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Nora Tschirner im Interview

Nora Tschirner im Interview
© Disney Pixar
Veröffentlicht:
09.08.2012
Im neuen Pixar-Abenteuer „Merida“ leiht Nora Tschirner („Keinohrhasen“) der rotlockigen Filmheldin ihre Stimme.

Eine neue Heldin braucht das Land, so dachte man bei Pixar. Und schuf die wunderbarste, unerschrockenste und rotlockigste Prinzessin aller Zeiten. Wildfang Merida liebt Bogenschießen, Reiten und hat’s nicht so mit der höfischen Sitte. Die schottischen Highlands sind beeindruckender Hintergrund des auch im kleinsten Detail fabelhaften neuen Pixar-Meisterwerks. Wir trafen die nicht minder fabelhafte Nora Tschirner in Schottland zum Interview, wo sie uns alles über die aufmüpfige Prinzessin erzählte. „Merida – Legende der Highlands“ läuft seit 2. 8. im Kino.

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Wir reden gleich mal über Sex. Ein Kollege hatte schrullige Erfahrungen mit Theater-Vorstellungsgesprächen, wo es eine Zeitlang Mode war, sich nackt auszuziehen. Wir lachen. Nora Tschirner lacht mit.

Ich habe bei „Soloalbum“eine sehr schöne Geschichte erlebt, da dachte ich, ich muss auch so super-locker sein. Herr Schweighöfer und ich hatten eine Liebesszene und ich hab mir gedacht, naja, dann kann ich ja eigentlich schon bei der Probe nur so im Schlüpfer agieren, nach dem Motto: ich bin hier der Voll-Profi, das macht mir alles gar nichts aus. Ich lege also meinen Mantel ab und eine Zehntelsekunde später wirft sich plötzlich eine Aufnahmeleiterin samt Bademantel auf mich und ruft panisch „Jetzt zieh das mal an, das ist auch schöner für's Team.“

Wir zerkugeln uns und kommen gleich auf's Thema Bodydoubles.

Das ist sicherlich manchmal üblich. Dann kuck ich mir die an und sag „Sorry, ich bin einfach besser, ihr könnt wieder gehen“ (lacht). Nein, ernsthaft, ich hatte noch nie eins.

Wir überlegen, ob Bodydoubles Visit-Karten haben? Da steht dann „Hintern von Kate Winslet“ drauf?

Ich hatte damit nie zu tun. Bei Stunts schon, aber nicht einfach nur für die Körperansicht. Wobei das vielleicht lustig wäre, wenn man mit Til Schweiger eine Liebesszene hat und sagt, sorry, Du weißt ja, ich mach das mit Dir nicht. Jetzt kommt die Janine.

Sind solche Szenen unangenehm?

Mit Til Schweiger, oder wie? Sicher (lacht). Nein, mit Til war’s sehr gut. Aber grundsätzlich ist es ist tatsächlich immer eine Herausforderung. Es ist nicht so meine Art, mit fremden Leuten einfach mal eben schnell so herumzuschnäbeln ...das ist schon komisch. Wenn aber alle Beteiligten mit Respekt und Professionalität rangehen, klappt es sehr gut.

Sind da echte Liebespartner manchmal eifersüchtig?

Das müssen Sie meine vier Ehemänner fragen. Ich glaube nicht, dass es da ein Problem gibt, ich wüsste nicht, warum. Das haben wir alles geklärt (lacht). Ich würde Euch natürlich jetzt gerne top-heiße News aus meinem Privatleben berichten, wie ihr wisst (lacht), aber leider, leider mach ich sowas ja nicht. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass das manchmal verwirrend werden kann, gerade für Partner, die nicht selbst Schauspieler sind.

Wie war's denn zu synchronisieren?

Wunderbar. Ich bin ein Riesenfan von dem Film, ich habe so gehofft, dass ich diesen Part kriege, weil ich schon nach den ersten Ausschnitten dachte, dass ich ihn selbst gerne sehen wollen würde. Er hat so eine Ronja-Räubertochter-Stimmung, die mich sehr gepackt hat. . Als ich dann die Zusage bekam, habe ich mich sehr gefreut. Wir hatten dann im Studio eine wirklich lustige und intensive Zeit mit dem Film.

Warst Du ein ähnlich abenteuerlustiges Mädchen?

Im Herzen sehr.

