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Benzin-Brüder

Benzin-Brüder
© Jürgen Skarwan / Servus TV
Veröffentlicht:
21.02.2013
Eine neue Dokureihe auf Servus TV zeigt die Hobby-Biker Gregor Bloéb und Tobias Moretti beim Africa Race 2013. Für tele blickt das von TV, Kino und Theaterbühnen bekannte Brüderpaar noch einmal in den „Rückspiegel“.

Rund sechs Wochen liegt der erfolgreiche Enduro-Kraftakt des Brüdergespanns Bloéb (7. Platz) und Moretti (10. Platz) nun zurück. Genug Zeit für die leidenschaftlichen Hobby-Racer Atem zu holen, Wunden zu lecken und sich von den Strapazen der knapp zweiwöchigen Wüsten-Challenge zu erholen. Im tele-Interview mit Franz Jellen lassen die beiden Schauspielstars das große Abenteuer Revue passieren.

tele: Herr Moretti, man kennt Sie abgesehen von Theater und Film als Naturbahnrodler und begeisterten Motorsportler. Seit wann sind Sie als Offroad-Biker aktiv? Kann man auch da von einer echten Passion sprechen?

Tobias Moretti: Zum Off-Road oder Enduro bin ich in der Tat erst sehr spät durch Gregor gekommen. Eine phantastische Mischung aus Mut und Geschicklichkeit und Nervenstärke. Das hat mich fasziniert, denn ich komme ja zumindest sportlich mehr aus dem Straßensport, die höheren Geschwindigkeiten sind auch meine Stärke beim Rallyefahren.

tele: Was hat Sie an der Herausforderung „Africa Race“ besonders gereizt? War es der Wunsch, gerade dort anzutreten, oder ging es einfach um die Challenge, einmal so ein Langstreckenrennen zu bestreiten?

Africa-Race_SKA_0070Moretti: Als ich die Möglichkeit, die wirkliche Paris-Dakar im Original als Rennen zu fahren, bekommen habe, war es um mich geschehen. Ab dem Moment habe ich mich vielleicht noch ein bisschen herumgedrückt, weil ich’s nicht geglaubt hab’, aber ab einem bestimmten Punkt, und als wir’s mit dem Heinz dann auch realisieren konnten, hat’s mich nimmer losgelassen.

Gregor Bloéb: Passion ist ein grundlegendes Lebensmotto von mir. Alles was ich anstelle, versuche ich passioniert zu machen. Bei mir als Motocrosser kann man zumindest von einem passionierten Gatschhupfer sprechen. Das waren die Voraussetzungen für dieses Abenteuer. Das „Africa Race“ von Paris nach Dakar ist nun mal die härteste Rallye der Welt und wenn man schon mal die Möglichkeit zu so einem großen Abenteuer bekommt, dann sollte man gleich mit dem größtmöglichen beginnen.

tele: Wer war die treibende Kraft hinter der Mission „Africa Race“?

Moretti: Gregor war’s, der die Trainingsmöglichkeiten in Ibiza mit dem Klaus Kinigadner forciert hat, und ich vielleicht bei der Umsetzung, bei der Realisierung im Gesamtpaket mit Kini und Red Bull.

Bloéb: Man kann uns durchaus beide als Getriebene bezeichnen, und wir haben uns deswegen als Durchtriebene gegenseitig nach Dakar getrieben.

tele: Gibt es auch ein sportliches Konkurrenzverhältnis zwischen Ihnen als Brüder, oder haben Sie sich zusammen einen Traum erfüllt?

Africa-Race_SKA_6889Moretti: Neben dem spielerischen Wettkampf, dem sich immer zwei reifende Brüder im jugendlichen Leichtsinn stellen, war es in dem Fall einfach diese Lust, diese Herausforderung, dieser Wahnsinn, und den konnten und wollten wir in dem Fall nur gemeinsam angehen. Wahrscheinlich wäre es einem von uns allein nicht in den Sinn gekommen.

Bloéb: Es wäre zu vermessen, bei solch einem Rennen von Konkurrenz zu sprechen, dazu war die Herausforderung eine zu große. Das Ziel war von vornherein klar definiert - gemeinsam in Dakar anzukommen. Das Ergebnis ist und war nebensächlich.

tele: Wie hat die Familie darauf reagiert, dass Sie bei einem so kraftraubenden und gefährlichen Rennen starten wollten? Haben Sie immer die volle Unterstützung gehabt?

