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Interview mit Günther Maria Halmer

Interview mit Günther Maria Halmer
Veröffentlicht:
18.05.2011
"Wahrscheinlich kannte mein Friseur Elvis Presley gar nicht"
Man sieht Sie bei "Liebe mit Lachfalten" in einer ungewohnten Szene: Im Glitzeranzug imitieren Sie Elvis Presley. Wie kam es dazu?
Das war meine Idee. Das Drehbuch sah ursprünglich einen Musikabend vor, bei dem ich Saxophon spiele und einen Bandscheibenvorfall erleiden soll. Ich fand es aber viel komischer, wenn das Ganze mit einer Elvis-Nummer im berühmten Las-Vegas-Kostüm ausgebaut wird, mit Hüftschwung und allem, was dazugehört. Man kann daran sehr gut den Widerspruch von Steffen Berger aufzeigen: Einerseits ist er körperlich fit wie ein jüngerer Mann, andererseits ist er eben doch nicht mehr so jung, wie er glaubt, und das wird ihm schmerzhaft bewusst. Ich bin froh und dankbar, dass diese Idee gern aufgenommen wurde.

Wie lange haben Sie vor dem Spiegel geübt, um den Hüftschwung des "King" so gut nachzumachen?
Das war eigentlich gar nicht so schwierig, denn ich halte mich ohnehin mit Sport fit. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, selber singen zu müssen, sondern angenommen, mich zur Originalstimme entsprechend zu bewegen. Da das aber rechtliche Probleme gegeben hätte, musste ich die beiden Lieder, die ich ausgesucht hatte, wohl oder übel selber einstudieren. "Love Me Tender" ging noch relativ leicht, aber "Teddy Bear" ist ganz schön schwer nachzusingen. Mit Hilfe eines Karaoke-Gerätes hat es schließlich geklappt.

Sie haben die Zeit miterlebt, als das Elvis-Fieber ausbrach. Wie war das für Sie?
Ich war von Anfang an ein Fan seiner Musik, habe begeistert sämtliche Platten gesammelt und seine Filme gesehen. Damals war ich ja selber Teenager, und alle wollten wir so toll sein wie er.

Auch so aussehen? Trugen Sie seinen Haarschnitt, die typische "Entenschwanz"-Frisur?
Nein, leider nicht, mein alter Friseur in Rosenheim hat das mit meinen Haaren überhaupt nicht hingekriegt. Wahrscheinlich kannte er Elvis gar nicht.

Hat Elvis Presley Sie auch zur Musik gebracht? Im Film wirken Sie sehr überzeugend als leidenschaftlicher Musiker.
Ich kann gar kein Instrument spielen. Früher sollte ich Klavier lernen, wie wohl alle Jungen in meinem Alter. Aber in einem dunklen Zimmer auf einem schwarzen Klavier zu spielen, empfand ich als ziemlich langweilig. Hinzu kamen noch Stücke wie Beethovens "Für Elise", für die ich mich auch nicht begeistern konnte. Wenn ich hätte Schlager spielen dürfen oder Boogie-Woogie, das wäre etwas ganz anderes gewesen.

Welches Instrument hätten Sie denn gern gespielt?
Gitarre natürlich, wie Elvis. Wenn schon, denn schon. Dazu noch singen, als Bandleader natürlich, und die Mädels begeistern... Ich glaube schon, dass ich musikalisch bin, aber das Gitarrelernen haben meine Eltern leider nicht erlaubt.

Wissen Sie noch, was Sie gerade gemacht haben, als 1977 die Nachricht vom Tod Elvis Presleys kam?
Wo ich da gerade war, weiß ich nicht mehr, aber ich war schon schockiert über seinen frühen Tod mit gerade mal 42 Jahren. So jung... Ich hatte immer eine große Affinität zu ihm, er war Steinbock, genau wie ich, und er war ja auch Schauspieler. Im Kino habe ich durch "Fox' tönende Wochenschau" immer das Neueste über ihn erfahren. Zum Beispiel, als er zum Militärdienst nach Deutschland kam und seine Haare plötzlich ganz kurz waren. Irgendwie begleitet er mich noch immer. Als ich beruflich in Bad Nauheim war, wo Elvis ja während seiner Militärzeit gewohnt hat, habe ich dort sogar einen Elvis-Presley-Platz entdeckt. Ich würde auch zu gern mal nach Memphis fliegen, wo Elvis gelebt und gearbeitet hat, und mir alles ansehen.

