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Pierre Richard: Der Kult-Komiker der 70er im tele-Interview

Pierre Richard: Der Kult-Komiker der 70er im tele-Interview
© Luna Filmverleih
Veröffentlicht:
18.06.2012
Wir trafen den ehemals „großen Blonden mit dem Schwarzen Schuh“ in Wien. Er erzählte uns, wie es ist, mit Jane Fonda verheiratet zu sein und mit Daniel Brühl zu spielen. Très charmant.

Im Film werden die Hauptfiguren vom Alter überrascht. Ist das Älterwerden so, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Es kommt schon vor, dass mich das Alter überrascht, aber nicht all zu oft. Ich muss dazusagen, dass die meisten meiner Freunde um die 40 Jahre alt sind. Die in meinem Alter sind leider nicht mehr da. Also hab ich neue Freunde gefunden und ich hab mir welche mit 40 ausgesucht, damit ich sicher sein kann, sie werden noch eine Weile da bleiben (grinst).

Sie haben in ihrer langen Karriere mit großartigen Schauspielerinnen gedreht, mit Miu Miu, mit Jane Birkin, mit Emanuelle Béart, jetzt sind Sie im Film mit Jane Fonda verheiratet – was für ein Leben!

Ich war natürlich im siebten Himmel, als ich erfuhr, dass ich im Film mit Jane Fonda verheiratet sein werde. Wie jeder andere meiner Generation bin ich von dieser Schauspielerin völlig fasziniert. Sie ist schön und spielt gut und dann hat sie sich ja auch noch stark engagiert, das hat mich immer beeindruckt.

Ich hatte durchaus auch Angst vor der Zusammenarbeit mit ihr, die sie mir aber ganz schnell genommen hat. Sie war selbst ein wenig unsicher, machte sich Sorgen, dass ihr Französisch eingerostet war. Lustig war, dass sie mich als Schauspieler gar nicht kannte. Ich habe ihr dann erklärt, dass ich in Frankreich und Europa schon sehr bekannt bin. Sie hat mich gebeten, ob ich ihr einen von meinen Filmen borgen könnte, ich hab ihr dann einen auf DVD mitgebracht. Ich muss dazusagen, dass Jane Fonda immer ganz früh aufsteht, dann lang arbeitet, danach geht sie oft essen und meistens geht sie dann noch aus. Trotzdem hatte sie den Film am nächsten Tag schon gesehen. So hat sie dann fünf, sechs Filme mit mir gesehen.

Sehen Sie sich selbst manchmal Ihre alten Filme an, wenn sie im Fernsehen laufen?

Das passiert mir selten, weil ich mich generell nicht gern ansehe. Es passiert höchstens, wenn ich durch die verschiedenen Fernseh-Kanäle durchzappe, dann denk ich mir, „Ah, das bin ja ich!“. Dann schau ich mir kurz zu und dann schalte ich wieder um. Ich habe das früher gar nicht gemocht, mittlerweile mag ich's ein bisschen mehr, mir zuzuschauen. Es erinnert mich inzwischen vor allem an die Dreharbeiten, an gute Freunde, mit denen ich gespielt habe, das sind dann sehr schöne Erinnerungen.

Wenn sie von Jane Fonda als Aktivistin sprechen – waren Sie jemals Revoluzzer?

Mit 25 war ich völlig verrückt nach Che Guevara, ich habe auch einen Film über ihn gedreht. Ich hatte immer ein Interesse für andere Kulturen, ich bin auch Mitglied einer Organisation, die sich um autochthone Menschen in Kolumbien kümmert. Interessanterweise hab ich mich immer für die Probleme auf der ganzen Welt interessiert, nur nicht für die Probleme in Frankreich (lacht). Die Völker im Süden Algeriens, die Abholzung des Regenwaldes am Amazonas … es wird wirklich Zeit, dass ich mich auch um die Probleme in meiner Heimat kümmere. Ich setze mich hier für Obdachlose ein.

Sie sind ja zuerst in Deutschland berühmt geworden und über diesen Umweg erst in Frankreich. Ihre deutsche Synchronstimme war Harry Wüstenhagen, ein sehr bekannter Synchronsprecher. Haben Sie ihn jemals kennengelernt oder auch nur Ihre Stimme in der deutschen Version gehört?

