmteam gerast.

Es gibt zwei sehr fantastische Jungdarsteller in dem Film, Eliza Bennett und Johannes Nussbaum („Vorstadtweiber“) …
Das sind schlicht und ergreifend begabte Kollegen und ab dann hört gottseidank der Altersunterschied auf.

Die werden dann nicht erfürchtig angesichts des berühmten Burg-Schauspielers?
Das räumt man aus dem Weg, in dem man ganz schnell klar macht, dass man auch nur mit Wasser kocht. Und zwar wir alle, egal welchen Alters. Wir können alle voneinander etwas lernen. Ich kann auch von den Jüngeren etwas lernen, weil der Zugang ganz locker ist, was er bei mir nicht mehr wäre und sie von mir, dass man noch zwei, drei Gedanken an etwas verschwenden könnte. Aber das ist dann vollkommen egal, wenn sich alle gleich auf diesen Film vorbereitet haben.

Erzählen Sie uns doch was über die „Fledermaus“-Produktion!
Ich darf das gemeinsam mit meiner Frau Carolin Pienkos inszenieren, was mich sehr freut. Ich gehe dieses Mal auf die Regieseite. Das war ein ziemlich verrücktes Angebot an uns vom Alexander Pereira. Jetzt sind wir in Vorbereitungen. Dass meine Frau das mit mir eingeht, ist besonders schön, weil die kann das nun wirklich. Wir arbeiten gut zusammen, sie hat ja auch mich schon öfter inszeniert, das hat immer gut funktioniert, weil wir da ziemlich gleich ticken. Wir freuen uns wahnsinnig drauf.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Das Interview führte Julia Pühringer

 

FAMILIE TRAPP NEU ERZÄHLT

TrappFamilie 28Der Film beginnt lange vor „The Sound of Music“: Gerade ist die Frau von Marineoffizier Georg von Trapp (Matthew Macfadyen, „Die Säulen der Erde“) gestorben. Tochter Agathe (Eliza Hope Bennett), die älteste der zahlreichen Kinderschar, übernimmt die Organisation des Haushalts.
Als ihr Vater das neue Kindermädchen Maria (Yvonne Catterfeld) heiratet, fühlt sie sich nutzlos und ist eifersüchtig. Sigi (Johannes Nussbaum) ist ihr liebevoller Verehrer. Er engagiert sich gegen den immer lauter werdenden Nationalsozialismus, von dem Chauffeur Konrad (Cornelius Obonya) begeistert ist. Doch aus alter Verbundenheit warnt er von Trapp, der die Gefahr verkennt. Erst als er all sein Vermögen verliert, akzeptiert er auch den Vorschlag von Maria und Agathe, mit der Familie öffentlich aufzutreten – die Gelegenheit für die beiden Frauen, sich zu versöhnen …

Interviews

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Interviews, 08. Dezember 2017
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