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Zuhause bei Doris und Stefanie Schwaiger: Naturverbunden auf achttausend Quadratmetern

Zuhause bei Doris und Stefanie Schwaiger: Naturverbunden auf achttausend Quadratmetern
© Monika Saulich
Veröffentlicht:
30.07.2012
Österreichs Beachvolleyball-Asse Doris und Stefanie Schwaiger starteten bereits am ersten Wettkampftag ins Olympiaturnier. tele hat sie vor den Spielen im Waldviertel besucht.

London hat 7,9 Millionen Einwohner. Großglobnitz bei Zwettl: 365 Einwohner. Zwei von ihnen wollen bei den Olympischen Spielen in London für Furore sorgen: Doris und Stefanie Schwaiger. Ein Besuch auf dem Bauernhof von Familie Schwaiger kann schnell Urlaubsstimmung auslösen. Die Gastgeber verbreiten eine sehr lockere, entspannte Atmosphäre, die gut zur idyllischen Umgebung passt: Auf dem 8000 Quadratmeter großen Grundstück gibt es Wiesen, Weiden, Wälder. Vögel zwitschern, hin und wieder kräht ein Hahn. Hier entspannen die Schwaiger-Schwestern zwischen den Turnieren, die sie in Metropolen wie Shanghai, Peking, Brasilia oder Moskau spielen.

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Daumen drücken

Sporthistorisch gesehen verdient der Rasen vor dem Haus die meiste Beachtung. Hier hat vor rund 15 Jahren die Karriere der Schwaiger-Sisters begonnen. „Wir haben eine Schnur gespannt, mit Steinen das Feld begrenzt – und Volleyball gespielt“, erzählt Doris Schwaiger. Seither haben die „Schwaiger-Sisters“ bei den wichtigsten Turnieren der Welt aufgetrumpft, 2006 die Bronze-Medaille bei der U23-EM geholt, 2008 bei den Olympische Spielen in Peking das Viertelfinale erreicht. „Da hat uns das ganze Dorf die Daumen gedrückt, die Mähdrescher sind stillgestanden“, schmunzelt Stefanie. Die jüngere der Schwaiger-Schwestern wohnt auf dem Bauernhof, Doris lebt mit ihrem Lebensgefährten im nahen Rastenfeld.

 

Die Küken kommen

Was die beiden Weltklasse-Volleyballerinnen auszeichnet und als Team so stark macht? Doris und Stefanie denken nach. Es passt zu den sympathisch bescheidenen Schwestern, dass die Antwort auf diese Frage nicht wie aus der Pistole geschossen kommt. Aber natürlich kennen sie ihre Stärken. Doris sagt: „Wir sind...“, aber weiter kommt sie nicht weil ihr Bruder Tobias, 12, auf die Terrasse stürmt und aufgeregt ruft: „Sie kommen! Die Küken kommen!“ „Wirklich?“ Doris und Stefanie strahlen, London und die Jagd nach Medaillen sind plötzlich weit weg. Interviewpause, auf in den Stall zur Küken-Geburt.

 

Tierliebe und Sinn für Humor

„Sie pecken schon“, flüstert Tobias, und zeigt auf die Eier, an deren Schalen sich feine Risse bilden. Schnäbel kommen zum Vorschein, dann sind die Küken da. „Immer wieder ein Erlebnis, stimmt’s, Doris?“ fragt Stefanie schelmisch grinsend, und streichelt einer der Kühe im Stall über den Kopf. Kurze Verwirrung, dann erklärt Doris schmunzelnd. „Die Kuh heißt wirklich Doris. Und die daneben, das ist Stefanie.“ Plötzlich stößt das Schwein im Stall den Verschlag zur Seite, geht grunzend auf Entdeckungsreise. Weit kommt es nicht, Stefanie bringt das mehrere hundert Kilo schwere Tier mit ein paar energischen Worten und einem sanften Klapps zurück an seinen Platz. „Kein Problem, als Kind bin ich manchmal mit unseren Schweinen spazieren gegangen.“ Ihre Lieblingstiere sind aber Pferde. Vom Vogelgezwitscher geweckt zu werden, und dann noch vor dem Frühstück mit Shagya-Araberstute „Suleika“ durch den Wald reiten – das ist für Stefanie die ideale Entspannung nach einem Turnier. Doris hat es nicht ganz so mit den Pferden. „Ich reite manchmal mit Stefanie mit“, sagt sie. „Aber das tue ich eher ihr zuliebe, als mir zuliebe.“

 

Natur statt Großstadt

Als Kinder sind sie fast jeden Tag zusammen geritten, zu Freunden, in den Wald, oder über die sanfte Hügellandschaft. Eine märchenhafte Kindheit, die durch den Umzug der Eltern ermöglicht wurde. Erika und Manfred Schwaiger sind in den achtziger Jahren aus Wien ins Waldviertel übersiedelt, um naturnah und als Selbstversorger zu leben. „Wir sind frisches, gesundes Essen gewohnt, das schmeckt am besten“, sagt Stefanie. Der Nachteil dabei: „Es fällt immer noch schwer, wenn man den Fleischhauer zum Schlachten anrufen muss.“ Weniger Kummer bereit die Solaranlage auf dem Dach. „Wenn die Sonne scheint, gibt’s Warmwasser“, witzelt Manfred Schwaiger, Vater und Manager der Schwestern, und Tierarzt. Dann muss er weiter zu einem Bauernhof in der Nähe – bei einer Kuh haben die Wehen eingesetzt.

 

Große Ziele bei den Olympischen Spielen

Über Stufen gelangt man ins Haus der Schwaigers, drinnen fallen Pokale, Wandteppiche, mehrere historische Uhren auf. Von der Küche aus sieht man einen Ahornbaum, dahinter die Weide mit den Pferden, eine Hollywood-Schaukel aus Holz. Es gibt Kaffee und Kuchen. Was ist nun das Erfolgs-Rezept der Schwaiger-Sisters? „Gute Technik, und Kampfgeist“, sagt Doris. „Beachvolleyball hat sehr viel mit Taktik und Psychologie zu tun, das ist wie Schach, nur körperlich anstrengender.“ „Viele Spiele werden durch mentale Stärke entschieden“, meint Stefanie. „Wir kennen und vertrauen einander schon lange. Das ist ein Vorteil.“ Ihre Ziele bei den Olympischen Spielen? „Dabei sein ist alles“, sagt Doris. „Aber nur, solange man nicht dabei ist.“ „Das stimmt“, schmunzelt Stefanie, nimmt die verbale Vorlage ihrer Schwester auf – und vollendet: „Wenn man die Qualifikation für die Olympischen Spiele geschafft hat, will man dort möglichst weit kommen.“

 


BIO

Doris „Smacksy“ Schwaiger (* am 28. Februar 1985) und Stefanie Schwaiger (* 7. August 1986) spielen zusammen Beachvolleyball, sie sind die Nummer 1 der Damen-Rangliste des Österreichischen Volleyballverbands. Beim aktuellen Beach Volleyball World Tour Ranking - Women stehen sie auf Rang 16. Doris Schwaiger studiert Biologie und Leibeserziehungen auf Lehramt. Stefanie Schwaiger studiert Gesundheits- und Leistungssport.

Die größten sportlichen Erfolge:
2006 - 3. Platz U23-EM
2008 - 5. Platz Olympische Spiele Peking

Website
www.schwaiger-sisters.at



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