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Jetzt erst Brecht

Jetzt erst Brecht
© ARTE
Veröffentlicht:
22.03.2019
Schauspieler Burghart Klaußner hat mit tele bei der Berlinale über Bertolt Brecht, Adele Neuhauser und die Bundeshauptstadt gesprochen.

Der gebürtige Berliner Burghart Klaußner ist dem Kino- und TV-Publikum u. a. aus „Die fetten Jahre sind vorbei“, „Das weiße Band“ und „Der Staat gegen Fritz Bauer“ bekannt.

Welche Bedeutung hat Brecht für Sie?
Burghart Klaußner: Natürlich die größte! Meine Generation ist mit Brecht aufgewachsen. Das Erstaunliche ist ja, dass er immer als modern gilt, auch nachdem er schon lange tot ist. Er hat es also ganz anders als zum Beispiel Thomas Mann zum Klassiker gebracht. Aber er hat sich auch gern als Klassiker geriert. Wir haben alles Mögliche gemacht, Brecht-Liederabende, ich hab Mackie Messer gespielt, wir haben seine Lyrik vorgetragen …

Wenn man sich Brecht später nochmal nähert, ändert sich dann der Zugang?
Es kommt die Erkenntnis dazu, dass diese Erneuerer des 20. Jh.s mit einer ungeheuren Aufbruchsenergie losgezogen sind und ihre Hoffnungen haben zerschlagen sehen. Das ist tragisch.

Wie war das so als der ältere Brecht?
Es geht um den praktischen Brecht, der an eigenen und anderen Stücken arbeitet und als Regisseur ein Bruder ist. Ich habe auch viel Theaterregie gemacht und überhaupt mein Leben neben dem Filmgeschäft im Theater verbracht, das ist, wie wenn man nachhause kommt, wenn man so eine Figur spielt.

Wie war die Arbeit mit Adele Neuhauser?
Toll. Die ist genial, die Frau, sie ist fantastisch. Eine großartige Schauspielerin. Für mich ist sie das Zentrum dieses Films. Außerdem ist sie der Weigel wie aus dem Gesicht geschnitten.

Sie arbeiten gelegentlich auch in Wien …
Wien ist sehr animierend. Die Mischung des historischen Irrsinns, der Vollsentimentalität und dem Abstrampeln der jüngeren Bewohner dagegen, das ist brisant, das find ich gut. Ich mag es sehr gern.

 

Brecht-Zweiteiler in Doku-Fiktion: Durchwachsenes Resultat mit ­prominenter Besetzung.

Brecht BleibtreuTeil eins, „Die Liebe dauert oder dauert nicht“ beginnt mit Schüler Brecht (Tom Schilling) zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Der größenwahnsinnige Jungdichter lässt bald zig Alleinerzieherinnen zurück und wird früh zum berüchtigten Dramatiker. Es sind allerdings die körnigen Archivaufnahmen mehr als das glatte Nachspiel, die Nähe zur Person vermitteln. In Teil zwei, „Das Einfache, das schwer zu machen ist“, sind die Vollprofis Burghart Klaußner (Brecht), Adele Neuhauser (Helene Weigel) und Trine Dyrholm (Ruth Berlau) am Werk, die den widersprüchlichen Mann im Leben und Lieben gelungen porträtieren. Im Anschluss: „Brecht und das Berliner Ensemble“. ARD zeigt „Brecht“ 1 & 2 sowie die Doku am Mittwoch ab 20.15 Uhr.

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