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Die Jungfrauenmaschine

Die Jungfrauenmaschine
Teaser:
Wie eine Reise zurück in die Achtzigerjahre wirkt "Die Jungfrauenmaschine" (1988), die jetzt erst auf DVD herausgebracht wurde. Im Stil eines Dokumentarfilms wird in wackeligen Schwarz-Weiß-Bildern eine junge Berliner Journalistin auf der Suche nach der romantischen Liebe begleitet. Bei ihrem Ex-Freund fand sie sie jedenfalls nicht, ein Hormonforscher kann ihr auch keine gescheiten Antworten geben, und auch aus dem Verhalten der Affen im Zoo wird sie nicht schlau.

Veröffentlicht:
27.02.2003
So macht sie sich denn auf in die USA, wo sie ihre Mutter, eine alternde Stripperin, besuchen will. Die ist verschwunden, stattdessen erlebt Dorothee in der Schwulen-Hauptstadt San Francisco ein Amerika, wie es sich Lieschen Müller vorstellt: Sie wird im Schwarzen-Ghetto beschimpft, lernt eine lebensfrohe Ungarin aus Uruguay kennen, freundet sich mit einer lesbischen Sexualexpertin an, braust auf Harley Davidsons übers Land, besucht Lesben-Strip-Shows und geht sogar mit einer der Akteurinnen gegen Geld ins Bett. Zum Schluss tritt sie selbst als Nackedei-Hupfdohle auf.

Was will uns dieser Film sagen und wieso trägt er den Titel "Die Jungfrauenmaschine"? Solche Fragen sollte man an dieser Stelle vielleicht gar nicht stellen. In Picassos Bildern wundert man sich schließlich auch nicht über fehlende Ohren, Arme oder dergleichen. Der Film ist vor allem unterhaltsam, stammt er doch aus einer Zeit, in der eine Großstadt-Dreißigjährige nicht wusste, was man mit einem Dildo anstellen kann: Dorothee fragt tatsächlich, wofür man die Teile benutzt!

Auch einige Filmsequenzen, in denen eine Frau in S/M-Klamotten rumhüpft, waren zu jener Zeit möglicherweise schockierend für ein Kinopublikum, wirken aber in der heutigen TV-Kultur, in der man solche Leute in Nachmittagstalkshows bewundern kann, nicht wirklich fesselnd. Der ganze Film ist sehr von der damaligen "Neuen Deutschen Welle" geprägt, sei es bei der Filmmusik, in der ganzen Ausstattung oder auch bei der Art, in der Gefühle hinter einem Lachen versteckt werden.

Wer damals schon eine bewegte Jugend erlebte, der wird sich vielleicht amüsiert wiedererkennen; wer damals erst zur Welt kam, für den könnte es lehrreich sein, zu sehen, dass die Gesellschaft nicht schon immer so von Sex und Pornografie durchdrungen war wie heute. Zwar ist lesbischer Sex einer der Hauptinhalte des Filmes (FSK 16!), doch wird das Thema auf eine für heutige (abgestumpfte) Verhältnisse ungewohnte Art transportiert. Monika Treuts filmische Recherchen zur Genderproblematik, zu Sadomasochismus und sexueller Emanzipation sind mit Sicherheit ein wertvolles Zeitdokument. Aber sehen Sie sich den Film selbst an!

"Die Jungfrauenmaschine" ist erschienen und erhältlich bei absolut MEDIEN GmbH
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