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Der Kaufmann von Venedig

Der Kaufmann von Venedig
Starttermin:
Ab 21. April 2005 im Kino
Teaser:
Viele Deutsche halten es sicher mit dem Ex-BigBrother-Bewohner Zlatko, der in einer denkwürdigen Minute Folgendes über Shakespeare von sich gab: "Keine Ahnung, ob der Romane geschrieben hat oder in Filmen mitgemacht, Dokumentationen und so."
Veröffentlicht:
19.04.2005
Doch hier kommt die Chance, der Pisa-Studie ein Schnippchen zu schlagen - die neue Verfilmung eines Shakespeare-Klassikers im Kino, und auch noch in Starbesetzung.

1596: "Der Kaufmann von Venedig" heißt Antonio (Jeremy Irons), ist recht erfolgreich und hat einen besten Freund, den charmanten Lebemann Bassanio (Joseph Fiennes). Letzterer lebt stets über seine Verhältnisse, verliebt sich dann aber in die wunderschöne und stinkreiche Portia (Lynn Collins). Ein teures Hobby, denn um um ihre Hand anzuhalten, benötigt er 3000 Dukaten als Mitgift.

Antonio, zufälligerweise auch gerade nicht flüssig, leiht für seinen Kumpel das Geld bei dem jüdischen Geldverleiher Shylock (Al Pacino). Da die Juden von den selbstgefälligen Einwohnern Venedigs schwer diskriminiert werden, ist er - ganz zu recht - schlecht auf den Kaufmann zu sprechen.

Deshalb leiht Shylock ihm die Summe nur unter einer außergewöhnlichen Bedingung: Sollte das Geld nicht rechtzeitig nach drei Monaten zurückgezahlt werden, werden 500 Gramm Fleisch aus Antonios Körper fällig. Bevorzugt aus Herzensnähe.

Es kommt in den nächsten Wochen, wie es kommen muss: Antonio muss eine Pechsträhne verkraften, sein Geld ist futsch. Zugleich brennt Shylocks aufsässige Tochter mit dessen Ersparnissen durch. Klar, dass Shylock jetzt erst so richtig schlecht gelaunt ist: Er fordert das Fleisch von Antonio! Es kommt zu einer schwer wiegenden Gerichtsverhandlung...

Eigentlich ist die Handlung des Films weitaus vielschichtiger, und da hat Regisseur Michael Radford ("Der Postmann", 1994) schon jede Menge des umfangreichen Theaterstückes heraus gekürzt. Die Rolle des Juden Shylock ist von starker Komplexität geprägt - und schon immer der Interpretation von Schauspieler und Regisseur ausgeliefert gewesen.

Ursprünglich als Komödie angelegt, war Shylock vor 500 Jahren in Shakespeares Stück als komische, habgierige Figur ausgelegt worden. Im Laufe der Zeit wandelte sich die Interpretation der Rolle zunächst zu einer bösen, finsteren Gestalt.

Erst seit dem Holocaust wird der jüdische Geldverleiher in den zahlreichen Aufführungen und Umsetzungen von "Der Kaufmann von Venedig" mit menschlichen Zügen versehen und auch als Opfer von Intoleranz und Unterdrückung betrachtet. Dies zeugt umso mehr von der stets zeitlosen Aktualität in Shakespeares Werk - ein Film nicht nur für Bildungsbürger!
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