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Lebensformen

Lebensformen
Veröffentlicht:
07.04.2011
In Marie Kreutzers Spielfilm „Die Vaterlosen“ muss sich Ex-„SoKo-Kitz“-Darsteller Andreas Kiendl seiner Kommunen-Kindheit stellen. Wir trafen die beiden auf der Berlinale.
Hans ist tot. Seine Kinder, allesamt in einer Wohngemeinschaft in der Steiermark groß geworden, kommen zusammen. Nur mit Schwester Kyra haben sie nach zwanzig Jahren nicht gerechnet: Warum wurde von Kyra nie gesprochen? Was ist damals in der Hippie-Kommune schief gegangen? Für die zweite Generation beginnt eine hochemotionale Reise in die Vergangenheit, u. a. mit Andrea Wenzl, Emily Cox, Marion Mitterhammer, Pia Hierzegger und Johannes Krisch. Für ihr gelungenes Spielfilm-Debüt wurde Marie Kreutzer völlig zu Recht mit dem Großen Diagonale-Preis ausgezeichnet.

tele: Das Thema Kommune ist ja belastet in Österreich …
Marie Kreutzer: Bei der Recherche kommt man an Otto Mühl natürlich nicht vorbei. Aber letztlich war das ja eine Sekte, riesengroß, mit einer sehr strengen Hierarchie.
Andreas Kiendl: Wir haben uns die Doku "Die Kinder vom Friedrichshof" angesehen. Mir ist da erst klargeworden, was das für eine Tragweite für die Kinder hat. Wie es die Kyra im Film sagt – "wenn es einen Führerschein für Kindererziehung gäbe, dann hätte der Hans nie Kinder haben dürfen".

Hast du Vorbilder in Sachen Familiendrama, Marie?
Kreutzer:
Einer meiner drei Lieblingsfilme ist "Der Eissturm" von Ang Lee. Das war der Film, bei dem ich mir gedacht hab, ich will Regisseurin werden. Ensemblefilme, die in einem relativ kurzen Zeitraum spielen, sprechen mich besonders an, auch die von Robert Altman.

War das Casting der Gruppe schwierig?
Kreutzer: Es war wichtig, dass die gut miteinander können, dass sie bereit sind, in einer Gruppe zu spielen. Das hat man schon gemerkt beim Casting, es ist nicht für alle ok, wenn da sechs Leute an einem Tisch sitzen und sie nicht die wichtigsten sind.
Kiendl: Es ist so: Wenn man beschließt, Schauspieler zu werden, wird einem jahrelang gesagt, die anderen sind deine Konkurrenten, die musst du an die Wand pfeffern. Und mit diesem Bewusstsein geht man zum Casting. Es ist halt für viele Kollegen sehr schwer, sich davon zu lösen.
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