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Detailbild Rituale des Lebens
Mo, 13.05.2024 | 16:55-17:50 | ARTE

Rituale des Lebens

Geboren werden

In dieser ersten Folge untersucht Anne-Sylvie Malbrancke den Startpunkt für das erste Übergangsritual im Leben eines Menschen. Die Geburt ist nicht nur ein biologischer und häufig ritualisierter Vorgang, sondern auch von besonderer gesellschaftlicher Bedeutung. Sie markiert den Übergang in die Gemeinschaft der Menschen. Nahezu überall auf der Welt wird die Ankunft eines Kindes in kollektiven Ritualen gefeiert. Doch in den meisten Gesellschaften vergehen Tage, Monate oder sogar Jahre, bis diese Rituale vollzogen werden. Warum ist das so? Und wer begleitet das Kind von der biologischen zur gesellschaftlichen Geburt? Die Anthropologin Anne-Sylvie Malbrancke wohnt zwei unterschiedlichen Geburtsritualen bei, die jeweils auf ihre Art den Beginn des Lebens markieren. Bei dem halbnomadischen Stamm der Datoga vom Eyasisee im Norden Tansanias gilt ein Kind in den Augen seiner Angehörigen erst dann als geboren, wenn es mehrere Monate allein mit seiner Mutter verbracht hat. Diese Zeit heißt "Ghereegha" und dauert drei bis sechs Monate. Womit begründen die Datoga diese strenge Isolation? Die Quechua in den peruanischen Anden nehmen ein Kind erst mit zwei bis drei Jahren in ihre Gemeinschaft auf. Weder Vater noch Mutter begleiten es bei dieser sozialen Geburt, sondern ein Pate, der lebenslang wie ein zweiter Vater betrachtet wird. Das Ritual heißt "Zeremonie des ersten Haarschnitts" und wird seit Jahrhunderten praktiziert. Bei dieser Form der Taufe schneidet jeder geladene Gast dem Kind eine Haarsträhne ab, um es in ihre kulturelle, soziale und wirtschaftliche Gemeinschaft aufzunehmen.

Originaltitel:
Vivre
Regie:
Camille Robert

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