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Skistar auf neuen Wegen

Skistar auf neuen Wegen
Veröffentlicht:
28.11.2016
Österreichs Top-Skiläuferin Anna Veith hat ihre lange Verletzungspause für einen Neuanfang und ihre Autobiografie genützt. Im tele-Talk spricht die erfolgreiche Salzburgerin über ihre Zeit des Wandels.

Zweifache Gesamtweltcupsiegerin, Doppel-Weltmeisterin und Olympiasiegerin. Anna Veith, früher Fenninger, war im Ski-Olymp angekommen, als im Oktober 2015 eine schwere Knieverletzung ihren Erfolgsrun abrupt beendete. Das Jahr danach nützte die Speed-Queen optimal: für die Hochzeit mit ihrem nunmehrigen Ehemann Manuel Veith, die harte Arbeit am Comeback und ihr Buch „Zwischenzeit“, in dem sie u. a. offen über Schmerzgrenzen, Verletzungen, Karriere­stationen schreibt.

tele: Eine Autobiografie schreibt man ja mit 27 Jahren nicht zufällig. Was war Ihr stärkster Beweggrund für das Buchprojekt?
Anna Veith: Der Startschuss für mein Buch war ein leeres Notizbuch, das mir mein Mann Manuel geschenkt hat. Er sagte damals, nach meiner Verletzung: „Hier kannst Du alles aufschreiben!“ Den Wunsch hatte ich schon immer, denn mein Leben vor der Verletzung war so intensiv und schnelllebig, dass ich selbst die Erfolge kaum genießen und verarbeiten konnte. Und auf einmal war die Zeit da, zum Innehalten.

Wie gefiel Ihnen die neue Rolle als Autorin?
Das Schreiben hat mir sehr gut getan. Es hatte fast etwas Befreiendes. Das, was dich beschäftigt, wird festgehalten, Du kannst es immer wieder nachlesen und der Kopf ist frei für etwas Neues. Es war naheliegend, das auch mit meinen Fans zu teilen. Wobei ich schon erst gezögert habe, als die Idee mit dem Buch entstand. Aber jetzt bin ich sehr stolz auf das, was wir mit meinem kleinen Projektteam und Co-Autor Manfred Behr hingekriegt haben.

2016 Anna-MirjaGeh 113Eine Zwangspause ist auch eine Chance für neue Impulse. Was waren die wichtigsten Veränderungen im letzten Jahr?
Ganz klar die Hochzeit und natürlich mein Buch. Und in „Zwischenzeit“ beschreibe ich auch sehr genau, wie ich mich verändert habe, wie ich es geschafft habe zu akzeptieren, was das Leben an immer neuen Herausforderungen bereit hält.

Aus Anna Fenninger – quasi eine Erfolgsmarke – wurde Anna Veith. War es für Sie leicht, den Namen aufzugeben?
Es war leicht, denn ich bin da sehr traditionell. Ich möchte den Namen des Mannes tragen, der meine große Liebe ist und mit dem ich verheiratet bin. Und was die Marke angeht: Ich bin überzeugt, nicht der Name bildet die Marke, sondern die Persönlichkeit. Und die ist die gleiche geblieben – egal ob Fenninger oder jetzt Veith.

Hat sich Ihre Einstellung zum Spitzensport und zum Leben generell verändert?
Auf jeden Fall. Ich bin sicher ein Stück weit dankbarer geworden für das, was ich in meiner Karriere alles schon erreichen durfte. Für all die Erfolge, die man früher als selbstverständlich mitgenommen hat. Und ich habe gelernt, noch mehr auf mich und auf meinen Körper zu hören – damit ich mich nicht überfordere.

Wie groß ist die Chance auf ein Comeback noch in dieser Saison?
Mein Körper gibt da ganz klar den Zeitpunkt vor. Denn nach dieser schweren Verletzung mit gerissener Patellasehne, gerissenem Kreuzband und Innenband musste ich auch erst lernen, dass man nicht zu schnell zu viel wollen darf. Erst wenn ich auch muskulär in der Lage bin, diese Maximalbelastungen beim Rennen zu meistern, komme ich zurück.

Zum Thema: Knieverletzungen

Vom Totalschaden zum Neustart, das dauert. Vor allem, wenn das Knie betroffen ist. Anna Veith weiß das seit ihrem Sturz vom Oktober 2015 nur zu gut. In ihrem Buch schildert die Ausnahmekönnerin, wie ihr die Diagnose des Unfallchirurgen den Boden unter den Füßen wegzog: „Ich hatte mit meiner Alpin-Karriere abgeschlossen.“

Nach zehn Monaten wieder auf Schnee
Nach der erfolgreichen OP, einer aufreibenden Reha und viel Krafttraining – vor allem für den Muskelaufbau im rechten Bein – ist klar: Anna wird in den Skizirkus zurückkehren. Schon im August stand Veith beim Schneetraining auf dem Stilfser Joch wieder auf Skiern. Was die Salzburgerin selbst beherzigt hat, rät sie im Verletzungsfall auch anderen Skifahrern: „Man sollte erst dann wieder auf Skiern stehen, wenn man wirklich bereit dafür ist, sich sicher fühlt und auch entsprechend die Muskulatur dafür wiederaufgebaut hat.“

Oft trifft’s das Knie
Bei den Verletzungen im alpinen Skisport stehen Knieverletzungen mit 34,7 Prozent an erster Stelle, gefolgt von Verletzungen an der Schulter (18,7 Prozent). Die häufigste schwere Knieverletzung im alpinen Skisport ist die Ruptur des vorderen Kreuzbandes

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