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Mo, 13.05.2024 | 22:00-22:45 | NDR

Benko, Kaufhäuser und verschwundene Millionen

Tausende Beschäftigte bangen um ihre Arbeitsplätze, Investoren lecken ihre Wunden und inzwischen ermitteln auch Staatsanwaltschaften in Deutschland und Österreich. Sie alle suchen in den Trümmern der zusammengebrochenen SIGNA-Gruppe des österreichischen Finanzjongleurs René Benko nach Milliardensummen, mit denen der einstige "Wunderwuzzi" jahrelang hantierte. Er selbst sagt, nach der Pleite müsse er nun mit 3700 Euro im Monat auskommen und sei auf Unterstützung seiner Mutter angewiesen. Aber das glauben dem Mann, der ein riesiges Finanzrad gedreht hat und im Luxus schwelgte, die wenigsten. Zu viel Geld scheint noch bis kurz vor der Insolvenz in undurchsichtigen Kanälen verschwunden zu sein. Die Autoren Georg Wellmann und Ingolf Gritschneder waren schon vor drei Jahren auf die dubiosen Geschäfte des René Benko aufmerksam geworden und hatten in mehreren Dokumentationen dessen undurchsichtiges, aus rund 1000 Firmen bestehendes Unternehmenskonstrukt durchleuchtet. Vor allem die Tatsache, dass über Jahre unzureichende oder gar keine Firmenbilanzen vorgelegt wurden, nährte den Verdacht, dass Benko ganz bewusst Einblicke in sein Imperium verhindert. Hinzu kamen kaum nachvollziehbare Milliarden-Transaktionen, u.a. über Stiftungen in Liechtenstein und Österreich und dubiose Geschäftspartner im In- und Ausland. Und hinter allem ein politisches Netzwerk, ein Beziehungsgeflecht aus Günstlingen und Profiteuren, dessen Verästelungen auch in Deutschland sichtbar werden. Mit guten Verbindungen in höchste Ebenen der Politik. So gelang es Benko, im Rahmen der Coronahilfen knapp 700 Millionen Euro vom sogenannten Wirtschaftsstabilisierungsfonds für den schlingernden Galeria-Konzern zu ergattern, zweistellige Millionenbeträge flossen dann weiter an Benkos SIGNA. Diese Gelder muss der deutsche Steuerzahler nun abschreiben. Und ob die neuen Investoren bei Galeria Karstadt Kaufhof wirklich für einen Neuanfang stehen, erscheint fraglich: Schließlich waren sie schon einmal an dem Konzern beteiligt. Benko selbst scheint aber, entgegen allen öffentlichen Beteuerungen, weiter im Luxus zu leben. Er soll sich in einem opulenten Villenkomplex am Gardasee aufhalten. Hier beginnen auch die neuen Recherchen der Autoren, die wieder in ein Labyrinth von dubiosen Firmen, verschwiegenen Stiftungen und zwielichtigen Geschäftspartnern führen. Der Verdacht steht im Raum, dass Benko immer noch über versteckte Vermögenswerte in Millionenhöhe verfügt, die den vielen Gläubigern entzogen werden.

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