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„Vernunft ist nicht unbedingt der Schlüssel“

„Vernunft ist nicht unbedingt der Schlüssel“
Veröffentlicht:
16.09.2006
Gespräch mit August Zirner über den ARD-Film "Wut
Als dessen Vater Simon mitbekommt, wie sehr sein Sohn darunter leidet, greift er ein – und wird so selbst zur Zielscheibe.

August Zirner spielt den Vater, der durch Hass und Aggression seine Prinzipien über Bord wirft und in die Spirale der Gewalt gerät.

Drehbuchautor Max Eipp hat in der Figur des Simon persönliche Erfahrungen verarbeitet. Wie nahe stand Simon Ihnen?
August Zirner: Ich habe bei meinen vier Kindern schon mit Pubertäten und dergleichen zu tun gehabt. Aber die Vorerfahrungen, die Max Eipp gemacht hat, habe ich nicht.

Wie war denn die Zusammenarbeit mit Oktay Özdemir?
August Zirner: Das war eine kulturelle Bereicherung insofern, als Oktay ein Meister der Improvisation ist. Ich bin eher ein Mensch, der sich vorbereitet und sich alles vorher zurechtbaut – auch wenn ich am Ende vielleicht doch loslasse und alles anders mache.

Zwischen Ihnen sind ja auch hinter den Kameras ganz unterschiedliche Lebenswelten aufeinander getroffen...
August Zirner: Ja, aber da hat ziemlich schnell eine Annäherung stattgefunden. Oktay ist zum Beispiel auch schon Vater, und so kam es, dass wir über unsere Kinder gesprochen haben, darüber, was es heißt, Vater zu sein oder was uns Freundschaft bedeutet.

Im übrigen sind Sie als gebürtiger Amerikaner das Drehen in multikulturellen Konstellationen ja gewohnt...
August Zirner: Ja, ich drehe tatsächlich sehr gern in internationalen Konstellationen, weil ich die Gespräche und Begegnungen sehr interessant finde. Ich bin nun mal kein Deutscher, und auf englisch zu drehen ist wie ein Heimspiel.

In der Auseinandersetzung mit Can steigt Simons Bereitschaft es Can mit gleichen Mitteln heimzuzahlen. Ist das nicht eine Bankrotterklärung der Vernunft?
August Zirner: Sicher, einerseits schon. Andererseits: Vernunft ist etwas Schönes, aber um Mensch zu bleiben, ist Vernunft nicht unbedingt der Schlüssel. Ein anderer ganz wesentlicher Teil ist das Herz.

Wie lässt sich die Eskalation des Konflikts in "Wut" Ihrer Meinung nach aufhalten?
August Zirner: Der Film erzählt ja die Geschichte zweier Menschen, die eine jeweils andere Kultur in sich tragen und zwischen denen keine Verständigung mehr möglich ist. Ich kenne aber auch viele Beispiele gelungener Integration. Vielleicht ist es im übrigen ganz schön, dass sich Kulturen fremd bleiben, ihre einfache Vermischung ist auch nicht unbedingt die Lösung.

Wut: Freitag, 29. September, 22.00 Uhr, ARD

Interviews

„Vernunft ist nicht unbedingt der Schlüssel“
Interviews, 16. September 2006
Als dessen Vater Simon mitbekommt, wie sehr sein Sohn darunter leidet, greift er ein – und wird so selbst zur Zielscheibe. August Zirner spielt den Vater, der durch Hass und Aggression seine Prinzipien über Bord wirft und in die Spirale der Gewalt gerät. Drehbuchautor Max Eipp hat in der Figur des … mehr >
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