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Interview mit Rüdiger Joswig

Interview mit Rüdiger Joswig
Veröffentlicht:
05.10.2010
Der Kapitän aus der "Küstenwache"
Sie stehen seit Beginn von "Küstenwache" (1997) als Kapitän Ehlers auf der Brücke der "Albatros" – konnten Sie sich damals vorstellen, dass die Serie so erfolgreich würde?
Wir waren alle voller Enthusiasmus und wollten natürlich einen Erfolg mit diesem völlig neuen Format landen. Dass wir allerdings 2010 noch an und auf der Ostsee diversen Verbrechern das Handwerk legen würden, damit hat garantiert niemand gerechnet. Ich hab mich ja dann 1997 auch erst einmal nach Afrika zurückgezogen, um dort für die ARD ein Jahr lang zu drehen. Dort erreichte mich die Nachricht von der Weiterführung der "Küstenwache", worüber ich mich sehr gefreut habe.

Woran erinnern Sie sich aus all der Zeit am liebsten?
Die "Albatros" ist ja auch während unserer Dreharbeiten immer im echten Einsatz. Da ist es natürlich spannend, wenn wir wegen eines Rettungseinsatzes oder der Suche nach Schiffbrüchigen oder der Havarie eines Schiffes unsere Arbeit unterbrechen müssen und Hilfe leisten dürfen. Die beiden Folgen, die wir auf U-Booten gedreht haben, sind in jeder Hinsicht überaus erinnernswert. Die erste fand bei äußerst stürmischem Wetter statt, so dass unsere Begleitschiffe, aber vor allem das Kameraboot, größte Probleme hatten, ihre Positionen zu halten. Letzteres galt natürlich auch für diejenigen im Team, die nicht sehr seefest waren. Die zweite U-Boot-Folge, gleichzeitig auch die 200 Folge der "Küstenwache", haben wir immerhin auf dem in seiner Klasse modernsten U-Boot der Welt gedreht. Eine Erfahrung, die nicht viele machen können. Obwohl fast alles auf dem Boot strengster Geheimhaltung unterliegt, waren das sehr interessante Drehtage. Leider fand der Außendreh in der Kieler Förde auch wieder bei miesem Wetter statt.

Kapitän Ehlers hat alles erreicht und kann ohne die See nicht leben. Gilt das auch für Rüdiger Joswig? Ist der Kapitän die Traumrolle, und können Sie sich ein Leben ohne die regelmäßigen Drehzeiten an der Ostsee überhaupt noch vorstellen?
Den Kapitän mag ich schon sehr und freue mich, dass ich nunmehr 14 Staffeln lang Kapitän Ehlers bin, auch mag ich die See sehr. Flugkapitän wollte ich mal werden, und jetzt darf ich immerhin einen auf einem Schiff spielen. Insofern ist ein Teil eines Traumes in Erfüllung gegangen. Aber dennoch hoffe ich, dass nach dem sprichwörtlichen Loch, in das man nach einer so langen, intensiven Arbeit fällt, noch andere "Traumrollen" auf mich warten - vor der Kamera oder auf der Bühne.

In Kürze wird die 200. Folge ausgestrahlt! Wie könnte es weiter gehen? Haben Sie Wünsche an die Autoren für die Entwicklung der Rollen des Kapitäns und seiner Crew?
Priorität hat natürlich, dass unser Publikum weiterhin der "Küstenwache" die Treue hält. Das können wir nur schaffen, wenn es uns gelingt, möglichst spannende, aber vor allem glaubhafte Geschichten zu erzählen. Ich würde den Kapitän in einer Folge gern mal einen schwerwiegenden Fehler machen sehen, bei dem es um "Kopf und Kragen" geht. Natürlich geht dann doch alles gut aus, aber erst ganz zum Schluss. Besser: erst in der nächsten Folge! Vielleicht wäre auch eine Folge, die ausschließlich innerhalb der Besatzung und auf der "Albatros" spielt für alle spannend und interessant.

Sie sind ein passionierter Segelflieger und wollten ursprünglich Pilot werden – wie kamen Sie zur Schauspielerei?
Wegen eines Augenfehlers, der übrigens heutzutage bedeutungslos für den Pilotenberuf wäre, konnte ich damals nicht Pilot werden. Seit meinem 10. Lebensjahr gab es nur diesen einen Berufswunsch. Am Gymnasium war ich im Schülertheater. Das machte mir sehr großen Spaß. Den Beruf des Schauspielers zu ergreifen, konnte ich mir allerdings nicht vorstellen. Da ich das Abitur in der Tasche hatte, ging ich erst mal - ich befand mich in einem totalen "Zukunftsvakuum" - ohne große Lust an die Philosophische Fakultät der Leipziger Universität. Dort wurde ich sofort Mitglied der Studentenbühne und noch bevor das Studium richtig begonnen hatte, erkundigte ich mich an der Schauspielschule nach den Aufnahmemodalitäten. Das Ergebnis ist ja bekannt.

Küstenwache
: 13.10.2010, ZDF, 19.25 Uhr

Interviews

Interview mit Rüdiger Joswig
Interviews, 05. Oktober 2010
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