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Di, 28.05.2024 | 08:55-09:00 | Ö1

Vom Leben der Natur

Seine Beschreibung ist eindeutig, doch kaum jemand bekommt ihn je zu Gesicht: Der Baumschläfer ist so klein wie eine Waldmaus, hat schwarze Knopfaugen, eine schwarze Augenmaske, die bis zu den kleinen, runden Ohren reicht und einen buschigen Schwanz. Auch sein Name ist Programm: Der geschickte Kletterer lebt im Wald, vorwiegend im Geäst. Eine Maus ist er allerdings nicht, er gehört _ wie auch der Siebenschläfer _ zu den Bilchen und hält einen schlafmaustypischen Winterschlaf, aus dem er im April, Mai erwacht. Die kleinen Nagetiere sind selbst erfahrenen Förstern, Waldbesitzerinnen und Naturfreunden oft unbekannt und auch nahezu unerforscht. Daten zur Verbreitung der Baumschläfer in Österreich sind rar, Meldungen liegen oft Jahrzehnte zurück. 2020 haben die Österreichischen Bundesforste das Projekt "Waldflächen für den Baumschläfer" gestartet, um herauszufinden, wo und wie die kleinen Bilche leben und wie ihre Lebensräume erhalten und gefördert werden können. Die Biologin Birgit Rotter ist die Projektleiterin und außerdem Forschungsbeauftragte im Nationalparkbetrieb Donau-Auen. Für die bundesweite Suche wurden 600 Baumschläfer-Nistkästen vom östlichen Flachland bis in die Alpen installiert; außerdem Kamerafallen und Spurentunnel aufgestellt, interessierte Naturfreund:innen zum Mitmachen eingeladen und großangelegte KI-gestützte Lauschangriffe gestartet. Der kleine dämmerungs- und nachtaktive Bilch ist nämlich sehr stimmfreudig: Er schnalzt, knurrt und pfeift, wenn er sich bedroht fühlt; wird er beunruhigt, gibt er lange, melodische Töne von sich.

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