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Hundstage

Hundstage
Teaser:
Dass aus Österreich nicht nur Palatschinken und Germknödel stammen, sondern auch reichlich skurril-witzige oder mörderisch-harte Filme, wissen Kinogänger spätestens seit "Indien" (1993) und "Funny Games" (1997).
Veröffentlicht:
30.07.2002
Ab 1. August kommt mit "Hundstage" wieder ein solches Meisterwerk österreichischer Filmexperimentierfreude in die Kinos. Inhaltlich der Tradition von "Short Cuts" folgend, zeigt der Episodenfilm den tristen Sommer-Alltag in einem Wiener Vorort.

Die Wege seltsamer, teils tragischer Gestalten kreuzen sich (oder auch nicht). Figuren wie "der Grieche und seine Frau", die geschieden im gleichen Haus wohnen und auf den Auszug des jeweils anderen warten, "Herr Ingenieur Walter", der Paradespießer, oder "Herr Hruby", der Alarmanlagenvertreter, führen die Abgründe des Alltäglichen und die Isolation des Individuums vor. Sie wollen es genauer wissen? Gern: In einer Szene wird ein nackter Zuhälter, dem eine brennende Kerze im Hintern steckt, mit Waffengewalt gezwungen, die österreichische Bundeshymne zu schmettern...

Das neueste Werk von Ulrich Seidl wurde in Venedig mit dem großen Preis der Jury ausgezeichnet und geht filmisch relativ neue Wege. Drei Jahre wurde mit Profis und Laiendarstellern an dem Streifen gedreht, im Drehbuch standen keine Dialoge, die Schauspieler wurden am Set nur mit ihren Rollennamen angesprochen und mussten sich z.B. in Wolldecken wickeln, um echten Schweiß abzusondern. Es ist der erste fiktive Film des Regisseurs, der bislang eigentümliche Halb-Dokumentationen (1990 "Good News", 1995 "Tierische Liebe") gedreht hat.

Alles in allem ist "Hundstage" ein provokativer, aber bezeichnender Film, der möglicherweise einige Zuschauer verstört, aber viele sicherlich auch amüsiert. Zitat Seidls in einem Interview: "Meine Filme sind doch mitunter sehr lustig." Genau.
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