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Mannsbilder und ein sensationelles Frauenporträt

Mannsbilder und ein sensationelles Frauenporträt
© ALBERTO PIZZOLI / AFP / picturedesk.com
Veröffentlicht:
20.05.2019
Céline Sciamma gelingt mit „Portrait de la jeune fille en feu“ ein absolutes Meisterwerk, viel Freude machen Robert Pattinson & Willem Dafoe im Schwarzweiß-Männerwahnsinn „The Lighthouse“.

Von Julia Pühringer aus Cannes

 

Oh was für ein gelungener Film ist „Portrait de la jeune fille en feu“, was für eine umwerfende, ja, bildgewaltige, so überstrapaziert dieser Begriff auch ist, Liebesgeschichte, was für eine Wucht, wieviel Gefühl, wieviel sanfter Witz, wieviel geballte Klugheit über das Sehen und Gesehenwerden, über das Frauenleben, über eigentlich eh alles und welch unfassbar angenehme Abkehr vom drögen männlichen Blick auf ein weibliches Liebespaar. Hier sprühen die Funken, es knistert und brennt, wie die titelgebende Dame in Flammen.

Héloïse, eine junge Adelige (Adèle Haenel, rechts) lebt in einem abgeschiedenen Schloss. Ihre Schwester ist vor kurzem unter eigenartigen Umständen um’s Leben gekommen, sie soll nun an ihrer statt verheiratet werden, so wünscht es die Mutter (Valeria Golino). Die würde nämlich selbst gern wieder einmal nach Mailand und dort etwas erleben. Zu diesem Behufe soll von der jungen Frau, die bis vor kurzem im Kloster gelebt hat, ein Porträt gemalt werden, das man dem zukünftigen Gatten vorausschicken will. Weil der letzte Maler an seiner Mission gescheitert ist, holt man eine junge Malerin, Marianne (Noémie Merlant, links) ins Schloss. Sie wird Héloïse als Art Begleiterin vorgestellt. So soll sie ihr Modell unauffällig kennenlernen und dann in der Abgeschiedenheit ihres Zimmers porträtieren. Doch, wenn man jemanden lange genau betrachtet und sich mit ihm beschäftigt, können auch noch andere Dinge geschehen … Hoffentlich gibt’s für diesen Film einen oder mehrere Preise. Er hätte es verdient.

Pattinson Lighthouse

Ebenso abgeschieden und am Meer leben diese zwei Männer miteinander, auch sie mehr oder weniger unfreiwillig, jedenfalls in zu beengten Verhältnissen und für zu lange Zeit: Thomas Howard (Robert Pattinson) und Thomas Wake (Willem Dafoe) arbeiten beide irgendwann Ende des 18. Jahrhunderts in einem langsam zerbröckelnden Leuchtturm. Wasser und Sturm zwingen die beiden zusammen, bis sie dem Schnaps – und dem Wahnsinn – anheimfallen. Robert Eggers („The Witch“) erzählt in „The Lighthouse“ in beinah quadratischen Schwarzweißbildern von zwei Männern, die sich ähnlicher sind, als ihnen lieb ist, und die sich in einem Sog von Manie und Gewalt wiederfinden.

Weniger brutal aber nicht weniger gut beobachtet widmet sich „The Climb“ von Michael Angelo Covino zwei Männern, die allerdings eng befreundet sind. Covino selbst spielt einen Rad-Profi, der gemeinsam mit seinem besten Freund (Kyle Marvin, sie verfassten das Drehbuch gemeinsam) auf Radtour geht. Ausgerechnet den Moment wählt Michael, um Kyle zu gestehen, dass er mit dessen zukünftiger Ehefrau jahrelang ein Verhältnis gehabt hat …

 

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