Inge Meysel

"Mutter der Nation" wird sie gerne genannt, dabei passt kaum ein Name weniger zu Inge Meysel als dieser. "Mutter Courage", das wäre schon eher ein Titel für diese Frau, die immer unerschrocken ihre Kommentare abgegeben hat und nie auch nur im Traum daran dachte, eine nette Mutti zum Ankuscheln zu sein.

Inge Meysel wurde in Berlin geboren. Ihre außerordentliche Karriere begann nach dem Besuch der Schauspielschule 1930 mit ihrem Debüt in Zwickau. Nach Engagements in Leipzig und am Renaissance-Theater in Berlin wurde sie unter der Hitler-Diktatur mit Auftrittsverbot belegt. Nach dem Krieg spielte Inge Meysel Theater in Hamburg und Berlin, 1957 drehte sie erstmals einen Film für das Fernsehen. Seither wirkte sie in unzähligen Produktionen mit. Populär wurde sie unter anderem mit den "Unverbesserlichen" und als "Ada Harris".

Neun Mal bekam die beliebte Darstellerin den "Otto" verliehen, fünf Mal das "Goldene Bambi" und dazu die "Goldene Kamera". Der Produzent Markus Trebitsch, der schon lange mit Inge Meysel arbeitet, erinnert sich an ein Erlebnis, das ihm ganz typisch für ihre Art erscheint: "Wir drehten in Hongkong", erzählt Trebitsch, "nach einem langen Drehtag nötigte mich Inge Meysel, sie zum Essen einzuladen. Mit der ihr eigenen Neugier schleppte sie mich in einen belebten Straßen-Imbiss. Nach kurzer Zeit kam eine alte Chinesin an den Tisch. Die beiden Frauen musterten sich und begannen dann, sich in einer Mischung aus Chinesisch und Englisch zu unterhalten. Ich verstand kein Wort. Als die Chinesin verschwunden war, lautete Inge Meysels trockener Kommentar: Diese alten Menschen sind doch ungeheuerlich!". Inge Meyel war damals selbst auch schon 74 Jahre - jung.