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„Das war hart.“: Stuntman Joe Tödtling im Interview

„Das war hart.“: Stuntman Joe Tödtling im Interview
© Joe Tödtling
Veröffentlicht:
19.09.2013
Der Steirer Joe Toedtling wurde für seinen extrem waghalsigen Autostunt mit dem „Hall of Honours Awards“ ausgezeichnet. Im Interview spricht er über das Drehen mit George Clooney, die tele-Autojagd – und wie es ist, fünf Minuten lang in Flammen zu stehen.

tele: Gratuliere zum „Hall of Honours Awards“!

Joe Tödtling: Danke!

Du hast den Award für einen Autostunt bekommen. War das dein bisher härtester Autostunt?

Der härteste war es nicht. Es war ein zusammenhängender Stunt, in dem sehr viele Stunts drinnen sind: Mit dem Kopf durch die Scheibe fliegen, einen Scheibe einschlagen, vom Auto mitgeschliffen werden, dann gegen die Säule prallen...

38Der Ausschnitt, bevor du gegen die Säule prallst, erinnert an Death Proof. Hast du den Film gesehen?

Klar. Die Szene, wo die Frau angeschnallt auf der Motorhaube liegt. Das ist auf jeden Fall sehr schwierig, auch weil die Sequenz lange dauert. Und sehr gefährlich, weil es bei hoher Geschwindigkeit gedreht worden ist und sie nur mit den Lederseilen gesichert war. Ich bin einmal auf dem Autodach mitgefahren und durch Bremsen und Driften in einer Kurve runtergeschleudert worden. Das war hart.

Wie kommt man auf die Idee, so etwas zu machen?

Actionfilme haben mir immer gefallen, und ich hab mich immer für die Umsetzung interessiert. Irgendetwas in diese Richtung wollte ich machen. Also bin ich nach Amerika geflogen und habe in Florida bei Kim Kahana die Ausbildung zum Stuntman gemacht.

Was braucht ein guter Stuntman?

Durchhaltevermögen, Teamfähigkeit. Und er sollte kein Draufgänger sein. Ohne Hirn irgendwo runterschmeißen, das bringt nichts. Man muss mit Köpfchen arbeiten, damit nichts passiert.

Was ist das Spezielle bei Autostunts?

Das es meist nur eine Chance gibt, weil danach alles Schrott ist. Bevor wir starten, bin ich sehr fokussiert, gehe im Kopf die Abläufe, die Abstände zu Hindernissen, das Tempo durch. Und dann mache ich es. Für Nervosität ist direkt davor gar kein Platz.

Du hast unlängst mit George Clooney gedreht. Wie war er?

Es war ganz easy mit ihm. Er ist ein ganz normaler Kollege, der weiß, was er will. Er führt bei dem Film, „The Monuments Men“, auch Regie. Ich spiele einen britischen Soldaten und er hat konkrete Anweisungen gegeben, es hat gut gekappt.

Ist es manchmal ärgerlich, dass Stars wie Clooney so im Rampenlicht stehen, während die Stuntmen, die alles riskieren, im Hintergrund agieren?

Grundsätzlich nicht, weil man weiß, was man als Stuntman macht. Mich stört nur, wenn sich Schauspieler beim Promoten wichtig machen und sagen, welche gefährlichen Szenen sie nicht alle selbst gespielt haben. Meist machen sie kaum etwas selbst weil sich die Produktionsfirmen das gar nicht erlauben können, dass der Hauptdarsteller wegen einer gebrochenen Hand 3 Wochen ausfällt. Wenn sich ein Stuntman was bricht.... (lacht) dann drehen sie eben mit einem anderen Stuntman weiter.

Wie viel Risiko ist dabei?

80% eines Stunts sind Planung, Koordination und Vorbereitung. Da geht es auch darum, das Risiko zu minimieren. Ein Restrisiko bleibt immer. Irgendwas kann immer sein.

Wie geht ihr an eine Szene heran?

Ich bekomme das Drehbuch, sehe, was passieren soll, überlege, wie man das auf die Leinwand bringen kann. Gehe das mit Regie, Produzenten, Kameraleuten durch. Dann ziehen wir das durch.

_MAP0306Du hast einen Weltrekordversuch vor: Länger als fünf Minuten und 45 Sekunden in Flammen stehen. Wie heiß wird dir da?

Es wird extrem heiß, so heiß, dass ich es nicht mehr aushalte. Aber ich bin optimistisch, dass ich die Zeit überbiete. Es ist ein Kampf gegen die Hitze und gegen die eigene Psyche. Man steht in Flammen, das löst einen Fluchtimpuls aus. Aber man muss ruhig bleiben, konzentriert atmen, sonst verbrennt man sich die Atemwege.

Wir haben eingangs über Death Proof gesprochen. Was sagst du zu den anderen Szenen aus der tele-Autojagd?

Die Blues Brothers-Szene ist für die damaligen Möglichkeiten sehr gut gemacht und ziemlich witzig. Die Kameraeinstellungen sind zwar relativ statisch, dafür fliegt aber dauernd ein Auto vorbei. Gefahren wird relativ langsam, die Schwierigkeit war wohl eher, die Autos hochzubekommen, die Zerstörung zu choreografieren.

Terminator 2?

Das ist echt geil gemacht. Spitze ist, wie der Lastwagen die Brücke runterspringt, die Scheibe splittert, er fährt weiter. Der Motorradsprung von Schwarzenegger schaut auch gut aus, man sieht gar nicht, dass sie ihn da mit Seilen runtergehoben haben. Das ist die Magie im Kino, wenn man nicht weiß, wie etwas gemacht wird. Für mich bleiben die Szenen trotzdem interessant, weil ich immer etwas dazulernen kann. Und Terminator 2 bietet eine Menge extreme Präzisionsfahrten. Da macht das Zuschauen Spaß.

Bullit?

Ziemlich coole Verfolgungsjagd. Steigert sich schön, wird gegen Ende immer besser, der Schluss mit der Explosion ist super. Die unlogischen Sachen wie die vielen verlorenen Radkappen, so etwas passiert heute weniger, weil wir da immer jemanden haben der darauf schaut, dass beim Schnitt alles korrekt bleibt. Aber echt cool bei Bullit ist: Sie sind da teilweise richtig schnell gefahren. Respekt.

Interviews

„Das war hart.“: Stuntman Joe Tödtling im Interview
Interviews, 19. September 2013
tele: Gratuliere zum „Hall of Honours Awards“! Joe Tödtling: Danke! Du hast den Award für einen Autostunt bekommen. War das dein bisher härtester Autostunt? Der härteste war es nicht. Es war ein zusammenhängender Stunt, in dem sehr viele Stunts drinnen sind: Mit dem Kopf durch die Scheibe flie… mehr >
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