Bloéb: Es ist klar, dass es für alle Beteiligten, sprich die Lieben, nicht einfach ist, so eine Challenge mitzutragen. Umso bewundernswerter war es, wie sie uns getragen und geschützt haben; zumal das ja nicht nur die zwei Rennwochen betrifft, sondern dem ganzen Unternehmen beinahe ein Jahr der Vorbereitung vorausgegangen ist, in dem gerade die Familie viel zurückstecken musste.

tele: Zu lesen war, dass Sie für das Rennen ein Trainingslager in Tunesien absolviert haben. Gab es noch weitere Vorbereitungen? Wieviel Zeit haben Sie dafür geopfert?

Moretti: Wir haben natürlich mehrere Trainingsetappen absolviert, das war ja ein langer Gang, begleitet von Rückschlägen, Verletzungen, mit einem einzigen Ziel. Dafür haben wir uns über ein halbes Jahr beruflich mehr oder weniger freigestellt. Die Trainingsetappen haben in Spanien begonnen, danach das Erzberg Rodeo, und nach der Verletzung 2 x 10 Tage in Marokko und in Tunesien.

tele: Was waren emotional die größten Momente auf den 5600 Kilometern nach Dakar?

Africa-Race_SKA_4016Moretti: Stichwortartig würde ich sagen: Das war der Start, dann das erste Etappenziel, dann der Einbruch durch das Ver-Navigieren und die Zeitstrafe, fünf Stunden hinten, als letzter gestartet; dazwischen Silvester mit diesem Ziel, das immer ferner rückt; dann dieses Sich-Zurück-Beißen, unter totaler Missachtung und Niederdrücken von allem, was einen bewegt: auch die schweren Unfälle, an denen man vorbeifährt und die sich dann nachts in die Träume graben. Als ich dann das erste Mal das Meer gesehen habe, auf der Hälfte der Strecke, das Gefühl, jetzt kann ich’s schaffen. Dann diese Härte der Dünenetappen, bis zu 600 km, in Verbindung mit dieser noch nie gesehenen Schönheit. Bei der schwersten Etappe als Fünfter im Ziel, und dann diese absurde Ankunft in Dakar, die ich nicht einmal realisiert habe - noch beim Wiedersehenskuss mit Julie habe ich gedacht, gleich geht’s wieder weiter…

Africa-Race_Bloeb-Moretti-SKA_0018Juergen-SkarwanBloéb: Eine Rallye ist wie komprimiertes Leben, das beinhaltet, dass du tagtäglich durch Himmel und Höllen gehst; aber die erste Nacht bei minus drei Grad, der eingefrorene Trinkrucksack, dann das langsame Reinkommen in die Materie mit den Höhepunkten der kurzzeitigen Etappenführung, der Respekt der alten Rallye-Haudegen, die ersten brüderlich gemeinsam bestrittenen Etappen, die Landschaft, die Kameradschaft, das Team, die Zielankunft ... es ist so viel, so unendlich viel. Deswegen lohnt es sich auch die Dokumentation anzuschauen, man kriegt mit, was so eine Rallye bedeutet.

tele: Ist ein Bewerb wie das „Africa Race“ bloß ein Abenteuer oder tatsächlich das, was man eine Extrem- oder Grenzerfahrung nennen kann? Kämpft man phasenweise tatsächlich auf zwei Rädern ums Überleben?

Moretti: Logischerweise das zweite. Und gerade deshalb ist es ein Abenteuer im alten Sinne: ein Rennen, in dem jede Zehntelsekunde entscheiden kann, aber der Konzentrationsbogen über Stunden, Tage und Wochen geht. Irgendwann bist du es nicht mal mehr selber, der da fährt, sondern dein eigener Ausnahmezustand.

tele: Sie haben sich auf einer Etappe zwei Rippen gebrochen. Was ging Ihnen da durch den Kopf?