Aber ich konnte das natürlich nicht ganz so ausleben wie Merida. Als Stadtkind hab ich mich immer nach diesen Landschaften gesehnt, mitten in solch wilder, rauer Natur meine Zeit zu verbringen – für mich ein absolutes Traumszenario. Wenn ich bei Verwandtschaft auf dem Land war, habe ich mich dann wie ein Fisch im Wasser gefühlt.

Merida ist als coole Heldin schon die Ausnahme ...

Naja, es gibt ja auch spackige Männerhelden. Merida ist aber wirklich eine tolle Heldin. Sie in ihrer Lebenslust nicht beschneiden und setzt sich über Grenzen hinweg, wenn es sein muss.

Hast Du jemals für etwas kämpfen müssen?

Ja. Und man wird schnell mal als schwierig beschrieben, wenn man sich für Dinge einsetzt...Im Beruf gab und gibt es immer wieder große Kämpfe, das gehört zu diesem Job. Und so sehr ich Harmonie liebe, bin ich nicht konfliktscheu, wenn’s drauf ankommt. Meine Eltern haben mich aber gut dafür gewappnet. Sie selbst haben mir allerdings nie groß Anlass für Rebellion gegeben.

Es gab also nichts, womit Sie ihre Eltern zur Weißglut treiben konnten?

Ach doch, das gibt's auch immer noch. Ein Königreich an Möglichkeiten. Ich sag dann immer „Ihr wolltet Kinder“. Der Satz zieht auch mit 30 noch gut. Denn dann müssen sie immer lachen.

Was sind die Helden Deiner Jugend?

Männlicherseits meine Klassiker, Alf und MacGyver. Das A-Team, später dann, das war schon sex on legs ... mädchenmäßig lag Ronja Räuberstochter sehr weit vorn.

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Wie funktioniert das so beim Synchronisieren, sitzt man da alleine in der Kabine?

Die Cutterin und ich sitzen in einem Raum und nebenan hinter einer Glasscheibe sitzen die Regisseurin und der Tonmeister. Ich übernehme natürlich viel vom Original und versuche so nah wie möglich dran zu bleiben. Manche Sachen kann man von den Sprachbögen her leider nicht so ins Deutsche übertragen.

Was war am Schwierigsten?

Lachen ist superschwierig. Viel schwerer als Weinen, das ist auch beim Drehen so. Auch staatstragende Reden wie die im Thronsaal. „Mein Volk“, so rede ich einfach selten (lacht), das ist ein Tonfall, der sehr selten im Film vorkommt, da muss man die richtige Mischung zwischen Wahrhaftigkeit und staatstragend finden.

Sind da auch Kollegen dabei oder ist man da allein?

Ich glaube, das ist Geschmackssache. Für mich selbst ist es wichtig, alleine zu sein. Meine Art mich ans Original heranzutasten funktioniert viel über Rhythmik und Musikalität. Das erfordert große Konzentration, die durch Sprechpartner eher beeinträchtigt würde. Im besten Fall ist der Raum völlig dunkel und ich bin in einem eigenen Raum in meinem Kopf

Hast Du da auch Requisiten im Büro? Ein Pferd wird ja nicht im Studio stehen ...

Ich hätte gern ein Pferd im Studio! Aber ich bekomme nie eins! Hach, dieses tolle Merida-Pferd, „Angus“. Nein, Requisiten gibt's eigentlich nicht, außer wenn man isst oder trinkt. Meine erste Szene sollte sein, wie ich in einen Apfel beiße, aber ich hab leider eine Apfelallergie, da hab ich mich doublen lassen (lacht). Wenn Merida von einem Pferd springt, versuche ich aber schon, die Bewegungsabläufe mitzunehmen, Das sieht sicher von außen lustig aus und ich werde dabei auch nicht so wahnsinnig gerne beobachtet.

Was war der letzte Animationsfilm, bei dem Du geweint hast?

Gilt „Avatar auch“? Bei „Merida“ hab ich hab die letzten 17 Minuten durchgeheult.

Vielen Dank für das Gespräch.

Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde zum Gegenlesen eingereicht und in großen Teilen von Nora Tschirner umgeschrieben.

Das Interview führte Julia Pühringer

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Nora Tschirner im Interview
Interviews, 09. August 2012
Eine neue Heldin braucht das Land, so dachte man bei Pixar. Und schuf die wunderbarste, unerschrockenste und rotlockigste Prinzessin aller Zeiten. Wildfang Merida liebt Bogenschießen, Reiten und hat’s nicht so mit der höfischen Sitte. Die schottischen Highlands sind beeindruckender Hintergrund des a… mehr >
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