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Achtung, Liebe!

Achtung, Liebe!
© ORF
Veröffentlicht:
23.06.2011
Sie ist die beliebteste Reiseleiterin im weiten Land der Sehnsüchte: Elizabeth T. Spira über „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ im Wandel der Zeit.

Elizabeth T. Spira ist exakt so, wie man sie sich vorstellt: Die sympathische Journalistin erzählt mit der bekannt rauchigen Stimme, herzlichem Lachen und ohne Maulkorb über die Arbeit mit einsamen, sympathischen und  – manchmal – undankbaren Leuten.

tele: Wie sind die „Liebes-g’schichten“ entstanden?
Elizabeth T. Spira: Durch die „Alltagsgeschichten“. Wir sind in der Nacht am Praterstern, bei Würschtelständen und Wirtshäusern herumgestanden. Und da haben sich die etwas zerfledderten Herren mit leichtem Alkoholdusel bei Mutter Spira ausgeweint. Ich dachte, das wäre eigentlich eine Geschichte. Dann kam plötzlich der damalige ORF-Kulturchef Wolfgang Lorenz und wollte zehn Sendungen. Wir haben gesagt „probier ma’s“. Das Plastikherz war aus der Paper-Box, das haben wir rot angestrichen, die Signation – das war alles sehr handgestrickt. Ich wollte ja eigentlich Lebkuchenherzen statt Torten (lacht).

Wie dreht man im Gemeindebau?
Wir sind ein Mini-Team: Ich, der Kameramann, der Tonmann, der sich eher versteckt, und ein Assistent, aber der darf schon gar nicht mehr im Zimmer sitzen. Wir führen die meisten Interviews im Winter. Dann sitz’ ich am Schneidetisch, das ist Knochenarbeit. Die Außenaufnahmen können wir erst ab Mai machen, wenn es grün ist.

Ändert sich da inzwischen manchmal die Lebenssituation der Protagonisten?
Natürlich! Das ist dann besonders blöd. Jedes Jahr gibt’s ein paar, die nicht mehr wollen, oder jemanden gefunden haben, der nicht will, dass das gesendet wird. Da sind sie dann sehr undankbar (lacht), aber was soll man machen: Es menschelt überall.

Sind Sie schon Einrichtungsspezialistin?
Unser Team könnte jederzeit Leute vom Spielfilm beraten, wie Wohnungen aussehen. In den meisten gibt‘s keine Bücher, sondern Videokassetten, die wie Bücher ausschauen. Früher gab‘s Fototapete mit Südsee oder Hochgebirge, jetzt sind Farben in: die eine Wand ist giftgrün, die andere lila.

Merkt man sich alle Kandidaten?
Entweder ganz traurige Geschichten, Schicksalsschläge, Menschen, die überhaupt keine Kontakte mehr haben. Von den größten Arschlöchern bis zu den einsamsten Seelen gibt’s wirklich alles. Man merkt sich auch die Strizzis, weil sie meistens lustig sind.

Waren Ihnen all die Leute jemals zuviel? Hätten Sie sich lieber mit der Natur beschäftigt?
Natur hass’ ich wie die Pest. Ich bin fürs Zubetonieren (lacht). Das Einzige, was mich interessiert, sind Menschen – das ist auch das, was ich kann.

Haben sich die Geschlechter  verändert?
Sehr. Die Männer, die nicht nur eine Putzfrau suchen, sind wesentlich mehr als vor 15 Jahren. Die wissen auch, dass das nicht gut ankommt, sie haben bis auf wenige Ausnahmen dazugelernt. Die Frauen sind emanzipierter – soweit das in Österreich überhaupt möglich ist.

Wird’s noch eine 16. Staffel geben?
Das weiß ich nicht. Um es deutlich zu sagen: Vom ORF hat mich noch niemand gefragt.

 

Interview von Julia Pühringer

 


 

Zur Person: Elizabeth T. Spira

  • Geb. am 24.12.1942 in Glasgow als Kind jüdischer Emigranten.
  • Lebt seit 1946 in Wien.
  • Promovierte Publizistin.
  • Werdegang: Ab 1972 als Redakteurin bei „profil“, ab 1973 beim ORF , u. a. für die Sendung „teleobjektiv“; Seit 1985 „Alltagsgeschichten“, seit 1997 „Liebesg’schichten und Heiratssachen“.

Interviews

Achtung, Liebe!
Interviews, 23. Juni 2011
Elizabeth T. Spira ist exakt so, wie man sie sich vorstellt: Die sympathische Journalistin erzählt mit der bekannt rauchigen Stimme, herzlichem Lachen und ohne Maulkorb über die Arbeit mit einsamen, sympathischen und  – manchmal – undankbaren Leuten. tele: Wie sind die „Liebes-g’schichten“ entstand… mehr >
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