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"Eine Couch für alle" – Das Interview

"Eine Couch für alle" – Das Interview
© picturedesk
Veröffentlicht:
22.11.2010
Reinhard Schwabenitzky und Elfi Eschke über ihre neue Serie
Alexander Jagsch spielt den unerfahrenen Psychotherapeuten Sigmund Leidovitz, Elfi Eschke seine schrullige Assistentin Lilly Buxenschutz und Martin Oberhauser einen nicht minder eigenwilligen Untermieter, der sich in der Praxis des Seelenklempners eingemietet hat. Eine Exhibitionistin (Stefanie Dvorak), ein junger Mann mit Mutterkomplex (Laurence Rupp) und eine sprechende Freud-Büste sorgen gleich in Folge 1 dafür, dass in der kleinen, durchgeknallten Welt des gestressten Psychiaters permanent die Post abgeht.

Im Interview mit tele spricht das Ehepaar Reinhard Schwabenitzky und Elfie Eschke – das zusammen schon Erfolgsserien wie „Kaisermühlen Blues“ und „Oben ohne“ drehte – über den ganz normalen Couch-Irrsinn und die Gründe für die erste Zusammenarbeit mit Servus TV.


tele: Herr Schwabenitzky, „Eine Couch für alle“ ist eine Produktion ihrer Firma Star Film. Wie kam es dazu, dass sie bei Servus TV läuft, und nicht im ORF?

Schwabenitzky: Die Serie wurde auch dem ORF angeboten, als Kathrin Zechner dort noch Programmindentantin war. Danach ist das Projekt eingeschlafen. Also hab’ ich sie dem ORF nicht wieder angeboten, sondern auf eine gute Gelegenheit gewartet. Und dann kam eben Servus TV, die haben das Potenzial dieser Serie sofort erkannt.

tele: Es ist ihre erste Produktion für einen österreichischen Privatsender. Lief alles so, wie sie es von ORF-Produktionen gewohnt waren?

Schwabenitzky: Beim ORF ist es so, dass man schlecht planen kann. Es werden irgendwelche mündlichen Zusagen getroffen und man weiß nie, ob sie eingehalten werden oder nicht. Bei Servus TV war das Vertrauen sofort da und die Zusage wurde auch eingehalten.

tele: Sie leben in Salzburg, Servus TV ist ein Salzburger Sender. War auch die räumliche Nähe dafür ausschlaggebend, dass „Eine Couch für alle“ auf Servus TV läuft?

Schwabenitzky: Vielleicht, ja. Mich interessiert jedenfalls dieser Sender besonders, weil die Qualität eher einem öffentlich-rechtlichen Programm gleichkommt. Man hat das Gefühl, da will man wirklich etwas bewegen und nicht den anderen Sendern hinterherhecheln. Und das ist für jemand wie mich schon einmal grundsätzlich interessant.

tele: Wie würden Sie die Serie charakterisieren? Ist es eine Comedy-Serie?

Schwabenitzky: Nein, es ist eine satirische Komödie. Bei Comedy geht es ja nur um Blödeleien, in unserem Fall wird zudem gut recherchiert und es geht um faktische, nachvollziehbare Probleme. Wir haben auch einen Psychiater, der uns in fachlichen Dingen berät. Und wir haben uns selbst in die Materie eingelesen, beschäftigen uns mit den Arbeiten von Frank Farelly (Anm: Der US-Psychologe Frank Farrelly gilt als Begründer der Provokativen Therapie) und Sigmund Freud, die in der Serie eine Rolle spielen. Es werden sicher auch noch andere Therapieformen, Seelenkrankheiten und deren merkwürdige Heilmethoden dazukommen. Ich glaube, „Eine Couch für alle“ ist auf jeden Fall etwas, das den Zeitgeist trifft. Weil das Problem der psychischen Krankheiten wird ja heute auch bei uns immer mehr erkannt. In Amerka ist das schon länger so.

tele: Die Serie wirkt relativ freizügig, es wird viel nackte Haut gezeigt ...

