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Di, 14.05.2024 | 11:30-12:00 | Ö1

Vorgestellt

Der vielseitige Musiker Bernhard Henrik Crusell prägte das skandinavische Musikleben nicht nur zu seinen Lebzeiten, sondern bis weit über seinen Tod (1838) hinaus. Crusell wird im CD-Booklet sogar als wichtigster in Finnland geborener Komponist vor Sibelius bezeichnet. Als Klarinettist lieferte er seinen Instrumentalkolleg:innen dankbare und anspruchsvolle Konzerte und Kammermusik. Auch sein Fagottkonzert aus dem Jahr 1829 ist ein beachtliches Virtuosenstück. Auf vorliegendem Album bewältigt Jani Sunnaborg souverän die erste Einspielung auf einem Instrument jener Zeit. Der fragile, näselnde Ton dieses Fagotts scheint aufs erste gewöhnungsbedürftig, eröffnet aber sehr bald Klangreichtum und Brillanz.Verfügt schon das Fagottkonzert über beträchtlichen Seltenheitswert, ebenso wie die Ouvertüre zu "Den lilla slavinnan" ("Das kleine Sklavenmädchen"), so wird die Welt-Ersteinspielung von "Den siste kämper" ("Der letzte Krieger") wohl grundsätzlich nur in Schweden Gehör finden. Denn dieses in der nordischen Mythologie _ samt Thor und Odin _ schwelgende "Deklamatorium" für Sprecher, Chor und Orchester "funktioniert" nur auf Schwedisch. Dabei sind die Passagen abseits der Sprechrolle auch über den inhaltlichen Bezug hinaus extrem hörenswert. Hier schöpft Crusell aus dem Vollen seines meisterlichen Handwerks. Es blitzt und donnert, es wird nachdenklich reflektiert oder sehnsüchtig geschmachtet. Eine mächtige Abschlussfuge rückt das Werk dann vollends in die Nähe der großen Oratorien von Händel oder Haydn.

10.61.5.113