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Der stille Amerikaner

Der stille Amerikaner
Starttermin:
Ab 22. Mai im Kino
Teaser:
In einer Woche, in der "Matrix Reloaded" anläuft, eben nichts über "Matrix Reloaded" zu schreiben, ist schon ziemlich dreist. Aber wenn jeder von Keanu Reeves' Turnübungen berichtet, wer kümmert sich dann um einen nicht ganz unwichtigen Film wie "Der stille Amerikaner"? Lesen Sie einfach weiter...

Veröffentlicht:
21.05.2003
1955, noch vor der Involvierung von US-Einheiten in den Vietnamkrieg, erschien Graham Greenes Anprangerung des amerikanischen Weltpolizeianspruchs in Form des Romans "Der stille Amerikaner". Drei Jahre später machte sich Regisseur Joseph L. Mankiewicz daran, den Stoff filmisch umzusetzen. Doch erst jetzt, mit Phillip Noyces Neuauflage, erhält die Anklage Greenes ihre Leinwandentsprechung.

Im Saigon des Jahres 1952 unterhält der "Times"-Reporter Thomas Fowler (Michael Caine) eine Liebschaft mit der jungen Vietnamesin Phuong (Do Thi Hai Yen). Er hat den Enthusiasmus seiner jungen Jahre verloren. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen findet er den jungen, aufgeweckten Mediziner Alden Pyle (Brendan Fraser), den "stillen Amerikaner", überaus sympathisch.

Pyle bringt wieder Schwung in Fowlers Leben. Erstens ist der frische Ami nämlich überaus an sexy Phuong interessiert und umwirbt sie ganz ungeniert. Zweitens veranlasst er den welken Briten, seine "Ich misch' mich nicht ein"-Haltung zu verlassen und politisch Stellung zu beziehen...

Der Australier Phillip Noyce hat sich bisher eher mit Action ("Die Stunde der Patrioten", 1992; "Das Kartell", 1994) bzw. mit Möchtegern-Thrillern ("Sliver", 1993) einen Namen gemacht. Brendan Fraser war auch schon mal "Steinzeit Junior" und "George - Der aus dem Dschungel kam". Man hätte also vermuten dürfen, dass lediglich Michael Caine für eine Graham-Greene-Adaption prädestiniert gewesen wäre - zumal er 1983 in "Der Honorarkonsul" schon an einer mitwirken durfte.

"Der stille Amerikaner" beweist, dass die Leute einfach nur eine Chance brauchen. Fraser spielt herrlich undurchsichtig, Noyce zeigt stimmungsvolle, aber niemals kitschige Bilder und Caines Leistung steht sowieso außer Frage. Dafür gab's dann auch seine sechste Oscar-Nominierung.

Der Film sollte eigentlich schon Ende 2001 in die US-Kinos kommen, doch hätte damals wohl kaum ein Amerikaner einen solch kritischen Streifen vertragen. Das Ergebnis dieser Verschiebung: Das Zwischen-den-Zeilen von "Der stille Amerikaner" ist mit dem Irak-Krieg nur noch aktueller geworden.
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