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„Eine Polizistenrolle ist mit das Spannendste, was man als Frau spielen kann“

„Eine Polizistenrolle ist mit das Spannendste, was man als Frau spielen kann“
© SAT.1
Veröffentlicht:
06.10.2006
Interview mit Lilian Klebow
Frau Klebow, welcher Typ ist die Rebecca Lerchinger aus "Stadt Land Mord"?
Rebecca ist noch eine sehr junge Frau, die sich bei der Polizei durchsetzen muss und vor allem bei ihrem Kollegen Mark Brenner, der ihr die Drecksarbeit manchmal ganz gern überlässt. Sie ist nicht superehrgeizig, aber sie versucht, ihren eigenen Ermittlungsstil zu entwickeln, und sie rebelliert gegen die Regelüberschreitungen ihres Kollegen. Sie ist bodenständig und direkt. Als sie sich auf eine Affäre mit dem Staatsanwalt einlässt, merkt sie, dass sie eigentlich gern mehr will.

Wie war die Arbeit am Set? Kannten Sie Ihre Kollegen vorher schon?
Nein, keinen einzigen. Die Arbeit mit Siegfried Terpoorten macht Riesenspaß. Das, was beim Casting beschrieben wurde - also die beiden sind gute Kumpel, sonst läuft gar nichts zwischen ihnen - , ist am Set genau so geworden. Wir sind richtig gute Freunde geworden. Es ist ein total nettes Team, keiner spinnt, keine Zicken, nichts.

Ihr eigener Großvater war Kripobeamter. Und Sie haben ja bereits Ermittlerin u.a. in "SOKO Donau" gespielt. Haben Sie also eine familiär bedingte Affinität für Polizeirollen?
Ja, ich hatte schon immer eine Affinität dafür und großes Interesse an Polizeiarbeit. Mein Großvater schaut mir jetzt bestimmt von oben zu und ist ganz stolz auf mich... Er hat immer Geschichten erzählt, ein Polizeibeamter muss auch mal zu hause darüber sprechen. Ich hör, seit ich klein bin, wie Leichen identifiziert werden - gern auch beim essen. Als junge Frau ist eine Polizistenrolle sicher mit das Spannendste, was man spielen kann.

Warum?
Ich bin groß und blond und fand es nie so angenehm, auf dieses Klischee festgelegt zu werden, also oft  z.B. romantische Rollen spielen zu müssen. Etwas Analytisches, aber auch Emotionales finde ich viel spannender, es ist eine viel größere Herausforderung für mich.

Gibt es eine Lieblingsrolle?
Ganz viele. Ich hätte mich z.B. um die Uschi-Obermaier-Verfilmung gerissen. Ich finde, es gibt eine Menge historischer Figuren: Elisabeth I. z.B. würde ich gerne spielen oder auch Ulrike Meinhof. Und ich wäre sehr gern in einer Arthur Schnitzler-Verfilmung dabei. In einem Schnitzler-Stück stand ich schon auf der Bühne, aber leider habe ich im Moment überhaupt keine Zeit zum Theaterspielen.

Sie sind in München geboren, leben aber schon lange in Wien. Fühlen Sie sich inzwischen schon als Österreicherin?
Mittlerweile kann ich die Vor- und Nachteile beider Länder und Mentalitäten einschätzen. Ich habe lange in München gelebt, viele Jahre in Wien und jetzt ziehe ich nach Berlin. In München habe ich es irgendwann nicht mehr ausgehalten, und Wien ist sehr eigen. Die Wiener haben einen ganz tollen Humor und nehmen alles nicht so wahnsinnig ernst - da kann man sich echt eine Scheibe abschneiden. Im letzten Jahr habe ich in Berlin den Kinofilm "A Full Circle" gedreht, der jetzt im Herbst rauskommt. Berlin gefällt mir einfach, es ist ein spannendes Pflaster.

Ich habe gelesen, dass Sie als Kind eher introvertiert waren. Wie ist es jetzt?
Es gibt manchmal Tage, an denen ich mich gern verkriechen würde - gerade in so einem Job., in dem du ständig angesprochen wirst. Bei Setarbeiten zupft entweder jemand an dir herum oder jemand will etwas mit dir besprechen - das ist mir manchmal zu viel. Aber die Schüchternheit hat sich schon gelegt. Ich finde, Schauspielschule ist wie der Aufenthalt in einer psychotherapeutischen Anstalt, weil man da irrsinnig viel über sich lernt. Z.B. habe ich gelernt, dass ich auf andere sehr selbstsicher wirke und es gar nicht bin. Man bekommt da ziemlich viel um die Ohren gewatscht - es war nicht die schönste Zeit, man wird so ein bisschen "gebrochen" in der Schauspielschule.

Kann man als schüchterner Mensch auf der Bühne stehen?
Ja, das ist komisch. Obwohl ich oft zu schüchtern bin, jemanden nach der Uhrzeit zu fragen oder mich in einem Geschäft nach was zu erkundigen, wollte ich immer zur Bühne. Dort ist man in einem Schutz, in einem Rausch, und man ist nicht man selbst. Man spielt halt eine Rolle, die man sich selbst gebaut hat. Das habe ich übrigens auch für Rebecca gemacht - Lebenslauf aufgeschrieben, mir Gedanken gemacht, warum sie zur Polizei gegangen ist und so. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man am Ende zu sich kommt und eine ganz neue Seite von sich entdeckt hat.

Sie sind Frontfrau der Band "Cheetah". Wie viel Zeit bleibt für Musik?
Keine. Zum Glück hat die Band einen zweiten Sänger. Es ist sehr schwierig, ich müsste mich eigentlich jedes Wochenende in den Probenraum stellen, und das kann ich nicht. Aber sobald ich wieder Zeit habe, möchte ich unbedingt wieder Musik machen. Musik war für mich der Beginn meiner lLaufbahn.

Wie viel Zeit bleibt denn überhaupt?
Nicht viel, aber wenn, dann schalte ich mein Handy aus. Ich bin sehr gern zu Hause und räume rum. Außerdem bin ich oft auf Floh- und Antikmärkten und restauriere die Möbel auch selbst. Manchmal fahre ich einfach nur mit dem Rad oder fahre Boot oder gehe Inline-Skaten. Mein großes Ziel ist es, Französisch und Italienisch weiter zu lernen.

Wie sieht's aus mit dem Familienwunsch?
Ein bisschen früh. Ich bin nicht abgeneigt, mein Freund möchte auch, aber wenn, dann soll mein Kind nicht am Set groß werden. Und ich will mich noch nicht so lange zurückziehen.

Stadt Land Mord: ab 18.10.2006 jeden Montag um 21.15 Uhr in SAT.1

Interviews

„Eine Polizistenrolle ist mit das Spannendste, was man als Frau spielen kann“
Interviews, 06. Oktober 2006
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