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Interview mit Charly Hübner

Interview mit Charly Hübner
Veröffentlicht:
01.02.2011
Polizeiruf 110: Feindbild (So., 6.2., ARD, 20.15 Uhr)
Nach den ersten beiden Filmen wurden Sie als neuer Schimanski bezeichnet – wie gefällt Ihnen dieser Vergleich?

Natürlich freue ich mich über diesen Vergleich, aber gleichzeitig finde ich es vermessen, weil man mich weder mit Götz George gleichsetzen kann und nach zwei Filmen auch nicht Bukow mit Schimanski. Da muss ich wohl erst noch zehn Filme drehen, um auf diesem Level mitspielen zu können.

Im "Polizeiruf 110: Feindbild" erfährt man endlich, was damals in Berlin passiert ist. Wie haben Sie sich auf diese emotional starke Szene im Auto vorbereitet, die eine ganz andere Seite von Bukow zeigt?

Das war die letzte Szene, die wir gedreht haben, und ich habe die ganze Zeit über gedacht: Hoffentlich geht das gut, hoffentlich habe ich noch genug Energie dafür übrig. Uns war von Anfang klar, dass es diese Schlüsselszene irgendwann geben wird, und ich hatte immer die stille Hoffnung, dass man an diesem Punkt ein Stück von Bukows Verletzlichkeit zeigen kann. Er ist eben nicht nur ein harter Hund und Verdränger. Er ist durch dieses spezielle Erlebnis ja erst dazu geworden.

Wie sehen Sie persönlich das Thema des Films – die Machenschaften der Pharmaindustrie?

Egal, was man macht, man ist auf jeden Fall machtlos – der Einzelne zählt einfach nicht mehr in diesem Spiel. Vor einigen Wochen hatte "Die Zeit" eine Titelgeschichte zum Thema Pharmaindustrie und der Art und Weise, wie sie der Politik ihre eigenen Regeln diktiert. Egal, ob man das als Bürger reflektiert oder darunter indirekt leidet – man ist einfach nur sprachlos über so viel Willkür.

Der Film wirft die Frage auf, wie man darauf reagiert – gibt es nur den Weg, sich außerhalb der Legalität zu bewegen?


Der Pharmaunternehmer ist im Film mit dem Kriminellen Subocek besser aufgestellt, als es die Polizei ist. Ist es da nicht besser, jemanden wie Bukow in seinen Reihen zu haben, der die Ergebnisse beischafft, die der Polizei wirklich weiter helfen?! Man kann den Aspekt kriminelle Energie einfach nicht ignorieren, wenn es darum geht, das Verbrechen zu bekämpfen.

Subocek erpresst Bukow. Egal, wie er sich entscheidet, es stirbt jemand. Kann man in so einer Situation überhaupt etwas tun?

Da stellt sich schnell die Gewissensfrage: Riskierst du das Leben deines Sohnes, um dem Gesetz die Treue zu halten, oder entscheidest du dich am Ende eben doch für die Familie, die dein Fleisch und Blut ist, und nimmst in Kauf, dass ein Verbrecher, der sich als Kronzeuge zur Verfügung gestellt hat, umgebracht wird. Das sind einfach menschliche Grundfragen, und ich bin sehr froh darüber, dass ich selbst im echten Leben noch nie in eine solche Situation geraten bin und eine Entscheidung treffen musste.

Interviews

Interview mit Charly Hübner
Interviews, 01. Februar 2011
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