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Being Ururenkel

Being Ururenkel
© Servus TV
Veröffentlicht:
27.10.2016
In der ServusTV-Reihe „Heimatleuchten“ lädt der Ururenkel von Franz Joseph I. zu einer exklusiven Führung durch das Privatleben des letzten großen Monarchen der Habsburger-Dynastie. Im tele-Interview verrät Altenburg, welche Wirkung diese Reise in die Vergangenheit auf ihn selbst hatte.

Leopold Altenburg über die Doku zum 100. Tod6estag seines Ururgroßvaters Kaiser Franz Joseph I.

Anlässlich des 100. Todestages von Kaiser Franz Joseph I. im November 2016 blickt dessen Ururenkel, der in Graz geborene und heute in Berlin lebende Schauspieler, Kabarettist und Regisseur Leopold Altenburg, für einen Zweiteiler aus der ServusTV-Reihe „Heimatleuchten“ in die Familienchronik. Nachdem sich Folge 1 (21.10. „Der letzte große Kaiser“) dem „politischen Kaiser“ widmete, zeigt der zweite Teil am 28. Oktober das Privatleben und den unbekannten Alltag von Franz Joseph und Elisabeth. Vom Salzkammergut, dort wo der Kaiser „seine“ Sisi kennenlernte und heute noch jährlich am 18. August der Kaisergeburtstag gefeiert wird, reist Leopold Altenburg nach Wien und blickt hinter den damaligen Schein des imperialen Hofes.

tele: Wie aufwändig war denn die Arbeit an dem Zweiteiler „Der letzte große Kaiser“? Und wie aufregend war es, als Nachfahre von Kaiser Franz Joseph I. durch dieses große Porträt zu führen?

Leopold Altenburg: Für mich waren diese Drehtage nicht nur eine Reise auf den Spuren der historischen Person Kaiser Franz Joseph I – es war auch eine sehr persönliche Reise in die eigene Vergangenheit, zu meinen familiären Wurzeln. In Schönbrunn stand ich am Schreibtisch von Franz Joseph. Zu Füßen des Kaisers hat dort mein Großvater Clemens Habsburg Salvator als kleiner Bub spielen dürfen. Wenn man so will, war der Kaiser des Öfteren der Babysitter meines Großvaters. Auch in der Kaiservilla in Bad Ischl durften wir drehen. Hier hat mein Vater während des Zweiten Weltkriegs und in der amerikanischen Besatzungszeit seine Kindheit verbracht. Meine Tante Sissy, Elisabeth Altenburg, erzählt mir so einiges im Gespräch über diese Zeit, und was es mit dem Stein auf sich hat, den der Kaiser zum Aufsteigen aufs Pferd genutzt hat.

Die Doku läuft in der ServusTV-Reihe „Heimatleuchten“. Sie stammen aus Graz, leben in Berlin. Wo liegt heute Ihre wahre Heimat?
Ich bin dort zuhause, wo ich Familie und Freunde habe. Sprich: Dort wo ich mich heimisch fühlen und leuchten kann, bin ich auch schon zu Hause. Und da meine Großfamilie sehr weit verstreut ist, kann das überall sein. Wenn mich die Sehnsucht nach der österreichischen Sprache packt, leg ich schnell eine Ambros-, Fendrich-, Danzer-, STS- oder Goisern-CD auf und sing dazu – zur Freude meiner Frau.

Sind Sie bei der „kaiserlichen Spurensuche“ auch auf überraschende neue Details aus der Familienchronik gestoßen? Etwas, das Sie zuvor nicht gewusst haben?
Leopold Altenburg: Mir war neu, dass es in der Hofburg an der Tür zwischen den kaiserlichen Appartements eine Klingel gibt, die Franz Joseph benutzen musste, wenn er seine Frau Elisabeth besuchen wollte. War sein Erscheinen gewünscht, gewährte Sisi ihm Einlass und der ganze Hofstaat zog sich zurück. Kam er ungelegen, musste er sein Kommen auf später verlegen und durfte noch einmal klingeln.