AFRICA_RACE_DakarBloéb: Es war der vorletzte Tag. Ich bin nicht wirklich in den „Rhythmus“ reingekommen und ich hatte Angst mein Top-Ten-Ergebnis zu versemmeln. Es war ein plötzlicher Abhang, den ich unfreiwillig runtergesprungen bin und mir beim Sturz die Rippen gebrochen hab’. Der Schmerz war sofort da. Ich bekam keine Luft und schrie nur in meinen Helm hinein: nicht jetzt, nicht heut’, nicht auf der vorletzten Etappe, bitte nicht! Ich spür’ keine Schmerzen. Ich spür’ keine Schmerzen! Und mein Kopf hat diese Anweisung auch meinem Körper weitergeleitet und freundlicherweise hat er sie auch befolgt. Allerdings: Zwei Tage nach Zielankunft hat er mir meine Verweigerung und Ignoranz doppelt und dreifach zurückgezahlt.

tele: War Heinz Kinigadner so etwas wie Ihr Mentor im Projekt? Wie viel hat er dazu beigetragen, dass Sie es bis ins Ziel geschafft haben?

Bloéb: Nicht nur, dass das Projekt ohne Heinz gar nicht zu Stande gekommen wäre. Ohne ihn und das gesamte KINI KTM Rally Racing Team wäre von Ankunft gar keine Rede gewesen.

Moretti: Heinz war der Anfang des ganzen Projekts und bis zum Ende ein unglaublicher Motivator, der mit seinem Idealismus und seiner Klarheit alles ins Positive kehren kann: „Wenn’s dich schmeißt oder du nimmer weiter weißt, nie schimpfen, immer lachen, freu dich, dass du noch da bist und weiterfahren kannst!“ In diesem Sinne war er solchen Verzweiflungsmomenten, die er ja kennt, immer schon einen Schritt voraus.

tele: Heute, einen Monat nach der Zielankunft: Was ist geblieben, verändert einen so ein Extrem-Wettbewerb? Werden Sie noch einmal so eine Rallye oder einem ähnlichen Offroad-Bewerb mitmachen, oder ist dieses Kapitel für sie abgeschlossen?

Africa-Race_SKA_6063Bloéb: Letztlich ist es ein Puzzlestein in meinem Leben, zwar ein großer, aber es ist und bleibt eine von vielen wichtigen Erfahrungen, die man im Laufe eines Lebens macht. Allerdings kann ich jetzt zum ersten Mal verstehen, was mit dem Wort „stolz“ gemeint sein kann.

Moretti: Ich bin sicher, dass sich sehr viele Dinge dieses Grenzgangs eingegraben haben und im Laufe der Zeit immer wieder auftauchen werden. Viele Befindlichkeiten, die man so hat, relativieren sich. Das Bewusstsein, wie viel man aushalten kann, ist gegenwärtiger, macht einen stark, das will ich nicht mehr verlieren. Was die Rallye betrifft, stellt sich jetzt die Frage nicht, aber die Lust und die Herausforderung sind gegenwärtig. So wie der Geburtsschmerz oft schnell vergessen ist.

TV-Tipp:

Ab 25. Februar auf Servus TV: Die fünfteilige Doku „Africa Race – Zwei Brüder zwischen Paris und Dakar“, jeweils Mo. von 20.15 bis 21.15 Uhr.

Der einzigartige, hochspannende Fünfteiler wurde von den Terra Mater Factual Studios produziert und zeigt, was die beiden motorsportbegeisterten Schauspielstars und Brüder Tobias Moretti und Gregor Bloéb während ihrer Teilnahme an der legendären Wüstenrallye von Paris nach Dakar („Africa Race 2013“) erlebten. Die Doku überzeugt durch Authentizität, Qualität, Tiefgang und einer guten Prise Humor. Umwerfende Wüstenkulissen und die Tiroler Heimat der Protagonisten, die in zahlreichen Rückblicken gezeigt wird, ergeben einen beeindruckenden Kontrast. Durch filmische Gestaltungselemente, die für dieses Genre untypisch sind, einer hautnahen Kameraführung sowie einer authentischen Erzählweise mit sehr persönlichen Einblicken in das Privatleben der Protagonisten, entführt die Doku den Zuschauer auf eine große emotionale Reise.

Interviews

Benzin-Brüder
Interviews, 21. Februar 2013
Rund sechs Wochen liegt der erfolgreiche Enduro-Kraftakt des Brüdergespanns Bloéb (7. Platz) und Moretti (10. Platz) nun zurück. Genug Zeit für die leidenschaftlichen Hobby-Racer Atem zu holen, Wunden zu lecken und sich von den Strapazen der knapp zweiwöchigen Wüsten-Challenge zu erholen. Im tele-In… mehr >
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