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Klamme Knochen

Klamme Knochen
© ORF
Die dritte Verfilmung eines Wolf Haas-Krimis führt Brenner (Josef Hader) in die Steiermark: "Der Knochenmann". Mittwoch, 18.05., ORFeins.
Veröffentlicht:
11.05.2011
Es trieft das Fett, es rinnt das Blut: Eine Backhendlstation in der Oststeiermark wird mit Murnberger, Minichmayr und Hader zum Ort des Grauens. Und der Liebe.
Der Brenner (Josef Hader; Hier im tele-Interview) ist an sich kein Erfolgsmensch. Als Eintreiber von unbezahlten Leasing-Autos schickt ihn Berti (Simon Schwarz) in die winterliche Steiermark zum Wirtshaus Löschenkohl. Statt auf den gesuchten Ratenzahler trifft Brenner den grantigen Wirten, den alten Löschenkohl (Josef Bierbichler). In seiner Küche werden wöchentlich 1000 Hendln zerstückelt. Das allein wäre nicht wirklich aufregend, doch die Knochenmehlmaschine und der Kühlraum im Keller bergen ein paar ungustiöse Überraschungen.

Brenner Privat
Noch ist Brenner ahnungslos. Er meidet den verbitterten Erbfolgekrieg zwischen Löschenkohl senior und junior (Christoph Luser). Schließlich hat er nur einen Staplerführerschein, keine Lizenz als Privatdetektiv. Und er verschaut sich in Birgit (Birgit Minichmayr), die fesche wie desillusionierte Gattin des Juniorchefs, und übersieht darob fast alles Wesentliche. Gut, dass sich Berti in Wien schon Sorgen macht.

Heimatfilm
Auch Wolfgang Murnbergers dritte Wolf-Haas-Adaption ist angenehm wenig tourismusfreundlich. Hintergründige, lakonische Bilder und der kühle Soundtrack der Sofa Surfers zeichnen ein brutales Porträt der österreichischen Einschicht: Hier bersten Knochen, zerplatzen Träume. Umso mehr rühren die zwei zarten, zärtlichen Liebesgeschichten. Der Humor des Films, getragen von den dezent brillanten Darstellern, changiert zwischen einsilbig, freundlich und abgrundtief schwarz. Die Story kulminiert in einem bacchantischen Maskenfest des Grauens: Der Schnaps rinnt, Messer werden gewetzt – aber immer nur aus Liebe.
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