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Fr, 17.05.2024 | 11:30-12:00 | Ö1

Vorgestellt

"Es werde Licht" statt "Freude, schöner Götterfunken": Beethovens Neunte ist 200 Jahre und wenige Tage nach deren Uraufführung durch diverse Festkonzerte gerade noch in aller Munde. Ein gutes Vierteljahrhundert älter ist ein anderer Dauerbrenner des klassischen Chor- und Orchesterrepertoires: Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung". Man muss bis zu Georg Friedrich Händel zurückgehen, um Werke ähnlicher Bedeutung zu finden, die in den Kanon eingegangen sind _ allen voran dessen "Messiah". Wirklich wären Haydns Oratorien ohne Händel nicht denkbar gewesen: Die monumentalen Händel-Aufführungen 1791 in der Westminster Abbey hatten bei Haydn unauslöschliche Eindrücke hinterlassen. Nach eigener Aussage war er geradezu niedergeschmettert _ aber gleichzeitig doch auch herausgefordert, als Komponist Vergleichbares mit deutschem Text zu schaffen. Mit der 1798 uraufgeführten "Schöpfung" ist ihm das unter dem Jubel der ganzen westlichen Welt gelungen. Bei einer späteren Aufführung 1808 sei, so berichten Zeitgenossen, Beethoven vor dem 76-jährigen Haydn niedergekniet und habe seinem einstigen Lehrer die Stirn geküsst. Marek Janowski, der in den frühen 1980er Jahren mit der Staatskapelle Dresden die erste digitale Gesamteinspielung des "Ring des Nibelungen" geleitet hat, konnte in den letzten 10, 15 Jahren insbesondere sein Wagner-Repertoire in konzertanten und als Mitschnitte veröffentlichten Aufführungen aufs Neue dokumentieren. Zum Abschluss seiner zweiten Amtszeit an der Spitze der Dresdner Philharmonie (2019 bis 2023, nach 2001 bis 2003), hat der 1939 in Warschau geborene deutsche Dirigent sich mit diesem Orchester nun auch Haydns "Schöpfung" gewidmet _ zusammen mit dem glänzenden MDR-Rundfunkchor Leipzig und namhaften Solisten.

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