Unabhängig von Ihrem Elvis-Auftritt scheint Ihnen die Rolle des Steffen Berger ohnehin großes Vergnügen bereitet zu haben. Man spürt Ihre Spielfreude in jeder Szene.
Alle meine Rollen spiele ich gern, sonst würde ich sie ja gar nicht annehmen. An Steffen Berger gefällt mir vor allem dieser Kontrast, dass ein älterer Mann jünger sein möchte, als er ist. Man kann die Komik, gleichzeitig aber auch die Tragik dieses Verhaltens sehr schön aufzeigen. Außerdem arbeite ich sehr gern mit Gaby Dohm zusammen. Sie ist eine wunderbare Schauspielerin. Wir haben den gleichen Humor, und das passt sehr gut zusammen.

Sie verkörpern einen Mann, der nur mit Frauen zusammen ist, die seine Töchter sein könnten. Wie denken Sie über solche Männer?
Sie meinen Berlusconi? Ich will mich nicht erheben und solche Vorlieben bewerten. Aber für mich käme das nicht in Frage, ich möchte mich nicht lächerlich machen und mit so jungen Frauen zusammen sein. Ich unterhalte mich lieber mit attraktiven Frauen in meinem Alter. Auch für ein gemeinsames Leben finde ich es besser, wenn Männer meiner Generation mit gleichaltrigen Frauen zusammen sind, man hat die gleichen Erfahrungen, ähnliche Lebensumstände. So etwas verbindet viel mehr.

Ein Hauptthema des Films ist das Alter und wie man damit umgeht. Sie sind jetzt 68, wie empfinden Sie das Älterwerden?
Man fängt an, anders über das Leben zu denken. Der Teil, der noch vor einem liegt, ist sehr viel kürzer als der, der bereits hinter uns liegt. Ich werde immer nachdenklich, wenn zum Beispiel auf große Ereignisse hingewiesen wird, die weit in der Zukunft liegen. Wenn es etwa heißt, die WM 2022, da überlege ich manchmal schon, werde ich das miterleben? Die Wichtigkeiten verändern sich, alles relativiert sich, man scharrt nicht mehr so mit den Hufen. Ja, und man merkt, dass so mancher Bekannte seiner Generation schon gestorben ist. Über die Zipperlein, wie sie im Film dargestellt werden, spreche ich jetzt nicht. Die sind mein Geheimnis. Ich gehöre auch nicht zu den Menschen, die nur zurückschauen und bedauern, was sie alles versäumt haben. Das ist das Trostloseste und Sinnloseste, was es gibt. Nein, ich blicke lieber nach vorn, mache Pläne. Ich bin gerade auf Theatertournee mit der Komödie "Toutou", und danach werde ich mit meiner Frau acht Wochen lang auf Weltreise gehen.

Sie sind sehr lange, fast 35 Jahre verheiratet. Was sind die Voraussetzungen für eine so glückliche Ehe?
Ja, das wird man immer gern von jüngeren Menschen gefragt. Ich kenne die allgemeinen Kriterien nicht, aber für mich ist diese Entwicklung ganz normal. Es ist eine Frage, wie ernsthaft die Partner eine Ehe eingehen. Und es gibt Regeln, die notwendig sind, wie Treue und Vertrauen, die wesentlichen Eckpfeiler einer guten Beziehung. Ich möchte mich nicht fragen müssen, mit wem ist meine Frau gerade zusammen, wenn ich nicht da bin. Und umgekehrt muss sie sich keine Gedanken machen, wenn ich unterwegs bin. Vielleicht habe ich auch einfach Glück, die richtige Partnerin gefunden zu haben. Gott sei Dank haben wir uns all die Jahre in dieselbe Richtung weiterentwickelt, so dass wir noch immer sehr gut zueinander passen.

Ändert sich die Liebe, wenn man älter wird?
Natürlich. Sie wird viel intensiver. In den ersten Jahren kümmert man sich um die Kinder, das schweißt noch mehr zusammen. Und wenn man im Laufe der Jahre immer mehr Zeit miteinander verbringt, wird die Vertrautheit noch tiefer und enger.

Interviews

Interview mit Günther Maria Halmer
Interviews, 18. Mai 2011
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