Ja, ich habe mich einmal auf Deutsch gehört, das war wirklich sehr lustig. Ich hatte damals eine eher höhere und leisere Stimme, passend auch zu meiner Rolle, also keine Stimme, die Autorität hatte. Und als ich mich auf Deutsch gehört habe, da hatte ich eine sehr laute, gutturale Stimme voller Autorität, das völlige Gegenteil von mir. Ich fand das damals sehr lustig.

Daniel Brühl spielt im Film einen jungen Studenten, der sich um Ihren Hund kümmert. Hat Ihnen der Name vor dem Film etwas gesagt?

Ja, ich habe „Goodbye, Lenin!“ und „Inglourious Basterds“ gesehen. Ich mag Daniel gern, er ist sehr charmant. Wir werden noch einen Film gemeinsam machen, vielleicht sogar mit Stéphane Robelin, der bei „Und wenn wir alle zusammenziehen“ Regie geführt hat. Sehen Sie, schon wieder ein Freund, der jünger ist als ich! Aber es war lustig, meine Enkelin – sie ist 18 Jahre alt – hat mich gefragt, mit wem ich in meinem neuen Film spiele. Ich habe gesagt mit Jane Fonda und Geraldine Chaplin und Guy Bedos und sie meinte nur „ach so“. Und als ich bei Daniel Brühl angekommen war, rief sie „Daniel Brühl! Daniel Brühl!“ Da merkt man den Unterschied zwischen den Generationen.

Es heißt, es ist viel schwieriger, gute Komödien zu drehen als gute Dramen. Können Sie das bestätigen?

(Pierre Richards iPhone läutet. Er kramt danach. Darauf zu sehen ist das Foto seiner bildhübschen brasilianischen Gattin. Er drückt den Anruf weg.)

Als ich begonnen habe, dramatische Rollen zu übernehmen, bin ich draufgekommen, dass das wesentlich einfacher ist. Man kann die eigene Trauer, die echten Schmerzen und Ängste einsetzen. Im Komischen kann man sich da auf nichts berufen. Bei der Burleske muss man das fast wie Musik inszenieren. Der richtige Moment spielt eine wichtige Rolle – eine Minute früher ist zu früh, eine Minute später zu spät.

Im Film haben Sie einen Hund. Sind Sie eher ein Hunde- oder ein Katzenmensch?

Ich habe zwei Katzen. Aber eigentlich habe ich Hunde lieber, ich hatte früher auch Hunde …

Wissen das die Katzen?

Nein, ich hab's ihnen nie gesagt (lacht). Katzen haben ja eine ganz starke Persönlichkeit, das gefällt mir sehr gut. Ich kann mir keinen Hund zulegen, weil ich ja schon die zwei Katzen habe. Der Vorteil ist, wenn ich wie jetzt unterwegs bin, dann brauchen sie nur Futter und sind völlig zufrieden alleine zuhause. Ein Hund würde traurig dasitzen und mich vermissen.

Wie verstehen Sie sich mit Ihren eigenen Enkelkindern?

Hervorragend. Sehr gut. Meine größte Freude ist es, sie zum Lachen zu bringen. Bei Kindern ist das ja ganz außergewöhnlich: Bei ihnen kann ich zehnmal denselben Witz machen und sie werden genauso lachen. Das ist wunderschön. Und dann schreien sie „noch einmal!“.

Im Film haben Sie die große Lebensliebe gefunden – leicht zu spielen, wenn das Jane Fonda ist – haben Sie das Geheimnis einer glücklichen Beziehung im Laufe Ihres Lebens entschlüsseln können?

Das ist die schwierigste Frage, die man sich ausdenken kann. Und ehrlich: Wenn ich hinter dieses Geheimnis gekommen wäre, dann würde ich's für mich behalten!

Vielen Dank für das Gespräch!

PierreRichardNEU_Hochformat

„Und wenn wir einfach zusammenziehen“ läuft ab 22. Juni im Kino.

Alle Infos zum Film gibt’s hier:

http://zusammen.pandorafilm.de/

Interviews

Pierre Richard: Der Kult-Komiker der 70er im tele-Interview
Interviews, 18. Juni 2012
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