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Fleischhacker macht Schluss ...

Fleischhacker macht Schluss ...
© ORF
Veröffentlicht:
23.12.2021
... mit lustig - und sieben Kollegen machen mit! Das Interview mit Moderator und Kabarettist Gerald Fleischhacker zum satirischen Jahresrückblick 2021 im ORF.

Ein Jahr im Rückspiegel – und jede Menge Irrsinn zum Aufarbeiten. Gerald Fleischhacker und Co ziehen in „Schluss mit lustig“ zum dritten Mal gnadenlos Bilanz. Alex Kristan, Andi Vitásek, Kathi Straßer, Caroline Athanasiadis, Viktor Gernot, Omar Sarsam und Gernot Kulis unterstützen den "Anchorman" des ORF-Satirerückblicks (u.a. „Die Tafelrunde“ auf ORF III; „Bist Du Deppert!“ auf Puls 4) heuer bei der Rückschau auf Corona 2.0, Chat-Protokolle und das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel in der Politik. Im Interview verrät der vielbeschäftigten Moderator und Kabarettist, was seine Crew sonst noch im Talon hat.

tele: Kannst du schon Highlights aus dem satirischen Jahresrückblick nennen?

Gerald Fleischhacker: Unter den Zuspielern haben wir z.B. den fulminanten Sieg der KPÖ in Graz. Im Jahr 2032 leben die letzten aufrechten Kommunisten der Welt in Graz – Putin und Co reisen an, um von Elke Kahr zu erfahren, wie das alles so geht. Es gibt einen steirisch-kommunistischen Sprachkurs. Andi Vitásek spielt Putin, Omar Sarsam den Doktor Schiwagerl und Caroline Athanasiadis Elke Kahr …

tele: Wie teilt ihr euch die großen Themen auf?

Fleischhacker: Andi Vitásek kümmert sich um die Innenpolitik und das Jahr der Tiere, also die Python im Klo oder die Bananenspinne im Supermarkt. Gernot Kulis macht den Sportjahresrückblick. Kathi Straßer vertont die Chat-Protokolle als Musical. Es gibt auch einen Sketch über „Corona in 50 Jahren“, Viktor Gernot wird als alter Opa von Kathi Straßer als Enkelin besucht. Omar Sarsam nimmt als Arzt alternative Corona-Heilmethoden unter die Lupe, Caroline Athanasiadis kümmert sich um den Klimawandel und Alex Kristen erklärt in seiner Paraderolle als Hans Krankl die Außenpolitik.

tele: Von der „heute-show“ bis zur „Tafelrunde“: Man hat das Gefühl, es gibt schon mehr satirische als traditionelle Jahresrückblicke. Wie kommt’s?

Fleischhacker: Na ja, wenn die Politik solche Vorlagen liefert, kann man auch schwer seriös darauf reagieren (lacht). Ich hab mir eh schon gedacht, die „ZiB“ sollten besser auch wir machen …

tele: Hat sich der Stellenwert von Satire in den letzten Jahren generell geändert?

Fleischhacker: Ich glaub, dass die Beschäftigung mit politischen Inhalten durch Satire leichter konsumierbar ist und dass sie eine wichtige Möglichkeit darstellt, etwas loszuwerden. Farkas und Waldbrunn haben das ja auch schon gemacht, das ist heute legendär. Aber was da heuer abgegangen ist, ist schon absurd. Das war schon noch einmal eine andere „Qualität“.  Also wenn die Jungs und Mädels von der „Tagespresse“ den Hanger anzeigen können (Anm.: Das Satire-Portal „Die Tagespresse“ reichte beim Handelsgericht eine Klage ein, ÖVP-Politiker Andreas Hanger solle sich als Satiriker zu erkennen geben), weil der solche absurden Pressekonferenzen gibt, wo man sich wirklich fragt: Was hat der genommen? Wie geht’s denen? Der verdient 15.000 Euro aus Steuergeld – und was Leute wie er dann aufführen, das ist schon etwas, da kann man den Grant, der da ist, mit Humor leichter kanalisieren.

tele: Und das auf immer breiterer Front …

Fleischhacker: Na ja, es melden sich heute eben auch mehr kritische Stimmen zu Wort, die Staatskünstler oder auch jüngere Leute wie Duo RaDeschnig oder Hosea Ratschiller. Die kommen auch in das Alter und sagen: Leute, das ist unser Leben, um das es da geht! Natürlich gibt es heute auch bessere Möglichkeiten, Satire zu verbreiten. Auf der Bühne hat es eh immer stattgefunden, jetzt ist sie auch im Fernsehen stärker präsent. Auf der einen Seite macht sie ganz gute Quote und wenn man jetzt ORF III oder ORF 1 jetzt beim Jahresrückblick hernimmt, da hat niemand reingeredet die letzten Jahre, was man machen kann und was man nicht machen kann.

tele: Du bist in der glücklichen Lage, auch in Corona-Zeiten stark im TV präsent zu sein. Wie fällt dein persönliches Fazit der letzten eineinhalb Jahre aus?

Fleischhacker: ich muss sagen, mir und meiner Familie ist es unter Anführungszeichen ganz gut gegangen. Die Kinder haben das gut überstanden, das ist ja mit das Wichtigste in so einer Situation. Meine Frau ist Psychologin, und sie hat in ihrer Praxis schon ganz viele Jugendliche, die das nicht so gut packen. Arbeitsmäßig bin ich gottseidank im Fernsehen recht breit aufgestellt. Live hat sich bei mir zuletzt nix getan, aber ich darf echt nicht jammern.

tele: Arbeitest du eigentlich an einem neuen Bühnenprogramm?

Fleischhacker: Das letzte Soloprogramm „Am Sand“ ist ja gar nicht so politisch, mehr aus dem Leben gegriffen, aber lustig. Das hab ich leider noch nicht wahnsinnig oft gespielt. Da gab’s 2020 die Premiere – und zwei Monate später war alles zu. Aber für das Publikum ist es natürlich trotzdem ein „altes“ Programm. Ich muss einmal schauen, realistischerweise werde ich erst im Frühjahr 2023 mit einem neuen Soloprogramm rauskommen.

tele: Wie leicht ist es für dich, neben deiner TV-Arbeit auch ein neues Programm zu schreiben? Bist du ein Workaholic, dem das leicht von der Hand geht?

Fleischhacker: Ein Workaholic bin ich schon, ich arbeite recht viel. Das muss man sich eben gut einteilen, man muss ja nicht 100 Vorstellungen im Jahr spielen. Aber es gibt in Wahrheit auch wenig, was schöner ist, als auf der Bühne zu stehen – und die Leute mögen’s! Wenn das funktioniert, ist es auf jeden Fall eines der lässigsten Dinge, die man machen kann. Das würde ich auf keinen Fall aufgeben wollen.

tele: Danke für das Gespräch!

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