Werden Sie häufig auf Ihre Abstammung angesprochen – im Berufsleben oder auch privat?
Bis vor kurzem war meine Abstammung kaum Thema. Der Name Altenburg lässt nicht sofort auf eine habsburgische Abstammung schließen. (Anm.: Altenburgs Großvater Erzherzog Clemens hatte nach damaligem Hausgesetz der Habsburger 1930 nicht standesgemäß geheiratet. Daher änderte er seinen Namen in Altenburg und seine Angehörigen wurden Prinzessinnen und Prinzen). Durch meine privat und beruflich intensive Auseinandersetzung mit meiner Herkunft bekomme ich nun öfter zu hören: „Da schau her, er ist nicht nur Schauspieler und Kabarettist, nein, er ist auch der Ururenkel!“

Wieviel Kontakt haben Sie mit anderen Mitgliedern der Habsburg-Dynastie, z. B. mit Ferdinand Habsburg, der ja auch in der Doku vorkommt? Gibt es viel Kontakt unter den Familienmitgliedern des Hauses Habsburg?
Es gibt immer wieder schöne Feste wie Hochzeiten, Taufen oder runde Geburtstage, bei denen ich verschiedene Altenburgs, Habsburgs oder meine mütterliche Verwandtschaft, die Waldsteins, treffe. Von der großen, weit verzweigten Familie Habsburg kenne ich einige, aber bei weitem nicht alle. Ferdinand und ich sind uns beim Dreh zum ersten Mal begegnet, aber wir hatten gleich einen familiären Draht zueinander. Und es war natürlich sensationell. mit dem original Auto von Kaiser Karl aus dem Jahr 1914 über den Ring in Spielfeld zu besen - im Schritttempo, wohlgemerkt. Am Steuer der Motorsportler und Urenkel des ehemaligen Besitzers und letzten Kaisers: Ferdinand Habsburg.

Haben Sie Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Ihrem Ururgroßvater entdeckt? Ähnliche Interessen oder Denkweisen?
Da wir gerade vom Auto sprachen. Ich selbst hab kein Auto. Ich fahr lieber mit dem Fahrrad, der Bim und dem Zug. Der Kaiser Franz Joseph selbst konnte mit diesem modernen Zeug nichts anfangen. „Laut war´s, g´stunken hat´s und g´sehn hat ma nix. Die Pferde riechen besser!" – so hat er gedacht. Heute sind die Autos leise und riechen anders, dennoch lassen meine Gene eine Sympathie zu diesen Fahrgestellen nicht zu.

Wie stehen Sie zur Monarchie als Staatsform und zu Adelstiteln? Ist das heute noch zeitgemäß?
Die Faszination am Adel ist doch, dass er NICHT zeitgemäß ist. Figuren wie Könige und Kaiser, Prinzessin und Prinz sind archaische Figuren und erinnern uns an Märchen- und Sagengeschichten. Ich finde es auch interessant, dass der Kaiser sich gerne als archaische Figur gezeigt hat: er war Kaiser, Soldat, Jäger. Und ich selbst bin unter anderem auch Clown. Also auch ein Archetyp. Beschenkt mit der Narrenfreiheit. Gäbe es die Monarchie noch, sähe mein Leben anders aus. Ich könnte kein darstellender Künstler sein, dürfte nicht mit einer bürgerlichen, evangelischen Pastorentochter aus Hamburg verheiratet sein, und Berlin wäre Feindesland. Der Republik hab ich viel zu verdanken. Dennoch ist es wichtig, dass wir uns mit der k. & k.-Monarchie, dem Vielvölkerstaat Österreich auseinandersetzen: Was hat damals gut funktioniert, und woran ist die Monarchie gescheitert?

Danke für das Gespräch!

TV-Tipp

"Heimatleuchten: Der private Kaiser

Freitag, 28. Oktober, 20.15 Uhr (Erstausstrahlung)

 

 
 

 

Gemeinsam mit seiner Tante Elisabeth besucht Altenburg die Kaiservilla in Bad Ischl und taucht mit ihr ein in die glorreiche Vergangenheit des berühmten Gebäudes und des doch oft alltäglichen Lebens darin ein. In Wien besucht Altenburg die Hofburg und Schloss Schönbrunn, wo Sein und Schein des kaiserlichen Lebens untrennbar miteinander verschmolzen waren. Er trifft auf Historiker, die ihn in höfische Etikette und Manieren einführen, ihm aber auch die Skandale und die Doppelmoral des damaligen Lebens aufzeigen. Und er schaut, was aus den heutigen Habsburgern geworden ist.

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