Schwabenitzky: Was ist schon freizügig? Ich hatte damit nie ein Problem, auch beim ORF nicht. Eine Zensur oder etwas in der Art hat es für mich nie gegeben, ich konnte immer völlig frei arbeiten. Ein Problem habe ich persönlich nur mit Gewaltdarstellungen. Bei den Amerikanern ist das anders: Die haben kein Problem mit Gewalt, dafür aber mit der sogenannten Freizügigkeit. In Frankreich ist es wieder ganz normal, dass Leute nackt gezeigt werden. Und dass sich die Exhibitionistin in „Eine Couch für alle“ (Anm.: Stefanie Dvorak als Patientin Agathe Zucker) auszieht, finde ich ganz normal.

tele: Auch Martin Oberhauser, der den Untermieter spielt, steht gleich in der ersten Folge im Adamskostüm da …

Schwabenitzky: Wenn man Frauen nackt zeigt, wieso Männer nicht? Ich finde das normal. Wenn einer baden geht, hat er eben nichts an, was soll man machen ...

tele: Die Rolle des Psychiaters wurde mit Alexander Jagsch besetzt, ein Darsteller, den man eher vom Theater kennt ...

Schwabenitzky: Für diese Rolle gab es ein langes und heftiges Casting mit vielen Darstellern. Und der Jagsch war letztlich die Idealbesetzung. Dass er von Film und Fernsehen nicht so bekannt ist und quasi neu entdeckt wird, ist für die Serie nur ein Vorteil, weil man sich mit einem neuen Gesicht besser identifizieren kann. Karl Merkatz war ja auch Theaterschauspieler, den kannten vor „Ein echter Wiener geht nicht unter“ auch relativ wenige Menschen.


tele: Frau Eschke, sie spielen in der Serie die eigenwillige Assistentin Lilli Buxenschutz. Eine völlig neue Erfahrung für Sie?

Elfi Eschke: Das kann man so sagen. Etwas in der Art habe ich noch nie gespielt, und das war auch der Reiz an dieser Arbeit. Das ist ja so eine schrille Person, die scheinbar als alte Jungfer alleine lebt, aber sicher auch gern einen Mann hätte. Manchmal hält man sie für blöd, aber dann kriegt sie doch alles mit. Und andererseits ist sie auch eine Angestellte, auf die man sich verlassen kann. Also ich mag diese Rolle gern. Ich finde sie einfach witzig, und ich glaube, da steckt noch viel drin. Den Rest überlasse ich der Fantasie der Zuschauer ...

tele: Haben Sie mit Alexander Jagsch schon vorher gearbeitet?

Eschke: Nein, das ist das erste Mal. Und es war sehr angenehm, wie auch mit Martin Oberhauser. Wir haben uns alle drei sehr gut verstanden. Das muss auch so sein, denn wenn es da zu kriseln anfängt, spürt das der Zuschauer sofort. Dann fehlt die Spielfreude. Und ich finde, dass bei dieser Serie gerade die Spielfreude sehr gut rüberkommt.

tele: Spricht sie das Thema Psychologie an? Ist das ein guter Stoff für eine Serie?

Eschke: Doch, weil es was ganz Neues ist. Wenn Sie sich „Eine Couch für alle“ genauer anschauen, dann ist das ein neuer Stil, das müsste die Leute eigentlich interessieren. Wahrscheinlich kennt auch jeder einen Nachbarn oder jemand anders, der einen Knall hat. Auch Angstneurosen sind zum Beispiel etwas, das heute häufiger vorkommt. Oder das Mobbing an den Schulen – ich kann mich nicht erinnern, das ich sowas früher erlebt hätte.

tele: In der ersten Folge kommt eine Exhibitionistin vor? Trifft das auch den Zeitgeist?

Eschke: Bei Exhibitionisten gib es ja verschiedene Formen. Ich hab’ das als Frau selbst schon erlebt, dass ich einem Exhibitionisten gegenüberstand. Das war im ehemaligen Jugoslawien, auf einer Insel, und das war nicht ganz so lustig. Da ist mir eine Frau, wie in der Serie, doch viel lieber …

tele: Wie geht es mit „Eine Couch für alle“ weiter? Wieviele Folgen wird es geben?

Schwabenitzky: Es gibt jetzt einmal die ersten vier Folgen als Test. Auch für Servus TV, denn die haben ja bisher noch nie fiktionales Programm gemacht. Man muss abwarten, ob der Sender diese Richtung weiter verfolgen wird. Ich habe das Gefühl, sie werden weitermachen. Wir schreiben jedenfalls bereits sechs weitere Bücher, damit auf jeden Fall schon etwas Drehfertiges da ist. Alles andere steht aber noch in den Sternen.

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"Eine Couch für alle" – Das Interview
Interviews, 22. November 2010
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