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Total entspannt

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© ORF
Veröffentlicht:
05.05.2010
tele-Interview mit "Winzerkönig" Harald Krassnitzer
tele: Was erwartet die Zuseher in der dritten Staffel "Der Winzerkönig"?
Krassnitzer: Wir haben versucht, viele emotionale Punkte einzubauen und für Turbulenzen innerhalb der Familie zu sorgen. Es gibt natürlich auch die obligatorische Auseinandersetzung mit dem Bürgermeister, die gegen Schluss richtig schön eskaliert. Und in der Familie geschehen einige tragische Schicksalsschläge.

Wird es eine weitere Staffel geben?

Darüber entscheidet im Endeffekt das Souverän und das ist in dem Fall das Publikum. Nach der Ausstrahlung werden wir wissen, ob es eine weitere Staffel geben wird, wenn klar ist, wie die Zuseher-Beteiligung war. Das ist auch gut so, denn in Zeiten wie diesen muss öffentlich-rechtliches Geld legitimiert werden. Es sollte überprüft werden, ob die Produktion noch die Qualität hat, die das Publikum sehen will oder nicht.

Würden Sie sich eine vierte Staffel wünschen?
Ich bin da relativ wertneutral und versuche mich auch meistens, aus solchen Prozessen herauszuholen, sonst gerate ich in hypothetische Situationen, die sich von einem Schauspieler nie beeinflussen lassen. Wenn ich mich jetzt positiv auf eine neue Staffel einstelle und es dann unter Umständen keine gibt, dann ist bei mir Enttäuschungspotential vorhanden. Ewig muss man eine Serie nicht ausreizen. Es geht darum, ob es noch Geschichten gibt, die man im Rahmen der Figuren erzählen kann.

Sie sind im Besitz eines privaten Weinkellers. Wie groß ist der inzwischen?
Mein Weinkeller (Anm.: Krassnitzers Hauptwohnsitz ist in Wuppertal) wird immer wieder leicht novelliert. Ich habe jetzt wieder etwas Platz, muss mich allerdings endlich auf den Weg machen, um zu sehen, was es alles Neues auf dem Markt gibt. Gerade in Österreich tut sich da sehr viel. Jedes Jahr reihen sich neue junge Winzer in die erste Liga der Önologen ein. Das ist sehr spannend und bedarf einer unendlichen Entdeckungsreise.

Eine Lebensweisheit, die Sie in Rust gelernt haben?
Mit Lebensweisheiten tue ich mir prinzipiell schwer, weil sie so reglementiert sind. Auf der einen Seite spiegeln sie eine Offenheit wider, auf der anderen Seite engen sie ein. Das, was ich im Burgenland gelernt habe, ist, vieles gelassener zu nehmen. Man taucht dort in eine ruhigere Welt ein, die teilweise italienische Züge hat, so nach dem Motto „mal schauen, was das Leben so bringt“, und das hat mir zum Teil sehr gut getan.

Gibt es im Burgenland so etwas wie ein "Lieblingsplatzerl" für Sie?
Ich habe rund um den Neusiedlersee einige außergewöhnliche Flecken entdeckt: urige Gasthäuser, Blickpunkte von Reben diverser Winzer, die man so kennengelernt hat oder kleine Dörfer, in denen einen nostalgische Pferdefuhrwerke entgegenkommen. Das alles ist ein Gesamtbild, das man aufnimmt. Abgesehen davon unterscheidet sich das nördliche vom südlichen Burgenland ganz extrem. Ich fahre mittlerweile einfach sehr gerne hin, setze mich dann auf mein Rad, fahre durch das Land und entdecke immer wieder etwas Neues.

Was machen Sie in Ihrer rar gesäten Freizeit am liebsten?
Zum einen lese ich sehr gern. Zum anderen bin ich froh, wenn ich mich um meine Familie kümmern kann. In letzter Zeit habe ich außerdem eine „Altersliebe“ zum Gärtnern entdeckt, was ich zwar höchst dilettantisch, aber mit Spaß betreibe: in der Erde buddeln, Regenwürmern und Asseln begegnen und überlegen, wie man Wühlmäuse bekämpfen kann.

Momentan drehen Sie „Am Kreuzweg“, einen Film über einen Pfarrer, der das Zölibat bricht. Wie stehen Sie zur aktuellen Diskussion rund um die Missbrauchsvorwürfe an die katholische Kirche?
Ich bedauere sehr, dass die entscheidenden Schritte nicht gesetzt wurden – nämlich mit verschiedenen Kommissionen eine Erhebung zu machen. Der Ball wieder dann wieder flach gespielt, die ursprüngliche Problematik verdrängt. Trotzdem muss man sagen, dass ein wesentlicher Teil des Kindesmissbrauchs in der Familie stattfindet. Das soll die Schuld der katholischen Kirche nicht schmälern, aber man darf auch nicht alles darauf abwälzen. Ich hätte es sinnvoller gefunden, wenn man die Vorfälle auf ein gesellschaftliches Thema zurückgeführt hätte. Es wurde in den letzten Jahren sehr viel über das Thema Jugend diskutiert, auch von Seiten der Politiker. Leider wurden Offensiven gestartet, die auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben wurden. Ich finde, es sollten im Bereich der Pädagogik völlig neue Wege geebnet werden, um den Jugendlichen einen guten Start ins 21. Jahrhundert zu ermöglichen und mit den Gepflogenheiten des 20. Jahrhunderts endlich Schluss zu machen.

Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?
Die Arbeit am Set mit Kollegen aus der Branche ist definitiv das Schönste und Spannendste an meinem Beruf. Nach den Dreharbeiten ist man als Schauspieler in das weitere Prozedere nicht involviert. Natürlich freut man sich auf die Ausstrahlung, jedoch ist der beste Part die intensive Zusammenarbeit davor mit einem Team.

Was kommt als Nächstes auf Sie zu? 
Wenn ich hier fertig bin, drehe ich in Wien zwei neue „Tatorte“, und im August wird endlich mit der Familie auf einer Südseeinsel geurlaubt.

Fernsehtipp: "Der Winzerkönig" - Neue Ziele - DO, 20.5., ORF 2, 20.15

Interviews

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Interviews, 05. Mai 2010
tele: Was erwartet die Zuseher in der dritten Staffel "Der Winzerkönig"? Krassnitzer: Wir haben versucht, viele emotionale Punkte einzubauen und für Turbulenzen innerhalb der Familie zu sorgen. Es gibt natürlich auch die obligatorische Auseinandersetzung mit dem Bürgermeister, die gegen Schluss rich… mehr >
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